Des Drachens grauer Atem
Nautungs verdüsterte sich. Er würde mit seinem Trupp südwärts ziehen, nachdem er die Lasten über die Grenze gebracht hatte. Und das Militär von Rangun zog nordwärts, hörte man. Es war eine Abstimmung über eine neue Regierung angekündigt worden und über ein Programm für die Entwicklung des Landes. Zu diesem Programm gehörte auch die Beseitigung der Bedrohung durch marodierende Banden, hieß es. Das sind Wir. Wir werden ihnen entgegen ziehen. Schöne Hinterhalte legen. Überfälle machen. Wir werden auch Tote haben, dachte er, aber das sagte er nicht. Er klopfte Bansammu auf die Schulter und riet ihm: „Mach dir keine Gedanken! Wir werden schon durchkommen."
„Aber wir nicht", entgegnete Bansammu. „Wenn es noch lange so weitergeht, wird der Hunger in Muong Nan Einzug halten.
„Ist es so schlimm?"
„Schlimm genug. Wenn die Ernte vorbei ist, schicken wir ein paar Männer in die Wälder am Fuße der Berge. Vielleicht treiben sie ein Wildschwein auf oder ein paar Kaninchen."
Nautung schüttelte den Kopf. „Und was macht ihr mit dem Geld, das euch die Amerikaner für euer Opium bezahlen?"
„Sie bezahlen kein Geld", sagte Bansammu böse.
Nautung merkte, dass der Alte sich erregte. Er war das bei ihm nicht gewohnt, und er wunderte sich darüber. „Ich würde euch gern helfen", sagte er betroffen. „Aber ich weiß nicht wie. Mir scheint, du hast Grund, unzufrieden zu sein."
„Jeder in diesem Dorf hätte Grund, sich von einem hohen Felsen in eine Schlucht zu stürzen", sagte Bansammu verbittert. „Aber das ist nicht deine Sorge. Ich glaube, deine Leute sind fertig. Ich wünsche euch guten Weg."
Er drehte sich um und ging. Nautung sah ihm ein paar Sekunden nach, mit einem Ausdruck von Bedauern. Bald kamen seine Leute, und er gab ihnen das Kommando, die Packtiere anzutreiben und zu verschwinden.
Bansammu vergewisserte sich, dass die Säcke mit dem Opium in der Maschine lagen, dann schloss er das Schott. Er ging zu Lo Wens Haus und schaute in den Erdkeller. Den Sack mit dem verdorbenen Opium hatten die Banditen stehen lassen. Bansammu legte die aus Bambus gefertigte Klappe auf den Einstieg und machte sich auf zu den Fliegern.
Er hörte das Radio spielen, das sie mitgebracht hatten. Bevor er die Leiter empor kletterte, blickte er noch einmal zu seinem eigenen Haus hinüber. Dort war alles dunkel. Satchanasai hatte sich wohl schlafen gelegt.
Kinney sah zu, wie Bates aus seiner Segeltuchtasche das Waschzeug auspackte. In Schaumstoff eingewickelt, befand sich darin eine kleine Flasche mit einer wasserklaren Flüssigkeit.
Bates hatte ein paar Trinkgefäße genommen, die an der Wand aufgehängt waren. Auf dem Tisch standen Bierbüchsen. Jetzt öffnete Bates das Fläschchen und ließ einige Tropfen der Flüssigkeit in ein solches Trinkgefäß rinnen.
„Und das wirkt auch todsicher?" erkundigte sich Kinney.
„Das machen sie für die Special Forces, da kannst du sicher sein, dass es erstklassiger Stoff ist. Er wird davon vierundzwanzig Stunden schlafen wie ein Skunk."
Kinney grinste und sah nach der Uhr am Handgelenk. „Soviel Zeit hat er gar nicht mehr, wir fliegen um sechs."
Dann hörten sie Bansammu kommen. Der Alte betrat den luftigen Wohnraum, nickte den beiden Amerikanern freundlich zu und sagte: „Es ist alles erledigt."
Bates ging ihm mit dem gefüllten Bierbecher entgegen und forderte ihn auf: „Sehr schön, Bansammu, und jetzt löschen wir erst einmal unseren Durst mit einer Büchse San Miguel."
Bansammu nahm den Becher und prostete den beiden Fliegern zu, wie er das von ihnen gelernt hatte, denn fast immer, wenn sie hier gewesen waren, hatten sie Bier mitgebracht. Die beiden hoben ebenfalls ihre Becher, und Kinney sagte: „Also - auf die wohltätige Wirkung des kühlen Getränks!"
Bates warf ihm einen warnenden Blick zu, aber Bansammu hatte keinen Verdacht geschöpft. Er trank gern Bier. Bevor die Flieger gekommen waren, hatte er nie welches gesehen. Er liebte dessen leicht berauschende Wirkung, die nicht so gefährlich war wie ein Rausch von Laku, dem Schnaps, den die Marodeure manchmal aus Burma mitbrachten. Damals, als Mister Warren zum ersten Mal mit den Fliegern in Muong Nan erschienen war, um das Geschäft mit dem Opium in Gang zu bringen, hatte er außer manch anderem, was die Bewohner der Siedlung nie zuvor kennengelernt hatten, auch Kartons mit Bierbüchsen mitgebracht.
„Ich gieße etwas nach", sagte Bates. Er ging mit einer geöffneten Bierbüchse zu Bansammu und
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