Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte
weil er ihren Sieg gar zu geringe machete; beschrieb demnach so best sie kunte / die Heldentaht und wie Ladisla ihrer aller Leben vor dem letzten Räuber ihrem Hüter gerettet / da sie sonst ohn alle Gnade hätten sterben müssen / welches ihnen doch erträglicher als ihrer Ehren Verlust solte gewesen seyn. Als sie nun hiemit ihrer Erzählung ein Ende gab /sagte der junge Fabius; es möchte vielleicht dieser ruhmwirdige Sieg von denen nicht so hoch geachtet werden / welchen der Räuber Krafft und Erfahrenheit unbekant währe; Wer aber den Meister aller Fechter /den hochbeschrihenen Orgetorix / und seine Gesellen Dumnorix und Ambiorix vor etlichen Jahren gekennet / und sie fechten gesehen / der würde die Vortrefligkeit dieser überwindung wol urteilen; dann diese hätte er alle drey auf dem platze tod angetroffen / und noch zween andere ansehnliche grosse Räuber / die ihm unbekant währe / ihre Namen aber auf ihren Schwertern / als Fimbria und Sergius / eingeetzet stünden. Der Stathalter erschrak dieser Rede / und sagte: Ich gläube ja nimmermehr / daß diese drey unvergleichliche Fechter sich in Räuber Geselschafft begeben / angesehen / sie durch ihre Kunst und Stärke viel tausend Kronen erworben / und allein durch meine befoderung ein grosses Gut bekommen. Zwar man hat fast zwey Jahr nicht erfahren können / wo sie gestecket / und ist man in dem Wahn gewesen / daß sie nach Gallien in jhr Vaterland gezogen / oder in den Morgenländern Geld zu verdienen / sich auffhielten / so höre ich nun mit Bestürzung / daß sie zu Räuber gedien sind. Den Fimbria und Sergius betreffend / sind mir dieselben nit unbekant / sondern dieser ein Mantuanischer /jener ein Ravennischer vom Adel / beyde umb Untaht willen aus dem Reiche verbannet. Die gröste Verwägenheit aber / die hierunter stecket / ist / daß der unbendige Orgetorix sich vor einen Fürsten hat angeben / und nicht allein nach meiner Tochter freien / sondern das Hochzeitfest auff dem Käyserlichen Schlosse hieselbst zu halten / sich dürffen verlauten lassen; Nun wahr er zu jener Zeit gar kein Auffschneider / sondern jederman hielt jhn vor warhafft / und von Tahten fester / als ruhmrähtig; muß also die Hoffnung mein Kind zu bereden / ihm diese Liebeslüge eingeblasen haben. Es sey aber wie ihm wolle / so dürfte hierunter was gefährlichers stecke / als man gedenken möchte; welches ich dißmahl beyseit setze; muß mich aber über euch beyden / Herr Herkules und Herr Ladisla /verwundern / daß eure Schwerter so kräfftig / und die Hände so erfahren gewesen sind / diese freche Räuber auffzureiben / welches ausser allem Zweiffel durch sonderlichen Beystand der Götter hat geschehen müssen. Alle anwesende fingen an diese Taht dergestalt zu erheben / daß das Frauenzimmer (außgenommen die Stathalterin / die eine Christin wahr) in den Wahn gerieten / ob nicht etwa Herkules der Gott Apollo /und Ladisla Merkur oder Romulus selbst währe. Diese beyde aber hatten grossen Verdruß an der häuffigen Lobrede / daß endlich Herkules sie ingesamt mit entblössetem Häupte baht / diese schlechte Taht nicht so hoch zu erheben / zumahl er billich zweifeln müste / ob der Streit mit Mördern / Dieben und MenschenRäubern / mit unter die Zahl der ruhmwirdigen zu setzen währe. Sie vor ihr Häupt würden sich dessen umb keiner andern Ursach willen erfreuen / als daß sie Gelegenheit gehabt / so vortreflichen Fräulein / als Kleinoten der Welt / Dienste / und ihren hochansehnlichen Eltern Freundschafft zu leiste. Das ist aller Helden Eigenschafft / antwortete der junge Fabius; nicht desto weniger aber muß derselbe die Guttaht erkennen / der sie empfangen hat; wiewol ich einen schlimen Anfang darzu gemacht habe. Wie so? fiel ihm sein Vater in die Rede; ich hoffe ja nicht / daß du wider Römische Sitten gehandelt / uñ durch Undankbarkeit dir und deinem Geschlecht einen Schandflek angeworffen habest. Davor behüten mich die Götter / antwortete der Sohn; Viel lieber wolte ich mich ohn Leben / als ohn Ehre wissen. Das Fräulein wolte den Vater des Argwohns benehmen / und zeigete an / was vor ein Streit zwischen jhnen sich aus Irtuhm erhoben; Worauf der Vater den Sohn erinnerte / den blinden Zorn hinfüro zu mässigen / als welcher ein Zeichen eines grossen Vernunfftmangels währe.
Die mitleidige Mütter sassen und kunten ihre Trähnen nicht stillen / in betrachtung der grossen Gefahr ihrer Töchter / biß sie von ihren Gemahlen auffgefodert wurden / einen kurzen Abtrit mit ihnen
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