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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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uns was trinken", forderte Bates den neben ihm gehenden Kinney auf. „Wir haben es uns verdient. Und wir haben noch eine Kleinigkeit vor uns."
    Bansammu beobachtete aus den Augenwinkeln, wie die beiden Amerikaner aus dem Badehaus kamen und in Lo Wens Haus gingen. Sie würden jetzt ihre Bierbüchsen auspacken. Mochten sie tun, was immer sie wollten, Satchanasai war im Haus geblieben, also gab es keinen Grund zur Beunruhigung. Der Alte stand am Fuße der eisernen Leiter, die vom Frachtraum der Maschine herabhing, Nautung befand sich in der Maschine. Seine Männer trugen die Kisten heraus. Bansammu sah diese Kisten nicht zum ersten Mal. Er konnte unterscheiden, was in ihnen transportiert wurde. In den länglichen Holzkisten befanden sich Gewehre und Maschinenpistolen. Die Munition dazu war in kleinere, besser zu handhabende Kästen gepackt, die für die Maschinenwaffen sogar in solche aus Blech. Nautungs Männer hatten die Packtiere bis an die Piste geführt und beluden sie mit den Lasten. Das ging nicht sehr schnell, weil sie einen längeren Marsch vor sich hatten und die Lasten sehr umsichtig befestigt werden mussten, damit keines der Tiere wund gescheuert wurde und etwa ausfiel. Nachdem alles ausgeladen worden war, kontrollierte Nautung die Lasten auf den Tieren, und erst als er zufrieden war, wandte er sich an Bansammu: „Du bist allein - sollen wir das Opium tragen?"
    Bansammu war ihnen für die Hilfe dankbar. Er hätte zwar einen der Karren nehmen können, die es im Dorf gab, aber es wäre für ihn trotzdem eine große Mühe gewesen, die Säcke zu der Maschine zu schaffen. Nautung beauftragte ein paar seiner Männer, ihm zu helfen. Bansammu hielt er zurück: „Du brauchst nicht mitzugehen, sie wissen schon Bescheid. Da, rauch noch eine von den guten Zigaretten!"
    Sie rauchten und sahen den Männern zu, die aus Lo Wens Erdkeller die Fracht herausholten. Eigentlich ein ziemlich dummes Spiel, dachte Bansammu, aber es hilft nichts, Mister Warren wünscht, dass wir es so ausführen. Er wird seine Gründe haben.
    „Wie ist diesmal die Ernte bei euch?" erkundigte sich Nautung. Es war stockdunkel geworden, nur der Mond verbreitete ein wenig Licht, man konnte gerade noch die Gestalten der Männer erkennen.
    „Wir werden einen normalen Ertrag haben", gab Bansammu zurück.
    Er liebte die Banditen nicht, auch Nautung war ihm nicht besonders sympathisch, aber eigentlich hatten sich diese Kerle hier immer anständig benommen. Sie stahlen nichts, sie ließen die Mädchen in Ruhe. Es waren eben junge Burschen, die man als irreguläre Soldaten verwendete. Vermutlich wäre ihnen und ihren Familien mehr Nutzen entstanden, wenn sie in ihren Dörfern einer Arbeit nachgegangen wären. Aber die Amerikaner hatten ihre Mittel, um ihnen das Dasein als Banditen reizvoll zu machen. Die Burschen erhielten eine gute Bezahlung, und sie bekamen alles, was sie zum Leben brauchten, von den Amerikanern. Das hatte wohl die meisten veranlasst, sich auf diese Tätigkeit einzulassen.
    „Wir werden dieses Jahr weniger zusammenbekommen", sagte Nautung.
    Bansammu blickte ihn an. „Schlechte Ernte?"
    „Wir haben ein paar Gegenden verloren."
    „Die Truppen aus Rangun setzen euch zu?"
    „Das tun sie."
    „Warum lasst ihr sie nicht in Ruhe?" fragte Bansammu. „Ich kann mich lange zurückerinnern. Ihr habt eigentlich immer gemacht, was euch recht war, und die Regierung war sehr nachsichtig. Warum habt ihr es nicht dabei belassen?"
    „Unabhängigkeit", behauptete Nautung. „Wir wollen nicht von Rangun regiert werden."
    „Von wem dann?"
    „Von uns selbst!"
    „Und die Amerikaner?" Bansammu zweifelte. „Sie bezahlen das alles. Glaubst du nicht, dass sie euch eines Tages die Rechnung überreichen?"
    Nautung lachte. „Ich bin nicht dumm, alter Mann! Natürlich helfen die Amerikaner uns nicht, weil wir so nette Leute sind.
    Nein, sie haben ihre eigenen Interessen. Sie kommen mit den Politikern in Rangun nicht zurecht, das möchten sie ändern."
    „Und deshalb raten sie euch, gegen die Ranguner zu kämpfen?"
    Nautung lächelte verlegen. Natürlich taten die Amerikaner genau das, was der Alte sagte. Aber was sollte ein junger Mann aus einem Schan-Dorf heute wohl machen? Selbst die Großväter hatten schon im Sold der Amerikaner gekämpft. Weigerte er sich, schloss man ihn aus der Gemeinschaft aus. Kämpfte er mit, hatte er wenigstens die Aussicht, etwas zu verdienen und ein halbwegs angenehmes Leben zu führen. Bis ihn eine Kugel traf.
    Das Gesicht

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