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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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füllte dessen halbgeleertes Trinkgefäß wieder. Dabei musterte er ihn aufmerksam. Die Augen des alten Mannes begannen zuzufallen. Bates schob ihm einen der im Haus herumstehenden Rohrstühle hin. Bansammu bewegte den Kopf und merkte, dass ihm das schwer fiel. Was war das? Es gelang ihm kaum noch, die Augen offen zu halten. Diese Müdigkeit war teuflisch! Habe ich eigentlich noch den Becher mit dem Bier in der Hand oder nicht?
    Kinney hob das Trinkgefäß auf. Es war dem alten Mann aus der Hand gefallen und auf den Boden gerollt.
    Bates beugte sich zu Bansammu herab, dessen Kopf auf die Brust gesunken war. Bates hob ihn an und rief: „He, Bansammu! Was ist?"
    Der Alte antwortete nicht mehr, er bewegte nicht einmal die Lippen. Bates zog ihm die Augenlieder hoch und besah sich die Pupille. Dann sagte er lakonisch: „Aus."
    Kinney stand immer noch mit Bansammus Bierbecher in der Hand daneben, bis ihn Bates anfuhr: „Spül das Ding mit Bier aus und stell es hin. Nimm die Lampe und steig in den Keller."
    „Hoffentlich hält der Plastsack das aus", bemerkte Kinney zweifelnd, während er tat, was Bates ihm aufgetragen hatte.
    „Mach dir keine Sorgen, der Alte wiegt nicht viel mehr als einen Zentner, und das trägt so ein Sack."
    „Sicher?"
    „Bist du Idiot denn nie für die Armee geflogen, bevor du zu uns kamst?"
    „Selbstverständlich!"
    „Und da weißt du nicht, dass in solchen Säcken Gefallene transportiert wurden?"
    Kinney schluckte nur, dann kletterte er die Leiter hinab.
    Satchanasai hatte alles beobachtet, was geschehen war, nachdem die Flieger angekommen waren. Sie hatte an der Mattenwand von Bansammus Haus gesessen und durch einen Schlitz hinausgespäht. Sie hatte Nautungs Leute gesehen, wie sie die Kisten aus der Maschine luden und später die zehn Säcke mit dem Opium aus dem Keller schleppten. Dabei hatte sie sogar so etwas wie Sympathie für sie empfunden, weil sie Bansammu diese Arbeit abnahmen. Dann war Bansammu von der Landepiste zurückgekommen und war zu den Fliegern gegangen. Einen Augenblick hatte Satchanasai noch hinausgeblickt und überlegt, dass Bansammu sicher eine Weile bei den Fliegern bleiben würde. Es würde Bier geben, ja. Und es war auch unhöflich, die beiden Amerikaner allein zu lassen. Schon wollte sie sich auf die Schlafpritsche legen, weil sie müde war, da stieg einer der Flieger die Leiter von Lo Wens Haus hinab und kroch in den Erdkeller. Satchanasai wunderte sich, was er wohl dort wollte. Sie konnte sich auch nicht erklären, was es zu bedeuten hätte, als der Mann einen der großen Plastsäcke mit ins Haus hinaufnahm. Schließlich schlief sie im Sitzen ein.
    Als sie wach wurde, war es bereits Tag. Über der Piste lag noch ein dünner Nebelschleier, der sich aber in der Sonne auflöste, die über die Bergspitzen im Osten klomm. Das Geräusch der Flugzeugmotoren hatte Satchanasai geweckt. Also starteten die Amerikaner. Aber wo war Bansammu?
    Das Mädchen blickte sich im Haus um. Nichts ließ darauf schließen, dass er da gewesen war. Hatte er in Lo Wens Haus geschlafen, zusammen mit den Fliegern? Warum kam er jetzt nicht zurück? Satchanasai blickte hinüber zur Landepiste. Dort war Bansammu nicht zu sehen. Die Maschine rollte gerade an. Ihre Motoren dröhnten auf, und der schwere Vogel bewegte sich immer schneller vorwärts.
    Das Mädchen kletterte in Lo Wens Haus hinauf, fand aber nichts, was Aufschluss gegeben hätte. Die Schlafsäcke der Flieger lagen zusammengerollt auf Lo Wens Schlafpritsche. Ein paar leere Bierbüchsen standen herum. Reste einer Mahlzeit waren auf dem roh zusammen gezimmerten Bambustisch zurückgeblieben. Von Bansammu keine Spur.
    Satchanasai lief von einem Ende der Siedlung zum anderen, während die Maschine donnernd davonzog und schnell an Höhe gewann. Als der Schall der Motoren nur noch wie ein leises Grollen in der Morgenluft hing, blieb Satchanasai am Rande der Landepiste stehen und überlegte. Es war möglich, dass Bansammu sie nicht hatte wecken wollen und sogleich zu den Mohnfeldern aufgebrochen war. Hatte er nicht schon gestern dorthin gehen wollen?
    Das Mädchen machte sich auf den Weg. Sie hatte noch nichts gegessen, eigentlich auch gestern nur sehr wenig, aber sie lief los und riß unterwegs, als sie an der Schlucht vorbei war, ein paar Wildbananen von einer Staude. Sie schmeckten nicht besonders gut, und sie hatten nur wenig Fruchtfleisch, dagegen aber eine Unmenge von Kernen, so groß wie Streichholzkuppen. Satchanasai knabberte an

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