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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Gäste bei uns wohl fühlen."
    „Es gab nur einen Nachteil", schränkte Wilkers mit einem Augenzwinkern ein. „Ich hatte wenig Gelegenheit, mit Ihnen zu sprechen. Ist es unhöflich, wenn ich den Wunsch habe, das einmal nachzuholen?"
    Sie lächelte, und als sie Wilkers anblickte, glaubte dieser zu verstehen, weshalb Blake so geworden war, wie er ihn in den letzten Stunden kennengelernt hatte. Diesen Ausdruck hätte Raffael in die Züge einer seiner Madonnen gelegt haben können. Eine Frau von zierlicher Schönheit, deren Gesicht Leidenschaft ahnen ließ hinter seiner ausgeglichenen Gelassenheit; ein Feuer, das wärmte, ohne zu verbrennen.
    „Darf ich Ihnen ein Kompliment machen? Ich habe in meinem Haus in der Schweiz den Abdruck eines Steinschnitts hängen. Er zeigt das Bild der Kuan-yin, meines Wissens die einzige weibliche buddhistische Gottheit. Wenn ich wieder zu Hause bin und das Bild betrachte, werde ich an Sie denken müssen."
    Der Gesichtsausdruck der Frau veränderte sich nicht. Er blieb höflich. Ein leises Lächeln huschte in ihre Augen, als sie sagte: „Danke, Professor. Ich werde mich freuen, Sie wieder bei uns zu sehen."
    Blake erwartete ihn auf dem Steg. Er schüttelte ihm kräftig die Hand, dabei beobachtete er Sloane, der mit seinem Auto am Ende des Steges stand.
    „Sie können sich vom Aufseher - da vorn in dem kleinen Holzhäuschen - ein Taxi rufen lassen, Professor."
    „Danke", sagte Wilkers. „Ich werde alles genau machen, wie Sie mir geraten haben. Und ich bin sicher, wir sehen uns noch einmal!"
    Ich würde erleichtert sein, dachte Blake. Aber er sagte das nicht, sondern nickte nur freundlich und rief dem davongehenden Wilkers nach: „Bis demnächst Professor! Und alles Gute inzwischen!"
    Im Hotel Asia angekommen, setzte sich Wilkers in der Halle in einen der bequemen Sessel und ließ sich Kaffee servieren.
    Eigentlich hatte er gar nicht das Bedürfnis, Kaffee zu trinken. Blakes Hinweis, dass ihm jemand bis in den Jachthafen gefolgt war, fiel ihm wieder ein. Er schmunzelte belustigt, als er sich so zurechtsetzte, dass er mühelos die Eingangstür im Auge behalten konnte. Dies ist ein Detektivspiel! Professor Wilkers auf der Flucht vor unbekannten Gaunern!
    Der Hallenkellner brachte den Kaffee, der kohlschwarz war und bitter. Selbst einige Löffel Zucker konnten das Getränk nicht annähernd so schmecken lassen wie das, was man gemeinhin als Kaffee bezeichnete. Aber Wilkers ließ sich dadurch nicht verdrießen. Er rührte in der Tasse herum und griff nach einer Zeitung. Ich komme mir vor wie einer jener Privatdetektive in den amerikanischen Filmserien, der auf seinen Verfolger lauert, um ihn mit einem Kinnhaken außer Gefecht zu setzen. Wer sollte hinter mir her sein? Blake sieht Gespenster. Er mag es gut mit mir meinen, aber er übertreibt.
    Vielleicht ist das sogar ganz anders, und auch Blake möchte mir den Mut nehmen, weiterzuforschen? Warum nicht? Dieser Warren hat es auf seine Art versucht, mich von meiner Absicht abzubringen. Warum sollte Blake es nicht auf eine andere Weise ebenfalls versuchen? Blieb die Frage, welche Gründe der eine hatte und welche der andere. Aber - nein! Man kann sich wohl in einem Mann nicht so sehr täuschen. Warren wollte mich ablenken. Das ist klar, wenngleich ich den Grund nicht kenne. Aber Blake? Wilkers gestand sich ein, mehr an Blakes Frau zu denken als an ihn, während er die Idee verwarf, dass er von ihm entmutigt werden sollte, Er spähte nach dem Eingang, aber es betraten nur Leute das Hotel, denen man ansah, dass sie Reisende waren. Ein paar junge Mädchen, von einem Manager begleitet, Modelle, die vermutlich zu Aufnahmen unterwegs waren, tranken Limonade. Eine Familie mit vier Kindern, eines dem anderen zum Verwechseln ähnlich, buchte ein Appartement. Niemand, von dem Wilkers auch nur im entferntesten hätte annehmen können, dass er sich für ihn interessierte, ließ sich blicken. Der Professor verbrachte eine halbe Stunde bei seinem Kaffee und ließ ihn schließlich zur Hälfte stehen, als er auf sein Zimmer ging, um sich bis zum Einbruch der Dunkelheit auszuruhen.
    Er hatte keinen Grund, auf den Parkplatz vor dem Hotel zu schauen, sonst wäre ihm vielleicht der große amerikanische Wagen aufgefallen, in dem Sloane gelangweilt vor sich hin döste, ohne jedoch den Hoteleingang aus den Augen zu lassen. Wilkers hätte ihn kaum für einen Verfolger gehalten, zumal er ihn nicht kannte. Er hätte auch daran nichts gefunden, dass sich weit hinten, in

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