Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
uns bleiben / oder bißdahin in euer Eltern Gewahrsam seyn wollet / mit bem bedinge / daß ihr unser Heyraht ihnen inzwischen nicht die allergeringste Meldung thut; und werden wir also nicht allein die angemuhtete Schatzung euch gänzlich erlassen / sondern unser Herz und treffliche Schätze die wir besitzen / in eure Gewalt einliefern; Hierauff werdet ihr euch in der güte zuerklären wissen / damit wir nicht verursachet werden / durch Gewalt zuerhalten / welches wir von euch ungleich lieber aus eigener Bewägung und gutwilliger gegen Liebe annehmen wolten. Als wir diesen Antrag mit zittern und zagen angehöret hatten / fielen wir auffs flehen; sie möchten so gewaltähtig mit uns nicht verfahren / sondern unsern Stand und Eltern betrachten; wir währen / die Warheit zu sagen / schon alle drey verlobete Bräute / daher wir ihnen nicht könten zuteil werden. Hier solten wir ihnen nun unsere Bräutigamb nahmhafftig machen /dessen ich mich nicht wegerte / und die drey ersten Römischen Herren / so mir einfielen / angab / aber zum Bescheide bekam; sie wolten uns versichern / ehe dann drey Wochen verlieffen / solten diese drey erschlagen und hingerichtet seyn; müsten deßwegen ihnen nicht weiters wiedersprechen / sondern so glükliche Heyrahte gerne annehmen / und den Göttern davor danken / also würden wir ihnen Anlaß geben /daß sie in künfftig uns desto herzlicher liebeten. Hiemit legten sie ihre Schwerter ab / und wolten die beyde (dann der Führer hatte keinen an) ihre Panzer von sich tuhn / uñ sich zu uns nidersetzen; welches wir merkend / das allerkläglichste Geschrey anfingen /welches unter dem Himmel je mag erhöret seyn; und rücketen wir so fest zusammen / daß wir uns mit Händen und Füssen umklemmeten; daher sie das Panzer-außzihen vergassen / und sich an uns macheten / uns von einander zu reissen. Da liessen wir uns nun zausen und trecken / hielten so fest zusammen / daß uns die Hände schmerzeten / und schrihen inzwischen /daß es einen Widerschall gab; worüber die Räuber endlich von uns abzulassen bewogen wurden / und auffs neue uns gütlich erinnerten / alle Widersezligkeit einzustellen / sonsten wolten sie uns nach angelegter Schande ihren Knechten zum Muhtwillen untergeben / mit denen wir unsere Lebenszeit im höchsten Elende zubringen solten. Wir töhrichte Kinder wolten uns auff die Fleheseite legen / und bahten mit gefaltenen Händen / so übel mit uns nicht zu verfahren; unsere Eltern solten ihnen geben / was sie begehren würden. Sie hingegen gebrauchten sich dieser Gelegenheit und trenneten uns mit leichter Mühe / rissen uns die Kleider vom Leibe ganz grimmig hinweg /und meyneten schon gewonnen zu habe; aber wir huben das Geschrey hefftiger an als zuvor; fielen ihnen umb die Beine / daß sie nach willen mit uns nicht schaffen kunten; und als wir uns so nahe wieder beysamen funden / liessen wir von ihnen / und umbgaben uns stärker denn vorhin. Ich kan wol sagen /daß Angst und Noht Kräffte verleihet / massen was ich fassete / dergestalt beklämmet ward / daß ich mich lieber in stücken zureissen lassen / als die Hände abzihen wollen. Wir schlungen uns durch einander / wie man die Erdwürmlein sihet sich verwickeln / und hielten an mit schreihen / so offt sie hand an uns legeten. Aber endlich würde es den Stich nicht gehalten haben / zumahl sie durch Eifer und Begierde übernommen /alle Sanfftmuht beyseit legte / und durch Erbrechung unser Finger uns gar leicht trenneten / wir auch ohn alle Barmhertzigkeit und Hülffe uns der Schande untergeben müssen / dafern dieser unser Erretter glükliche / und von den Göttern selbst versehene Ankunfft den Willen der Räuber nicht gestöret hätte. Dann wir höreten anfangs das rasseln ihrer Harnische zwischen den Sträuchen / und bald darauff sahen wir sie in zimlicher Eile herzu treten; dessen sich die Räuber nicht versehen hätten / und vorerst meyneten / ihrer würde eine zimliche Menge seyn / dz ich eigentlich ihren Schrecken merken kunte / welcher sich doch bald verlohr / und sie gewisse Hoffnung eines schleunigen Sieges fasseten. Hierauff baht sie ihren Ladisla / er möchte den ersten Anfang ihres Kampffs zu erzählen unbeschweret seyn; welches er einwilligte / und biß dahin ausführete / wie Herkules seinen ersten Ansprenger gefället / und darauf von dreyen zugleich angefallen worden; woselbst das Fräulein ihre Erzählung fortsetzete / einwendend / sie würde / umb die Warheit anzuzeigen / gezwungen ihm in die Rede zu fallen /
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