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Des Erdenmannes schwere Bürde

Des Erdenmannes schwere Bürde

Titel: Des Erdenmannes schwere Bürde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson Poul Anderson
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vielleicht die Möglichkeit, den geplanten Überfall zu verhindern oder zu sabotieren.
    Alex blieb eine Weile stehen und dachte nach. Ungefährlich würde das Vorhaben sicher nicht sein, aber andererseits waren Kanonen, Pistolen und Enterbeile im Zusammenhang mit den Körperkräften und der unberechenbaren Handlungsweise der Hokas auch nicht gerade das, was ein zivilisierter Mensch gern in seiner Umgebung wußte. Außerdem sah jede andere Möglichkeit noch viel hoffnungsloser aus.
    Alex begab sich zur Tür und rief nach Olaf. „Sag mal“, fragte er ihn, „glaubst du, daß du das Schiff steuern kannst?“
    „Iss bin sisser, daß iss dass kann“, erwiderte der Wikinger. „Iss bin nämliss ssiemliss altmodiss.“
    „Na, prima“, sagte Alex. „Dann ernenne ich dich hiermit zum Ersten Offizier.“
    „Iss weiß nisst so rächt“, warf Olaf zweifelnd ein. „Iss weiß nisst, ob iss daför die richtige Mannen bin.“
    „Natürlich“, flocht Alex hastig ein, „wirst du kein gewöhnlicher Erster Offizier sein, sondern varangischer Erster Offizier.“
    „Oh, dass tut die Ssachlage änderen“, sagte Olaf strahlend. „Daran hatten iss noch gar nisst gedacht. Iss halte Kurs auf Könstantinöpel.“
    „Nun … äh … du solltest bedenken, daß wir noch gar nicht wissen, wo Konstantinopel überhaupt liegt“, sagte Alex. „Ich dachte, wir segeln erst einmal nach Tortuga. Die Leute da wissen vielleicht etwas Genaueres.“
    Olafs Lachen erstarb. „Oh“, sagte er traurig.
    „Später können wir dann nach Konstantinopel Ausschau halten.“
    „Dass hoffe iss.“
    Nie zuvor war Alex sich dermaßen wie ein Lump vorgekommen.
     
    Gegen Sonnenuntergang des nächsten Tages segelten sie in die Bucht von Tortuga ein. Die Mannschaft der Aber nicht mit uns hatte die Totenkopfflagge gesetzt, die sich für alle Fälle an Bord jedes Schiffes befand. Die Insel war mit tropischen Bäumen bedeckt und erhob sich hinter einem zum Ankern geeigneten Grund, in dem allerlei schwerbewaffnete Schiffe festgemacht hatten. Hinter den Schiffen erstreckte sich ein Strand mit hastig errichteten Hütten, knisternden Lagerfeuern und prahlerisch umherschreitenden Piraten. Als der Befehl zum Ankerwurf ertönte, rief aus dem Krähennest des neben ihnen ankernden Schiffes eine fröhliche Stimme: „Ahoi, Spießgesellen! Ihr kommt gerade zur rechten Zeit! Morgen gehts auf zu den Bermudas!“
    Alex fröstelte, aber zum Glück verbarg nicht nur der grüne Bart, sondern auch die einsetzende Dunkelheit seine unpiratenhafte Reaktion. Er wandte sich an seine unruhig umherwimmelnde Mannschaft und sagte: „Bis auf weiteres bleibt ihr an Bord.“
    „Was?“ schrie Black Tom Yardly aufgebracht. „Man verwehrt uns, mit unseren Brüdern an der Küste einen zu heben? Man erlaubt uns nicht, ein paar blutige Duelle abzuhalten und – wenn ich mir den Ausdruck gestatten darf – im Blute der Gevierteilten zu waten?“
    „Später“, wiegelte Alex ihn ab. „Wie ihr wißt, geht es um eine Geheimmission. Verteilen Sie inzwischen etwas von unseren eigenen Grogvorräten, Mr. Bosun.“ Das befriedigte die Männer, und sie vierten sogar die Kapitänsjolle ab und ließen Alex von Olaf an Land bringen. Während sie auf den Uferrand zuruderten und sich von der Aber nicht mit uns entfernten, hörte er jemanden ein Lied über das herrliche Leben auf dem Meer anstimmen, während anderswo ein Pirat – offenbar wider besseres Wissen um den Rest des Liedtextes – stereotyp „Jo-ho-ho und ’ne Buddel voll Rum!“ schmetterte. Sie sind glücklich , dachte Alex.
    „Wass hesst du nun vor?“ fragte Olaf.
    „Ich wünschte, ich wüßte es“, murmelte Alex gedankenverloren vor sich hin. Der kleine Wikinger, der das Piratenleben von vornherein stets mit einem kritischen Blick beäugt hatte, war sicher der einzige auf den er sich verlassen konnte – aber nicht einmal ihm gegenüber konnte er seine wirklichen Hoffnungen offenbaren.
    Nachdem sie angelegt hatten, schlenderten sie durch eine grölende, betrunkene Hoka-Menge, die sich alle Mühe gab, mit Hilfe von Pistolen, Messern, Enterbeilen, Dolchen sowie Schärpen und Nase- und Ohrringen so schurkisch wie eben möglich auszusehen.
    Über einer großen Hütte, in der sich offenbar die Kapitäne der vor Anker gegangenen Schiffe versammelt hatten, wehte die Totenkopfflagge. Vor der Hütte lümmelte sich ein Wächter herum, der sich alle Mühe gab, einen Schluck Rum zu trinken. Es wollte ihm jedoch nicht so recht gelingen, da er

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