Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
die mich alles dessen versichern muß / was zu Beschützung meiner Zucht erfodert wird; ich müste sonst dem Himmel klagen / dz er mir eine kurze Freude zugeschicket / und dieselbe mir bald darauff mit der allerbitterste Wermut versalzen hätte / die nichts als den gewissen Todt in mir verursachen würde / gestaltsam meinem Herrn ich zu allen Göttern schwöre / daß /dafern mir einige Gewalt solte angelegt werden / ich nach dem keine Stunde mehr leben wil. Ladisla erhohlete sich hierauff / lobete ihre Keuscheit in seinem vernünfftigen Herzen / und antwortete ihr: Schönstes Jungfräulein / ich bitte sehr / mir zuverzeihen / daß durch Liebe übernommen / ich mich zuviel unterstehen dürffen / da ich sie doch versichere / daß ich keinen Gedancken zu jhrer Ehrenkränckung gefasset /wie dann solches keinem redlichen Ritter zustehen wil / nur ist mir selbst leid / dz eure außbündige Schönheit mich dahin entzücket / wohin ich vor diesem nie kommen bin. Diese ward nicht allein der Ehren versicherung sehr froh / sondern lies ihr die anmuhtige Zuneigung auch gefallen / daß sie viel freundlicher uñ kühner mit ihm sprachte als vorhin / insonderheit /weil durch Ehren bezeigung er sein keusches Herz ihr gnug zu erkennen gab. Herkules hatte sich auch wieder erhoben / zu welchem die andern beyden Fräulein traten / und ihm grosse Ehr und höffligkeit erzeigeten / mit Bitte / ihnen zu vergünstigen / daß sie ihm als ihrem Erlöser die Rüstung abzihen / und da er beschädiget währe / seine Wunden verbinden möchten. Zwar er wegerte sich dessen etwas / aber weil sie sahen / daß er der Kühlung benöhtigt wahr / nahmen sie jhm ein Stück nach dem andern ab / wiewol anfangs nur den Helm; da sie über seiner zarten Schönheit sich fast entsetzeten / auch der Halswunde gewahr wurden / welche sie bey sanffter Reinigung nicht so gar gefährlich befunden / und sie mit möglichem Fleiß verbunden. Es verwunderte sich Herkules nicht wenig / was Ladisla bey der einen sich hinter dem Baum so lange auffhielte / meynete anfangs / er würde etwa verwundet seyn / und wahr willens zu ihm hin zugehen; weil er aber von dem Frauenzimmer berichtet ward daß er keinen Schaden genommen / sondern sich des Baums zur Kühlung gebrauchte / und von ihrer Wasen mit Gespräch unterhalten würde / blieb er an seinem Orte. Nun hätte Ladisla in seiner Verliebung wol den ganzen Tag auff solche weise zugebracht / dafern er von dem Fräulein nicht erinnert währe / seinen ritterlichen Gesellen zu besuchen / ob er vielleicht verwundet währe / da sie jhn bey der Hand fassete / und zugleich baht / er möchte der schon geleisteten Woltaht noch diese hinzu tuhn / und sie nach jhres Vaters Wohnung begleiten / damit sie neben den jhren Gelegenheit hätte / die gebührliche Dankbarkeit sehen zu lassen. Zum ersten wahr er willig / weil er selbst fürchtete / es möchte seinem Herkules etwas widriges zugestossen seyn. Das andere hätte er gerne versprochen / wann ihm nur Herkules Meynung währe bewust gewesen / dem er nicht vorgreiffen wolte; deßwegen er zur Antwort gab: Wann sein Geselle / der ihm zu gebieten hätte / mit nach ihren Eltern zu reisen einwilligen würde / solte es an jhm nicht mangeln; aber meine geliebte Freundin sagte er / woselbst sind dann ihre Eltern anzutreffen? Sophia (so hieß dieses Fräulein) antwortete: Ihr Herr Vater / von dem uhralten Fabier Geschlechte wähdazu Padua über diese ganze Landschafft Römischer Käyserl. Stadthalter. Nun wuste Ladisla wol / was vor ein hohes Ampt dieses wahr / so daß auch Könige sich vor ihnen demütigen musten / deßwegen er sich tieff gegen sie neigete / und also anfing: Hochgebohrnes Fräulein; ich bitte ganz dienstlich / meiner Grobheit zu verzeihen / daß derselben ich die gebührliche Ehre nicht geleistet / in dem ich ihres Standes allerdinge unberichtet gewesen / so daß wegen meines Frevels ich ohn Zweifel jhrer Vortrefligkeit mehr widriges /als durch beschehene Erlösung / Dienst und Freundschafft erzeiget habe; wegere mich daher nicht / die Straffe / welche sie mir aufflegen wird / geduldig über mich zu nehmen / wiewol ich bey Ritterlichen Ehren beteuren kan daß mich keine Frecheit / sondern eine auffrichtige Zuneigung so kühn gemacht hat; nahm damit ihre Hand / dieselbe ehrerbietig zu küssen; dessen sie sich doch wegerte / und jhm diese Antwort gab: Mein Herr / es sey / daß mein Herr Vater dieses Orts zu gebieten habe / und vielleicht wegen Käyserl. hohen Gnade noch viel ein
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