Des Drachens grauer Atem
geschrieben?"
„Dass wir auf ihn warten - und dass er bald kommen soll."
Bansammu hörte das Flugzeug, lange bevor Satchanasai es wahrnahm. Er sagte düster: „Das wäre sehr gut. Wir werden den Jungen brauchen."
Satchanasai nahm seine Hand und wollte mit ihm zum Haus gehen. Sie hatte die Gewohnheit, an seiner Hand zu gehen, seit ihrer Kinderzeit nie ganz aufgegeben. Oftmals, wenn sie es tat, war es ihr gar nicht mehr bewusst. Jetzt aber erinnerte Bansammu sie daran: „Ich muss auf das ebene Land, mein Kind. Geh allein ins Haus."
Sie wollte eine Frage an ihn richten, aber da hörte auch sie die Motoren. Die Felswände warfen das Echo ihres Lärms zurück. Es klang wie ferner Donner, der schnell näher rollte.
„Sie kommen wieder?"
Bansammu machte eine Handbewegung in Richtung der untergehenden Sonne. „Die Schan sind schon da. An der Schlucht."
Dann drängte er Satchanasai: „Lauf ins Haus. Die Flieger brauchen dich nicht zu sehen. Wir sind allein, und man weiß nicht, auf welche Gedanken diese Kerle kommen, wenn sie wissen, dass du da bist."
Joe Bates drückte die Maschine steil abwärts. Um die Piste bei Muong Nan richtig anzufliegen, war das nötig, denn das Tal war nur klein, und es blieb nicht viel Platz, einzuschweben. Aber Bates wusste, was man dieser alten C-47 zumuten konnte, und er kannte die Landepiste lange genug, um keinen Fehler zu machen. Hier gab es kaum Winde, wenn man die letzte Bergkette überflogen hatte. Eigentlich ein idealer Flugplatz. Selbst nachts brauchte man die Maschine nur leicht zu sichern. Ein paar kurze Stahlseile, mit Pflöcken in der Erde befestigt, genügten.
Kinney sagte dem Piloten routinemäßig die Höhenwerte an, während die Maschine auf die Erdpiste zuschwebte. Aber Bates hätte auch ohnedem auskommen können. Eine C-47 konnte man in dieser Situation am besten nach Sicht fliegen und auch landen.
Am Ende der Piste stand ein Mann. Bates sah ihn schon, als das Fahrwerk aufsetzte. Nun gut, die Nachrichtenverbindung klappte immer einwandfrei. Offenbar waren die Schan-Leute bereits eingetroffen. Während die Maschine langsam ausrollte, erkannte Bates, dass es Bansammu war, der sie erwartete. Er machte Kinney aufmerksam: „Der ahnt nichts von seinem Glück!"
Bates stellte die C-47 am Ende der Piste in Startposition, bevor er die Motoren ein letztes Mal durchlaufen ließ und sie dann abschaltete. Kinney pflockte die Seile fest, während Bates dem alten Bansammu die Kisten im Laderaum der Maschine zeigte. Er erkundigte sich harmlos, wo Lo Wen sei. Bansammu sagte nur: „Er ist in Chiengmai. Es hat da scheine Sache gegeben, mit der Polizei. Man hält ihn noch fest. Aber wir hoffen, dass er bald heimkehrt."
Bates fragte nicht weiter. Er wartete, bis Kinney die beiden Reisetaschen aus der Maschine brachte, in denen sich ihr Reisegepäck und ihre Verpflegung befanden. Bevor sie davongingen, wandte er sich nochmals an Bansammu: „Wir können wohl in Lo Wens Haus übernachten, nicht?"
„Aber selbstverständlich", versicherte der Alte. „Richten Sie sich dort ein, Sie wissen ja Bescheid."
Die beiden Piloten übernachteten stets, wenn sie in Muong-Nan waren, in Lo Wens Haus. So schafften sie zunächst ihr Gepäck dorthin und begaben sich anschließend ins Badehaus.
Kinney goss Bates einen Topf Wasser über den Rücken. Er lachte dabei und sagte: „Mann, wenn ich mir vorstelle, was für ein Gesicht der Alte machen wird!"
Bates fuhr ihn an: „Halt die Klappe! Gewöhne dir ab, über solche Sachen zu reden. Darüber redet man nicht einmal mit sich selbst!"
Er erhob sich und griff nach dem Topf, um nun seinerseits Kinney mit Wasser zu übergießen. Die beiden brauchten längere Zeit, bis sie sich abgetrocknet hatten und wieder den Weg zu Lo Wens Haus einschlugen. An der Maschine sahen sie ein paar Männer stehen, aber die waren nicht zu erkennen, denn die Dunkelheit war schnell und ohne Übergang gekommen. Bates blickte sich nach den verstreut stehenden Pfahlhäusern der Siedlung um und musterte sie misstrauisch. Nirgendwo war jemand zu entdecken.
„Sieht so aus, als hätten wir tatsächlich ein Mordsglück", meine Kinney halblaut.
Bates nickte. Die Leute waren auf den Mohnfeldern, das war gut. Vielleicht lag in diesem oder jenem Haus ein Kranker, oder es gab ein paar Greise, die nicht mehr auf die Felder gingen. Aber das würden nur wenige sein, und sie würden sich nicht dafür interessieren, was in Lo Wens Haus oder an der Maschine vor sich ging.
„Komm, lass
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