Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Erdenmannes schwere Bürde

Des Erdenmannes schwere Bürde

Titel: Des Erdenmannes schwere Bürde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson Poul Anderson
Vom Netzwerk:
erwarten, den Hund anderswo zu finden, Watson, oder?“
    Der leise Tadel in Holmes’ Stimme führte dazu, daß Alex zunächst in ein beleidigtes Schweigen verfiel. Erst als sie nach schier endloser Zeit Halt machten, fand er den Mut, die Stille zu brechen. „Wo sind wir hier?“ fragte er angesichts der finsteren Nacht.
    „Etwa auf halbem Weg zwischen dem Dorf und dem Anwesen“, erwiderte Holmes’ Stimme aus der Höhe von Alex’ Hüfte. „Nehmen Sie sich jetzt zusammen, Watson und warten Sie hier, bis ich die Gegend nach etwaigen Spuren abgesucht habe.“ Alex fühlte, wie Holmes seine Hand losließ, hörte, wie der Meisterdetektiv sich von ihm entfernte und über den Weg pirschte.
    „Aha!“
    „Was gefunden?“ fragte Alex und sah sich unbehaglich um.
    „Das habe ich in der Tat, Watson“, erwiderte Holmes. „Ein Seemann mit rotem Haar und einem Holzbein ist kürzlich diesen Weg gegangen, um einen Sack voll Kätzchen zu ersäufen.“
    Alex klapperte mit den Augendeckeln. „Was?“
    „Ein Seemann …“ wiederholte Holmes geduldig.
    „Aber …“ stammelte Alex. „Woher wollen Sie das denn wissen?“
    „Die Lösung ist von nahezu kindischer Einfachheit, mein lieber Watson“, sagte Holmes. Er leuchtete mit der Laterne den Boden ab. „Sehen Sie diesen kleinen Holzsplitter?“
    „J-ja, ich glaube schon.“
    „Die Art des Holzes und seine Bearbeitung zeigen deutlich, daß wir es hier mit einem Material zu tun haben, aus dem hauptsächlich Holzbeine hergestellt werden. Der Teerfleck, den Sie hier sehen, deutet daraufhin, daß es einem Seemann gehört hat. Was aber hat ein Seemann zu nachtschlafender Zeit im Moor zu suchen?“
    „Das würde ich auch gerne wissen“, sagte Alex.
    „Lassen Sie uns annehmen“, fuhr Holmes fort, „daß es nur ein außergewöhnlicher Grund gewesen sein kann, der ihn hinausgetrieben hat. Schließlich schleicht der Hund hier herum. Wenn wir jedoch davon ausgehen, daß es sich um einen rothaarigen Mann von demzufolge jähzornigem Charakter gehandelt hat, der diesen Sack voll junger Katzen bei sich hatte und deren Gegenwart er einfach nicht mehr länger ertragen konnte, wird offensichtlich, daß er gar nicht anders konnte, als sich auf den Weg zu machen um sie zu ersäufen.“
    Alex’ Geist, der von dem harten Schnaps der Hokas bereits stark mitgenommen war, versuchte sich verzweifelt an Holmes’ Erklärung zu klammern. Seine Anstrengungen, den Ausführungen des Meisterdetektivs zu folgen, scheiterten jedoch kläglich.
    „Was aber“, fragte er schüchtern, „hat das alles mit dem Hund oder dem Verbrecher zu tun, hinter dem wir her sind?“
    „Überhaupt nichts, Watson“, antwortete Holmes erstaunt. „Sollte es das denn?“
    Geschlagen warf Alex das Handtuch.
    Holmes spähte noch mehrere Minuten lang in der Gegend herum, dann ergriff er wieder das Wort. „Wenn der Hund wirklich gefährlich ist, müßte er irgendwo in der Finsternis lauern, um uns anzufallen. Demzufolge sollte er in Kürze auftauchen. Hah!“ Er rieb sich die Hände. „Ausgezeichnet!“
    „Das glaube ich auch“, murmelte Alex schwach.
    „Sie bleiben hier, Watson“, sagte Holmes. „Ich werde den Weg noch ein Stückchen weitergehen. Wenn Sie das Geschöpf sehen, pfeifen Sie.“ Die Laterne erlosch und das Geräusch seiner Schritte zeigte an, daß er sich von Alex entfernte.
    Die Zeit schien sich bis in die Unendlichkeit auszudehnen. Alex stand allein in der Finsternis, und die feuchte Luft der Moorlandschaft schien im selben Augenblick, in dem seine Nüchternheit zurückkehrte, in seine Knochen Einzug zu halten. Er fragte sich, wie er überhaupt dazu gekommen war, sich in dieses Abenteuer einzulassen. Was würde Tanni dazu sagen? Welche Hilfe konnte er – selbst wenn der. Hund wirklich auftauchen sollte – in diesem Fall überhaupt leisten? Bei der menschlichen Nachtblindheit konnte sich die Bestie an ihm vorbeischleichen, ohne daß er etwa davon merkte … Vielleicht konnte er sie aber hören …
    Und da er schon einmal bei diesem Gedanken war: Welche Geräusche würde das Monstrum überhaupt machen, wenn es sich bewegte? Würde es ein patsch-patsch-patsch erzeugen oder konnte der Klang seiner Schritte sich so anhören wie das schrapp-schrapp-schrapp, das jetzt linkerhand von ihm ertönte?
    Das Geräusch – Kreisch!
    Die Nacht löste sich plötzlich auf und machte einer Schwärze Platz, die Alex mit der soliden Festigkeit eines Ziegelsteins genau auf den Hinterkopf traf. Er fiel in einen

Weitere Kostenlose Bücher