Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
ihnen auch / sie möchten mich und meine Gespielen unbetrübt lassen; ich wolte ihnen äidlich angeloben / ihnen solte das begehrte Lösegeld an ort und ende sie es haben wolten /außgezahlet werden / so bald wir nur zu Padua anlangen würden; dessen diese Buben lacheten / vorwendend / ich solte sie nicht so albern ansehen / sondern meine Gespielen / die sie bey Namen zu nennen wusten / auffwecken / oder die angebohtene Gnade würde in schwere Straffe Ehr und Lebens verwandelt werden. Es wahr zu verwundern / daß meine Schwestern von diesem Gepoche nicht erwacheten / und muste in meiner allergrössesten Seelenangst ich sie mit rütteln uñ schütteln munter machen / da sie nach öffnung ihrer Augen / vor den blossen Schwertern sich so hefftig entsetzeten / daß ihnen die Ohmacht nicht ferne wahr; Die erschröklichen Dräuungen aber / die wir höreten / machten uns geschwinde fertig / die Kleider in aller Eile anzulegen; Worauff sie uns unter die Arme fasseten / und wie Lämmer zum Hause hinaus trugen / legten uns auff einen stinkenden Wagen in rauhe Ochsenhäute / warffen eine kötigte Decke über uns / und jageten / als viel sie nachlauffen kunten / mit uns davon. Als wir auff den Wagen gehoben wurden / sahe solches ein Hirt nahe bey der Trinkrennen / und machte ein Geschrey / welches ihm sein unschuldiges Leben kostete; massen noch zween andere verhande wahren / die ihn alsbald niderschlugen / daß wir zusahen / und von unsern Räubern dieses zur Lehre und Warnung bekahmen / dafern wir das Maul nicht halten würden / solten wir auff eben diese weise gestillet werden. Mit was betrübtem Herzen wir nun die vier Stunden / wie uns dauchte / in den stinkenden Fellen lagen / wird der Himmel uns Zeugniß geben; Dieses einige tröstete mich / dz sie uns unser Ehren Versicherung / wie ich meynete / getahn hätten. Ich empfand sonst an den harten Stössen wol / daß der Wagen nicht im gebahneten Wege / sondern über Stein und Blok ginge / auch die Hecken offt umb die Felle herschlugen; hörete auch endlich die Räuber / so bald hinter, bald neben dem Wagen her lieffen / etliche unzüchtige Reden führen / da unter andern der allergrösseste / so von Herrn Herkules zu erst erlegt worden / zu den übrigen sagete: Ich als euer Fürst und Herzog behalte mir des Stadthalters Tochter diesen Tag zur Lust; an den beyden übrigen habet jhr beyde Obristen die erste niessung als lange es euch gefällig; hernach werdet ihr diesen euren Spießgesellen und Hauptleuten auch guten willen gönnen. Was vor Herzleid mir dieses brachte / ist unmüglich auszusprechen / und suchte ich schon mein kleines Messerchen hervor / dieser Schande vorzukommen; aber es wahr (welches ich damahls beklagete) des vorigen Abends auff dem Tische liegen blieben; doch ward ich noch in etwas getröstet / da ich den einen also antworten hörete: Ich riehte / daß man dieser Fräulein Ehre unangefochten liesse; es dürffte uns daher nichts gutes entstehen und ist zu fürchten / nicht allein unsere Fürsten / sondern auch die ganze Brüderschaft möchte drüber entrüstet werden / weil es wieder erteileten Befehl streitet. Was ihm nun zur Antwort gegeben ward / kunte ich nicht vernehmen / wiewol ichs nach meiner Hoffnungs auffs beste deutete. Endlich nahmen sie die Decke von uns hinweg / huben uns herunter / da es voller Hecken stund / und leiteten uns zu Fusse ohn einiges Gespräch durch Püsche und Dornen / fast eine halbe Stunde / biß wir auff einen lustigen Plaz kahmen / auff welchem sehr hohe Bäume zimlich weit von einander stunden / woselbst auch diese beyde Herren uns angetroffen haben. Fr: Pompeja kunte des Endes nicht abwarten / sondern fragete / wie dann unsere Helden diesen verborgenen Ort zu so gelegener Zeit hätten finden und antreffen können; Aber der Stathalter redete ihr ein; sie möchte sich biß dahin gedulden / und ihrer Tochter wolgefassete Gedanken nicht stören. Also fuhr sie weiters fort: So bald wir auff diesen Plaz kahmen / liessen sich unterschiedliche scheußliche Raben / oben von den Bäumen mit greßlichem Geschrey hören / daß auch die Räuber selbst sich davor entsetzeten / und ihr Führer /in die Höhe sehend / ihnen zurieff / sie solten über ihren eigenen Halß schreihen; Da bald ein Rabe / (ich halte gänzlich / es sey meines Hochlöblichen Anherren M. Valerius Korvinus Schuz-Rabe gewesen) vom Baum herunter flog / und schlug einen Kreiß umb dieses Räubers Häupt so niedrig / daß mann ihn mit dem Schwert hätte abreichen
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