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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Konzessionen machen und sie mit großem publizistischem Aufwand verkünden, so dass sie sich wie Siege der revoltierenden Bevölkerung ausnahmen. Dafür gäbe es bereits ein Programm, das nach Eintritt der Ruhe in der Öffentlichkeit anlaufen würde. Der Stabschef ließ auch durchblicken, man werde in Kürze eine Truppenreduzierung verkünden.
    Genau das entsprach Warrens eigener Vorstellung. Also hieß es abwarten. Er rauchte seine Zigarre weniger nervös als zuvor. Die Berichterstattung auf den Bildschirmen verwandelte sich immer mehr in Kommentare, in Ausführungen über den Lebenslauf Thammasaks und über die Möglichkeiten, eine Verfassung in sechs Monaten auszuarbeiten. Es war bereits zu erkennen, dass das wichtigste Massenmedium begann, dem Publikum zu suggerieren, es habe einen großen Sieg erfochten, und nun liefen alle jene Maßnahmen an, die von den Demonstranten gefordert worden waren.
    Gerade als Warren überlegte, ob er die Fernsehgeräte abgalten und sich selbst eine Ruhepause gönnen könnte, betrat Miss Perkins das Zimmer. Sie zeigte Zeichen von Aufregung.
    „Sir, wir empfangen soeben einen Funkspruch aus Burma.
    Der Chiffreur bittet Sie herüberzukommen, es scheint wichtig zu sein."
    Warren ging in den Raum, in dem die Funkgeräte untergebracht waren. Der Chiffreur ein kleiner, bebrillter Mann mit ungesund gelbem Gesicht, wies auf den Streifen, der die Dechiffriermaschine verließ, und Warren nahm ihn auf. Während er las, kniff er die Lippen zusammen. Da schien sich zu allem, was in Bangkok an Unangenehmem geschah, auch in Burma eine Katastrophe anzubahnen. Nautung, der Anführer des Trupps, der regelmäßig über Muong Nan von der Agentur versorgt wurde, funkte einen Hilferuf: „Truppen aus Rangun in Offensive nordwärts begriffen. Stärke erheblich über den erwarteten Zahlen. Angriff erfolgt teilweise mit Flußbooten der Salween stromaufwärts. Letzte Möglichkeit, Angriff aufzuhalten, ist Sprengung der Salween-Schluchten bei Punkt Z-9, S-5 und P-14. Sprengstoff Vorräte dafür nicht ausreichend. Erbitten dringend - wiederhole: dringend - Sprengmaterial an üblicher Übergabestelle. Hilfe sofort - wiederhole: sofort - nötig, da sonst Lage aussichtslos. Nautung."
    Die Chiffriermaschine lief weiter, sie spuckte einen weißen Streifen aus. Warren fuhr den Chiffreur an: „Kommt da noch was?" Der Mann stellte erschrocken das Gerät ab. „Das ist alles, Sir."
    Warren stampfte in sein Zimmer zurück und ließ sich in den Schreibtischsessel fallen. Er hieb mit der Faust auf die Teakholzplatte und fluchte vor sich hin. Musste sich denn alles zusammenballen wie eine Lawine, die über einen hereinbrach? Dieser Angriff der burmesischen Regierungstruppen kam ohne Vorwarnung. Man hatte zwar trotz ungezählter Versuche in Rangun keinen Mann unterbringen können, der verlässliche Nachrichten beschaffte und herüberfunkte, aber schließlich saß dieser Pater Carolus da oben im Norden. Hatte er nicht immer, wenn Aktionen der Regierungstruppen bevorstanden, rechtzeitig Bescheid gewusst? Warum diesmal nicht?
    Warren sah ein, dass es wenig Sinn hatte, jetzt darüber nachzugrübeln. Wenn die Ranguner Truppen tatsächlich mit Flußbooten den Salween aufwärts vorstießen, dann war die Gefahr weitaus schlimmer, als das Funktelegramm sie beschrieb. Dann war nämlich der gesamte Nordosten Burmas, die geheime Bastion der Agentur, die man so mühsam aufgepäppelt und in die man so viel Mittel gesteckt hatte, in höchster Gefahr.
    Die Salween-Schluchten sprengen? Warren überlegte. Er kannte die hohen Felsbarrieren, zwischen denen sich der schäumende Fluss südwärts wand. Vorerst würde es genügen, sie an einer Stelle zum Einsturz zu bringen, das würde eine Flugzeugladung C-4 Sprengstoff verschlingen. Aber man musste damit rechnen, dass die Ranguner Truppen nur zeitweilig aufgehalten wurden. Wenn sie den Vorstoß ernsthaft betrieben, würden sie ihre Boote nach der Sprengung über Land an dem Hindernis vorbeitransportieren, um sie weiter flussaufwärts wieder zu verwenden. Das hieß, man hatte damit zu rechnen, dass mehrere Sprengungen nötig waren. Vorerst aber musste das Material für die erste Sprengung, so schnell es ging, zu Nautungs Leuten gebracht werden. Warren drückte die Taste seines Sprechgerätes und verlangte von Miss Perkins:
„Regionalhauptquartier Udorn, sofort!"
    Fünf Minuten später hatte er vereinbart, dass eine DC-3 mit einer Ladung Sprengstoff bereitgestellt würde. Er ließ sich mit dem

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