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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Hilfsgüter, die für Muong Nan bereitstanden, war ebenfalls unter den Fernschreiben. Warren überflog sie und war zufrieden. Gleichzeitig fiel ihm ein, dass erst gestern ein Funkspruch von Captain Chao eingegangen war, in dem dieser mitteilte, dass sich der Schweizer Bürger Leo Wilkers, Professor der Medizin, von Fang aus nach der Ortschaft Muong Nan begeben habe. Da war er, der Schnüffler, von Blake auf die heißeste Spur gesetzt! Warren überlegte. Das Geschehen auf den Bildschirmen beachtete er nicht. Ja, es war an der Zeit, einen Entschluss zu fassen. Angesichts dessen, was sich gegenwärtig im Lande abspielte, durfte man nicht zulassen, dass ein Mann wie dieser Wilkers eines schönen Tages mit Enthüllungen an die Öffentlichkeit treten könnte, die wie Öl im Feuer wirken mussten.
    Warren entschied sich, das Regionalhauptquartier über seine Schritte in dieser Angelegenheit nicht zu informieren. Bei der augenblicklichen Lage könnte es Tage dauern, bis von dort eine Antwort käme. Wilkers würde auf seinem Rückweg nach Bangkok verschwinden, und niemand würde ihn vermissen. Blake I vielleicht, aber das würde die Agentur nicht kümmern. Einer Anfrage aus New York würde man mit dem lakonischen Hinweis erledigen, man habe Professor Wilkers auf bestimmte Gefahren hingewiesen, er sei trotzdem auf eigene Faust zu Reisen im Lande aufgebrochen. Obendrein konnte man sein Verschwinden sogar dem allgemeinen Durcheinander zuschreiben, das durch die Revolte entstanden war. Die Zeit war günstig! Kurz entschlossen drückte Warren auf die Taste des Sprechgeräts, das ihn mit dem Vorzimmer verband. „Miss Perkins, ich möchte mit Sloane sprechen."
    Minuten später erschien Sloane. Warren begrüßte ihn nur kurz, dann ordnete er an: „Sie fliegen sofort nach Chiengmai und nehmen Verbindung zu Chao auf. Ich lasse Sie über Funk ankündigen. Ihre Aufgabe: Chao bei der Ausschaltung von diesem Mister Wilkers anleiten. Fragen?"
    Sloane hatte keine Fragen. Er kannte die Situation, und er hatte die Meldung von Chao gelesen. Er war lange genug bei der Agentur, um zu wissen, dass die Ausschaltung von Wilkers fällig war. So warf er nur einen Seitenblick auf die Fernsehschirme und bemerkte: „Ziemlich übel, Sir, wie?"
    Warren nickte. „Wird uns zu schaffen machen. Ich hoffe, Ihnen ist klar, welche Wichtigkeit Ihre Aufgabe im Lichte dieser Ereignisse hat."
    Sloane bestätigte das, ohne nachzudenken.
    „Sie selbst halten sich zurück", schärfte Warren ihm ein. „Sie sorgen nur dafür, dass Chao es ohne Aufsehen macht, klar?"
    „Klar, Sir!"
    Sloane war gegangen. Warren starrte wieder auf die Bildschirme. Im Stadtkern trat jetzt etwas mehr Ruhe ein. Die Polizisten setzten ihre Plexiglasschilde ab und wischten sich den Schweiß von den. Stirnen. Immer noch knallten Schüsse, aber < s war Einzelfeuer, keine Salven wie zuerst. Krankenwagen flitzten durch die Straßen, Leute standen auf den Bürgersteigen, mit betroffenen Gesichtern. Die Soldaten trieben Menschenansammlungen auseinander. Ob dies schon das Ende war?
    Da kündigte der Kommentator eine wichtige Neuigkeit an.
    Langsam, jedes einzelne Wort außerordentlich deutlich aussprechend, sagte er: „Ich erfahre, dass soeben die Zurückziehung des Militärs aus dem Stadtzentrum angeordnet worden ist. Die Polizei wird lediglich weiter dafür sorgen, dass der normale Verkehr wieder in Gang kommen kann. Ministerpräsident Kittikachorn Innenminister Charusathiem sind nicht mehr in Thailand. Sie haben formell ihren Rücktritt erklärt, das Gremium der übrigen Minister hat sich angeschlossen. Wie gleichfalls eben erst bekannt wird, ist inzwischen ein Zivilist mit der Bildung einer neuen, demokratischen Regierung beauftragt worden, der Professor an der Juristischen Fakultät der Thammasart-Universität, Sanya Thammasak. In einem ersten Gespräch mit Pressevertretern erklärte er, dass er ein Kabinett aus Zivilisten bilden werde und dass Verfassungsrechtler sofort mit der Ausarbeitung einer demokratischen Verfassung für Thailand beginnen sollten."
    Aus, dachte Warren ernüchtert. Er sprang auf und lief im Zimmer hin und her. Der Kommentator teilte Einzelheiten über den Lebenslauf des neuen Regierungschefs mit. Dann wurde die Meldung offenbar über Straßenlautsprecher verbreitet, denn Warren sah, wie die Leute, die eben noch mit bestürzten Mienen am Straßenrand gestanden hatten, sich jubelnd um den Hals fielen, wie sie in die Hände klatschten, Freudentränen vergossen. Kein

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