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Des Erdenmannes schwere Bürde

Des Erdenmannes schwere Bürde

Titel: Des Erdenmannes schwere Bürde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson Poul Anderson
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Yardly schritt noch einmal auf und ab, legte sein Gesicht in bekümmerte Falten, erzählte der Mannschaft, welch schönes Zuhause und welch gute Eltern er doch gehabt habe (und sicher hätten sie niemals damit gerechnet, aufweiche Art er einmal enden würde), sprach noch ein paar ergreifende Worte von seiner kleinen, goldbepelzten Tochter und endete schließlich damit, daß er sie alle verdammte, als vaterlandslose Gesellen bezeichnete und aufforderte, doch jetzt, verdammt noch mal, endlich mit ihm Schluß zu machen.
    Die Hokas stimmten einen kurzen, rührseligen Choral an, der auf die Melodie „Nun zieh ihn endlich hoch, Joe“ basierte und Yardly kletterte auf die Rahfock. Die Mannschaft erbleichte und verlor vor Grauen beinahe die Besinnung, als er sich hinabstürzte und volle fünf Minuten lang unter entsetzlichem Gestöhne, Gezappel und Geknirsche einen Gehenkten mimte. Die Vorstellung, die er seinen Zuschauern lieferte, war von einer solchen professionellen Größe, daß Alex nicht umhin konnte, wenigstens zeitweise die Farbe seines Bartes anzunehmen. Nach Lage der Dinge war es unmöglich abzuschätzen, ob der Hoka nur ein vortrefflicher Schauspieler war oder tatsächlich einen Erstickungstod starb, und Alex betete, daß man sich bei der Beobachtung ähnlicher Veranstaltungen nicht getäuscht haben möge. Auf alle Fälle wurde Yardly nach einiger Zeit steif. Billy Bosun schnitt ihn ab und brachte ihn in die Kapitänskajüte, wo Alex ihn unter dem Namen Black Tom Yardly anmustern ließ und auf das Vorschiff schickte.
     
    Dermaßen in die Lage versetzt, das Kommando über ein Schiff erhalten zu haben, daß er nicht im mindesten steuern konnte und eine Mannschaft anzuführen, die freudig-erregt einem künftigen Dasein als Freibeuter entgegenblickte, stützte Alex seinen Kopf in beide Hände und versuchte sich über seine Zukunft klar zu werden. Schon jetzt begann er die Meuterei zu bedauern. Wie war er überhaupt auf den Gedanken gekommen, den Captain einer britischen Fregatte einfach über Bord zu werfen? Er hätte wissen müssen, daß ein derartiger Leichtsinn ihm nichts als Ärger einbringen würde. Er zweifelte nun überhaupt nicht mehr daran, daß Yardly nichts anderes im Sinn gehabt hatte, als sich schlitzohrig seinen navigatorischen Pflichten zu entziehen. Aber was hätte er, nachdem er diesem verrückten Impuls gefolgt war und den Captain über die Reling geworfen hatte, überhaupt anderes tun können? Wenn er sich zerknirscht ergeben hätte, hätte Yardly möglicherweise ihn aufknüpfen lassen … Und über die Nackenmuskeln eines Hokas verfügte ein Mensch leider nicht. Der Gedanke ließ Alex schlucken. Er konnte sich die Überraschung der Mannschaft gut vorstellen, wenn sie ihn abschnitten und feststellten, daß er nicht einfach wieder aufstehen und weggehen würde. Aber welchen Nutzen vermochte ein verdutzter Hoka einem toten Botschafter noch bringen? Nicht den geringsten.
    Des weiteren steckte er nicht nur in dieser Klemme, sondern inzwischen waren auch noch fünf Tage vergangen. Tanni flog garantiert schon über die Oberfläche des ganzen Planeten und hielt verzweifelt nach ihm Ausschau. Die Möglichkeit, daß sie ausgerechnet über diesen Wasserfleck dahinjagte, war mehr als minimal. Es würde mindestens fünf Tage dauern, um nach Plymouth zurückzukehren – und in der Zwischenzeit konnte im Gebiet der Bermudas die Hölle losbrechen. Genausogut konnte es ihm passieren, daß man ihn – sollte jemand zuviel reden – in irgendeinem Hafen verhaftete und als Meuterer an den Galgen brachte, bevor es ihm gelang, diese grüne Abscheulichkeit von seinem Kinn zu lösen.
    Andererseits …
    Alex stand langsam auf und begab sich zu der an der Wand befestigten Karte hinüber. Die Hokas waren ziemlich flott damit gewesen, irdische Ortsnamen zu übernehmen – aber gegen die geographischen Differenzen zwischen Original und Imitation hatten sie natürlich nichts auszurichten vermocht. Die Westindischen Inseln waren auf dieser Karte nur fünfhundert Seemeilen von Großbritannien entfernt. Die HMS Aber nicht mit uns war ihnen schon ziemlich nahe gekommen, und die Hauptinsel der Freibeuter, das Eiland Tortuga, konnte kaum mehr als eine Tagesreise entfernt vor ihnen liegen. Tortuga durfte an sich nicht schwer zu finden sein – und die Flotte der Freibeuter würde jeden Neuankömmling sicher herzlich willkommen heißen. Vielleicht ergab sich dort die Chance, ein wenig Salmiak aufzutreiben; wenn nicht, ergab sich

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