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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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und besorge sich durchauß keines Unwillens bey mir gegen mein Kind. Wir Römer halten es mit unsern Kindern also / daß sie uns zugleich lieben und fürchten / auch ohn Anzeige einiges Unwillens von uns annehmen müssen / was uns gefält ihnen einzureden / wann sie gleich im geringsten nichts verschuldet hätten; dann hiedurch wird mannicher Tochter ihr steiffer Sinn gebrochen / die sonst durch Zärtligkeit nur gastärket würde / welches hernähst im Ehestande ihnen als eine gefundene Beute ist / daß sie ihrem Ehegatten zu gehorsamen / und dessen Willen zu gelebe / schon gewähnet sind. Herkules wunderte sich der strängen Zucht / in anderheit /da das Fräulein hin zu jhrem Vater trat / und ihm als vor eine sonderliche empfangene Gunst die Hand küssete / sich ihres Frevels schuldig gab / und ganz demühtig umb Verzeihung anhielt; aber doch keine andere Antwort erlangete / als; Sie solte hingehen und sich bessern. Gleichwol wolte die Mutter ihrer lieben Tochter Ansehen bey den Fremden gerne wieder in Auffnahme bringen / und wahr unwillig / daß dieselbe ohn Ursach solte verhönet werden; durffte doch jhrem Gemahl / dessen Ernst sie fürchtete / nicht kühnlich einreden / daher sie mit glimpflichen Worten sagete: Geliebter Herr / ich wil nicht hoffen / daß ihr Ursach haben sollet / auff unser Kind unwillig zu seyn; massen euch nicht unbewust ist / wie wenig sie sonst in unser Gegenwart zu Reden pfleget; und halte ich / sie thue es vor dißmahl bloß euch zu erfreuen / und zugleich andern anzuzeigen / daß in ihrer aufferzihung wir unsern fleiß nicht gesparet haben. Der Vater schüttelte hierüber den Kopff / und sagete mit einem lachen: Frau / ledige Magen und müde Glieder sind mit worten nicht auffzuhalten; sonst klage ich noch so groß nicht über unsere Tochter / und mag sie nach gehaltener Mahlzeit / diesen Herren zu Liebe und Gefallen immerhin reden / biß sie von ihr selbst auffhören wird; sol mir auch umb so viel lieber seyn / wann ihr guten fleiß bey ihrer Aufferzihung angewand habet. Die Mutter befahrete sich / er würde mehr zur heimlichen Beschimpfung / so wol ihrer selbst / als der Tochter / fliegen lassen / welches zu verhüten / sie Gelegenheit suchte / wegzugehen / baht Ladisla /ihren Abtrit / wegen nöhtiger Anordnung / nicht ungleich auffzunehmen / und befahl der Tochter / ihn zubegleiten; dessen diese beyderseits wol zu friede wahren / dann es dauchte sie / sie währen schon viel zu lange von einander gewesen. Also gingen sie durch den innersten Plaz nach der Steige auff den grossen Saal / der so köstlich erbanet und geschmücket wahr /daß sichs Ansehen lies / es währen des reichen Römers Krassus Schätze ein grosser Teil daran verwendet;
     

dann wo die Schildereyen auffhöreten / da glänzeten die kostbahresten Steine mit eingeschnitzten künstlichen Bildern hervor. An der rechten Seite wahr die Belagerung der Stadt Troja so artig gemahlet / daß jedes Lager der Griechen nach gutem Unterscheid kunte gesehen werden. Dorten hielt der hochmuhtige Obriste Feldherr / Agamemnon / und sein Bruder Menelaus; dorten der listige Vlysses; hie der starcke Ajax; Am andern Orte der steinalte Nestor; das betriegliche hölzerne Pferd stund auff Rädern / und lieffen Jung und Alt aus der Stadt / es als eine sonderliche Gabe / an Stricken in die Stadt zuzihen / zu welchem Ende eine grosse Lücke in die Stadmaur gebrochen wahr / weil mans wegen seiner grösse in das Tohr nicht bringen kunte. Der Trojanischen Helden und ihrer Bundgenossen / wahr dabey nicht vergessen. Hektor / Sarpedon / Paris (dieses Unglüks Stiffter) und neben ihn die berüchtigte Helena (umb deren willen an Griechischer Seite in die 880000; an Trojanischer 686000 / also ingesamt 1566000 Seelen Auffgeopffert sind) / Eneas / Antenor / Memnon / und der Alte Priamus / hielten außwendig umb der Stadmaur her / und wahr des Kriegerischen Weibes Penthesilea Schlacht mit Achilles gar zierlich abgemahlet / da sie von ihm vom Pferde herunter geschlagen / und halb Tod ins Wasser geworffen und ertränket ward. Kurz davon zu reden / so wahr kein denkwirdiger Kampff der Griechische und Trojanischen Helden außgelassen; aber EneasBildnis wahr das Ansehnlichste / über welchem diese Worte stunden: Huic parenti originem debet Roma. Das ist: Diesen hat Rom zum Vater. An der andern Seite des Saals wahr die Stadt Rom abgebildet / nach dem Pracht / wie sie ohngefehr vor 240 Jahren / zun zeiten Käysers Augustus in höchster Volkommenheit gestanden. Oben

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