Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
(auff Herkules zeigend) zu meinem Buhlen haben mag / welche ausser Zweifel von guter Kühnheit seyn / und sich meiner Art viel vergleichen muß / weil sie sich im Harnische darff finden lassen; und wie könte so trefliche Schönheit einem andern / als Weibesbilde beywohnen? Herkules gab jhm zur Antwort: Als viel ich merke / dürffte ich schier in dieser Wildniß einen zahmen Buhlen bekommen; aber du must mir meine weise nicht verübeln / daß ich keinen Liebhaber annehme / der nicht zuvor einen scharffen Streit mit mir versucht hat; setzete hiemit / wie auch Ladisla / den Helm auff / und bereiteten sich zum Ernste. Dieser aber rief ihnen zu /sie solten sich nichts widriges zu ihnen versehen; steckete sein Schwert ein / und trat ihnen näher / umb ein Liebes Gespräch mit Herkules zuhalten; der ihm aber / angesehen seiner viehischen Leibesstärke nicht trauen wolte / sondern hieß jhn zurük bleiben / oder des Angriffs gewärtig seyn. Der Räuber schätzete diese Dräuung geringe / und in dem er auff jhn zugieng / sagte er: Schönes Lieb / leget euren schweren Harnisch ab / und werdet mir in der Liebe zuwillen /weil es anders doch nicht seyn kan / ich wil mich versichert gar freundlich zu euch halten / und meine Küsse anzubringen wissen / daß euch nach mehren verlangen sol; griff auch mit der rechten Hand nach jhm / in Meynung / sein alsbald mächtig zu werden; aber Herkules schlug ihn mit seines Schwertes Fläche (dann er jhn vorsezlich nicht verwunden wolte) über die Faust / daß er sie saursichtig nach sich ziehen muste / und sagte zugleich: Du unflätiger Schelm /wiltu auch noch Gewalt brauchen? Bald nim dein Schwert in die Faust / oder ich werde dich dannoch niedermachen. Der Wüterich zog hierauff von Leder /und nam nur Herkules Hiebe aus (der ungeseumet zu jhm einstürmete) / vermahnete ihn auch noch immerzu / einzuhalten / und jhm zuvor seine Begierden zu vergnügen / alsdañ wolte er ihm hernach Streits nicht versage / wann es anders nicht seyn könte. Aber Herkules achtete seiner Rede nicht / sondern traff jhn /weil er ungepanzert wahr / in die seite / daß das Blut häuffig hervor sprützete; wodurch dieser seine Liebesgedanken aufgeben / und rechtmässige Gegenwehr /mit Schwert und Schild vornehmen muste / sagte auch mit grausamer Stimme: O du elende / ob ich gleich nie kein Schwert über ein Weibesbild gezücket / so verdienet doch deine Verwägenheit / dz du gezüchtiget werdest; fiel auch mit solchem Ungestüm auff jhn / daß er seiner Wuht drey Schritte weichen muste /dessen er sich vor Ladisla nicht wenig schämete; fassete doch bald wieder Stand / und nam seiner Schanze fleissig wahr; Sie trieben das Gefechte über eine viertelstunde ohn auffhören / daß die anwesende sich dessen verwunderten. Der Räuber hatte zeit seines Lebens solchen Widerstand nicht erfahren / weil er nicht allein ein Baumstarker Mann / über vierdehalb Ellen lang / sondern auch der beruffenste Fechter wahr / und niemand / der ihn kennete / ihn bestehen durffte; Daher nam ihn wunder / daß in Weibes Armen / wie er ihm gänzlich eingebildet / solche Krafft seyn solte /und sagte zu jhm: Jungfrau / ich weiß nicht / ob ich euch vor ein Gespenst halten sol / daß ihr euch meiner Gewalt so lange erwehret. So hältestu mich nun vor ein Gespenst? antwortete er; ich dich aber vor einen Räuber und Jungferndieb; werde dir auch meine Fäuste noch etwas besser zu erkennen geben. Damit gieng der Kampff wieder an / und ward Herkules oben am Halse verwundet; welches jhm aber sein gutes Herz nicht minderte / sondern trieb den Feind so lange um /biß ihm ein Unterhieb geriet / mit welchem er ihm de Ellenboge spaltete / dz er das Schwerd aus der Faust fallen ließ / und vor Schmerzen laut schrihe; aber Herkules doppelte den Streich / und lösete jhm damit den ganzen Arm von der Schulder / daß ihm derselbe nur an der Haut hangen blieb / womit er zu Bodem stürzete / wie ein Ochs brüllete / und sich auf dem Grase walzete / biß er die gottlose Seele mit dem lezten Blute außbließ. Die drey gepanzerte Räuber entsetzeten sich höchlich über diesen unfall / und überfielen Herkules ingesamt / daher Ladisla auch nicht feyrete / mit eintrat / und zu ihnen sagete: Ihr Ertzdiebe / dürffen euer drey sich zugleich wol an eine Jungfer machen? fassete sein Schwert mit aller Krafft / und spaltete dem einen den Kopff vonander / daß nunmehr der Streit gleich geteilet wahr. Die erschrockenen nacketen Weibesbilder höreten zwar den harten Kampff / aber
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