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Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte

Titel: Des Christliche Teutschen Herkules [...] Wunder-Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Heinrich Buchholtz
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Keuscheit uñ Zucht / dz weil er sie ganz nacket antroffen uñ gesehen / sie sich dessen zeit ihres lebens schämen müste wañ sie nit sein Ehegemahl würde. So bald die ersten speisen aufgesetzt wurde /ging dz nöhtigen wege des obersitzes an biß der Stathalter bey seinen Gästen / alles nach gefallen zuordnen / Freyheit erhielt; worauf er Frl. Ursulen hinter am Tische die Oberstelle nehmen hieß; welches sie vor einen scherz aufnam / bald aber / den ernst sehend / gerne gehorsamete. Den andern Plaz muste Herkules; de dritten Frl. Helena; den vierden Ladisla bekleide / der schon in der angst stund / sein Frl. würde ihm entfernet werden; als er aber von ihrem Vater den befehl hörete / sich zu ihm niderzulassen / hielt ers vor ein zeichen eines glüklichen außganges seiner Liebe. Diese Bank wahr nun mit den fünffen besetzet / uñ wolte der Stathalter gleichwol seine Sohn von dieser liebe Geselschaft nit abtreñen / daher er zu ihm sagete: weil dich das gute Glük zu ihnen hin in de Wald geführet hat / magstu ihres nähern Beysitzens auch allhier geniessen: weisete ihn hin vor den Tisch auf einen Stuel sich niderzusetze / da er seiner vertrauete Frl. an die seite kam. Dieser junge Fabius war sonst ein wolgestalter ansehnlicher Ritter seines alters von XXIV Jahren / in adelichen Sitten und ritterlichen übungen von jugend auff wol unterwiesen / worauf sein Vater desto mehr fleiß wendete / weil ihm von eine Geburtskündiger geweissaget wahr / er würde in seinem ersten mannlichen Alter überauß grosse Mühe und Gefahr über sich zu nehmen haben; Es wahr auch an ihm nichts zu tadeln / ohn daß er seinen Zorn nicht wol meistern kunte. Der Stathalter sahe diese junge Leute hinter dem Tische an / uñ sagte zu den andern Anwesenden: Verzeihet mir / geliebte Freunde / daß vor dißmahl ich unsere Kinder so hoch ehre / und sie über uns Eltern zu diesen fremden Herren setze; dann ich habe billich seyn erachtet / daß welche heut in der Gefahr so nahe bey einander gewesen / jezt in der Sicherheit nicht so schleunig getrennet werden / weil alle schnelle verenderung / wie man saget / gefährlich seyn sol. Ladisla gedachte / diß währe schon das andere Zeichen seines gehofften gute Fortganges. Aber Herr Kornelius antwortete dem Stathalter; es währe solches von jhm sehr wol geordnet; welcher dañ aufbegehre sich zu dem jungen Fabius setzete / und sein Gemahl Frau Fausta / des Stathalters Mutter Schwester Tochter / der Skipionen Geschlechts / neben jhn /gegen ihre Tochter Frl. Ursulen über. Herr Emilius folgete ihr / und sein Gemahl Fr. Julia / eine Pollionin / der Stathalterin Halbschwester von der Mutter her /welche neben ihr die Stelle nam / so daß der Stathalter zu unterst vor dem Tische alleine saß / und an der rechten Hand seine Tochter hatte / welche wegen seiner nahen Gegenwart mit ihrem Ladisla nicht reden durffte. Der junge Fabius verrichtete das Vorschneider-Amt / und nöhtigte die anwesenden höflich / so mangelte es zeit wehrender Mahlzeit am guten Seitenspiele nicht / welches Herkules und Ladisla / als die darin wol geübet / sehr liebeten. Bey dem Essen fiel mannicherley Gespräch / biß nach aufgehobenen Speisen die Stathalterin an ihren Gemahl begehrete /ihr ein Viertelstündichen ihren Willen zu gönnen; wolte hoffen / den Anwesenden ingesamt würde es nicht zuwider seyn. Der Stathalter ließ es gerne geschehen / der ihr Vorhaben schon merkete; Worauf sie die drey Fräulein anredete / und ihnen eins zu werden befahl / welche unter ihnen gleich jezt öffentlich erzählen solte / auff was weise sie geraubet / und von diesen Herren wieder errettet währen; würden sie aber sich dessen wegern / dann solten sie diesen Tag auff keinen Tanz hoffen. Frl. Ursula / als die älteste antwortete: sie wüste niemand / die solchem Befehl besser gehorsamen könte / als Frl. Sophia; dann sie währe unter ihnen die geherzeste gewesen / und hätte den grausamen Kampff guten teils angesehen. Frl. Helena stimmete mit ein / und baht / daß sie die Mühe über sich nehmen möchte; welche aber zur Antwort gab: Ich erinnere mich billich / daß heut vor Essens mein Herr Vater wegen meines unnützen Gewäsches mich gestraffet / und ihr wollet mich noch in weitere Ungelegenheit setzen / daß ichs immerzu gröber mache? Auff diese weise / sagte Frl. Ursula darff unser keine rede weil auch unsere geliebte Eltern zugegen sind. Der Stathalter sagte lachend: wiewol mein Bäßlein Ursul / als die älteste billich das Wort führen solte

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