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Des Drachens grauer Atem

Des Drachens grauer Atem

Titel: Des Drachens grauer Atem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Quartier der Air-America-Piloten verbinden und erteilte Bates den Auftrag, mit einem Hubschrauber nach Udorn zu fliegen. „Sie und Kinney. Sie starten sofort. Sie kriegen eine DC-3 von Udorn; wenn Sie dort ankommen, ist sie beladen und startbereit. Die Sache duldet keinen Aufschub, Nautung ist in Gefahr. Sie fliegen C-4, also richten Sie sich danach. Klar?“
    Bates hörte aus Warrens Tonfall, dass der Chef nicht in der Laune war, in der man ihm Fragen stellen konnte. Er hätte ihn aufmerksam machen müssen, dass er Muong Nan nur bei Tageslicht anfliegen konnte, weil die Piste unbefeuert war, aber er unterließ es. Er hatte immer noch die Möglichkeit, in Chiengmai die Wartezeit zu verlängern, bis der Tag anbrach. Deshalb bestätigte er nur militärisch knapp den Auftrag, aber Warren hatte die Verbindung bereits unterbrochen. Er hatte dringend mit dem Stab der Militärberater zu sprechen, denn eine so gravierende Veränderung der Situation in Nordostburma konnte Folgen nach sich ziehen, die das Kalkül des Beraterstabes völlig durcheinander brachten.
    Bates holte Kinney aus der Kantine, wo der gerade mit zwei einheimischen Zivilhelferinnen eine Party für den Abend vereinbarte. Als er erfuhr, dass er kaum noch Zeit hatte, seine Kombi anzulegen, schimpfte er unbeherrscht und entschuldigte sich danach bei den jungen Damen, die die Absage jedoch nicht allzu tragisch nahmen. Sie blieben einfach an dem Tisch sitzen, den Kinny verließ, und sahen sich unter den übrigen Besuchern der Kantine um.
    Eine Stunde später kontrollierte Bates die DC-3, die in Udorn am Ende der Startpiste stand. Er hatte diesen Typ schon einmal geflogen und wusste, dass sie zuverlässig war. So beschränkte er sich auf die Routinekontrolle und vergewisserte sich dann, dass die Ladung genügend gegen Verrutschen gesichert war. C-4-Sprengstoff war zwar relativ ungefährlich, solange er nicht elektrisch gezündet wurde, man konnte ihn kneten oder sogar mit dem Hammer platt schlagen, trotzdem war es ratsam, sich vor Überraschungen zu schützen. Bates startete nicht, bevor die Kisten mit den Zündern noch durch zusätzliche Seile gehalten wurden. Als die DC-3 endlich von der Piste in Udorn abhob, stand die Sonne bereits sehr tief. Sie würden also Chiengmai bei Dunkelheit erreichen und dort - ob es Mister Warren gefiel oder nicht - abwarten müssen, bis die Zeit so weit fortgeschritten war, dass man Muong Nan beim ersten Morgenlicht anflog.
    Nautung war müde und hungrig, als er mit seinem kleinen Trupp kurz vor Muong Nan haltmachte. Er betrachtete seine Männer und fragte sich, wann die ersten von ihnen zusammenbrechen würden. Sie waren jetzt vier Tage ohne Aufenthalt unterwegs. Anfangs hatte es nur unbedeutende Scharmützel mit Ranguner Truppen gegeben, jenseits des Salween, und an diesen Schießereien waren außer Nautungs Trupp noch andere Banden beteiligt gewesen. Später fiel Nautung jedoch auf, dass sich die; anderen nach und nach zurückzogen. Gleichzeitig merkte er, dass es Ranguner Soldaten nicht nur jenseits des Salween gab, sondern auch auf der Ostseite, und das war für ihn das Signal, sich mit seinen Leuten unverzüglich in Sicherheit zu bringen. Er versuchte, mit Pater Carolus in Chwaudang Verbindung herzustellen, aber dessen Funkgerät schien gestört zu sein. Der Läufer, den er nach Chwaudang geschickt hatte, berichtete, dass sich Pater Carolus aus der Ortschaft hatte zurückziehen müssen; ihm war gemeldet worden, etwa zwei Kompanien burmesischer Regierungstruppen wären im Anmarsch über die Berge. Immerhin hatte Pater Carolus die Anweisung für Nautung hinterlassen, sich sofort mit Mister Warren in Verbindung zu setzen, Sprengstoff in größeren Mengen zu beschaffen und dann an die Sprengung der Salween-Schluchten zu gehen.
    Obwohl Nautung noch nicht die geringste Vorstellung hatte, wie er durch das von Ranguner Truppen besetzte Gebiet an die Schluchten herankommen könnte, hatte er den Rat befolgt. Nun war er mit einem Dutzend Maultieren, die ebenso übermüdet waren wie ihre Treiber, vor Muong Nan angelangt. Eine Frau, die auf einem Maniokfeld unweit des Dorfes arbeitete, hatte er zu Lo Wen geschickt, und als sich der Dorfvorsteher dem Lagerplatz der Truppe näherte, hob Nautung verwundert sein Fernglas an die Augen. Lo Wen kam nicht allein, er brachte einen älteren, untersetzten Mann mit, der nicht so aussah, als wäre er es gewohnt, sich in den Bergen zu bewegen. Vorsorglich ließ Nautung seine Männer in Deckung gehen

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