Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
hättet auch wenig ursach zu diesem Streite gehabt / angesehe ich eine gedoppelte Verzeihungsbitte bey euch abgelegt. Ja Herr Fabius /antwortete er / ihr wisset sehr wol / dz sichs dergestalt mit Ritters Ehr nit scherzen oder spiele lässet. Die Scheltworte wahren öffentlich gesprochen / aber nit öffentlich widerruffen / welches ich euch auch nicht anmuhten wollen / nunmehr aber bin ich vergnüget /und gelebe hinfort euer Diener. Nicht mein Diener /sagte Fabius / sondern mein Freund und Mit-Römer; und daß ihr meines Irtuhms wirkliche Erkäntniß habt / wil ich euch mit einem guten Pferde / volständiger Rüstung / und 500 Kronen verfallen seyn. Zeit wehrendes Kampffes / wahr Frl. Sophia wegen ihres Bruders sehr leidig / aus furcht / ihm möchte ein Unfall begegnen / weil solche Spiele grossen teils in Glükshänden stehen; fing auch an / vor angst laut zu ruffen / da sie jhn mit dem Pferde stürzen sahe; und kunte Frl. Ursula ihre Liebe ja so wenig bergen / so daß wenig fehlete / sie aus Ohmacht vom Pferde gestürzet währe. Nach dem aber der Streit geendiget /und Fabius ohn allen Mangel blieben wahr / ohn daß er im falle die lincke Hand verstossen hatte / die ihm alsbald wieder eingerichtet ward / legten sie jhre Angst und Sorge ab / bekahmen jhre gewöhnliche Farbe wieder / und ritten ingesampt der Stadt zu / da sie von der Bürgerschaft mit einem Freudengeschrey empfangen wurden / ihre Fröligkeit an den Tag zu geben daß der vornehmsten Herren Töchter /unverlezt jhrer Ehren wieder erlediget wahren / wie man jhnen durch einen Reuter hatte lassen andeuten. Herkules / Ladisla und Fabius ritten forne an / denen die drey Fräulein mit ihren zurissenen Kleidern folgeten / und wunderten sich alle Zuseher / wer die beyden junge Herren währen / denen Fabius (welcher schon ein Römischer Rittmeister wahr) so grosse Ehre taht /und ihnen die Oberstelle gab. Etliche sageten / es währen vornehme Römische Herren / des Stathalters nahe Anverwanten / welche nur zum Possen die Fräulein entführet hätten / ihnen einen kurzweiligen Schrecken einzulagen. Andere gaben vor; die Fräulein hätten es mit ihnen also angelegt / sie heimlich zu entführen / weil sie sich mit ihnen wieder der Eltern Willen verliebet / und dieselben nunmehr Gott danken würden / daß sie einwilligten / nach dem sie etliche Stunden mit ihnen im Pusche allein gewese. Andere brachten ein anders auff die Bahn / nach dem ein jeder seinen eigenen Gedanken nachhängete / und dieselben vor Warheit angeben dürffte. Als sie vor des Stathalters Herren Quintus Fabius herlichen Hoff kahmen /und derselbe mit seinem Gemahl Fr. Sabina Pompeja biß vor das äusserste Tohr an der Gassen hervor gangen wahr / sahe der junge Fabius sie stehen / zeigete sie seinen Gefärten und sagete: Dorten warten meine Eltern auff uns / daß sie uns empfangen mögen; und als er näher kam / stieg er ab vom Pferde / trat zu ihnen hin und sagete: Diese beyde Helden haben unsere Fräulein aus den Fäusten der fünff aller verwägensten Räuber mächtig errettet / uñ bey ihren jungfräulichen Ehren sie erhalten / die ohn ihre Hülffe nicht hätte können geschützet werden; davor wir dann schuldig sind / Zeit unsers lebens ein dankbares Herz gegen sie zu tragen. Unsere Helden wahren auch schon abgestiegen / und verwunderten sich über daß herliche Ansehen des Stathalters / der ein Herr ohngefehr von 52 Jahren wahr; Er hatte einen schönen breiten Bart / welcher Anfing sich grau zu färben; hielt einen Helffenbeinen Stab in der Hand / und stunden sechs Diener hinter ihm in roht gekleidet. Er wahr mittelmässiger länge / stark von Leibe / eines kästenbraunen Haars mit etwas grau vermischet / und bräunlich von Angesicht / grosser Stirn / und scharffsichtiger Augen. Sein Gemahl vom Geblüte des grossen Pompeius / welcher ehrmahls mit Kajus Julius Käyser umb der Welt Herschaft stritte / stund ihm zur linken; eine gar schöne Frau / zimlicher länge und etwas feist / ihres Alters XLI Jahr / hatte sich ihrem Gemahl gleich in schwarzen Sammet mit güldenen Blumen gekleidet / welches ihr ein treffliches Ansehen gab. Sie wahr lebhaffter Farbe / doch mehr weiß als roht / und nach ihrem Alter sehr jung anzusehen; eingezogener und stiller Sitten / und dabey zu zeiten etwas schwermühtig; begegnete ihrem Gemahl mit gebührlichem Gehorsam und lies ihr die Haußsorge insonderheit angelegen seyn / umb welche sich ihr Herr wenig bekümmerte. Als diese beyde ihres Sohns Rede vernahmen wie wol
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