Des Kaisers Gespielin (German Edition)
der Kaiser von mir erwarten? Worüber sollte ich reden? Und was sollte ich bloß anziehen?
Am nächsten Nachmittag gab mich Nona entnervt an eine Haussklavin weiter, da sie meine unsicheren Fragen und meine Unentschlossenheit wahrscheinlich nicht mehr aushielt. Geduldig hatte sie beantwortet, was sie beantworten konnte. Doch was ich jetzt vor allem brauchte, war jemand der mir sagte, dass alles gut gehen würde. Leider war Nona mit dieser Aufgabe völlig überfordert. Meine Aufregung sprang auf sie über, bis sie sich schließlich noch weniger zu helfen wusste als mir.
Die Haussklavin hingegen führte mich ganz ruhig zu Estella, wo mich ein Bad und eine kunstvolle Frisur erwarteten. Heute redete Estella nicht eben viel, manchmal konnte ich aber kleine fragende Blicke auffangen, als würde er - nein sie, verbesserte ich mich schnell - nur darauf warten, dass ich einen Zusammenbruch bekam und aus dem Raum stürmte. Nach unserer letzten Begegnung konnte ich es Estella auch nicht verdenken. Sie musste ja glauben, ich wäre emotional etwa so stabil wie... ja wie wer eigentlich?
Aber alles verlief gut. Mein langes Haar wurde zu einer Schnecke geformt und fest an meinen Hinterkopf gesteckt. Als ich das Behandlungszimmer frisch gewaschen und gepudert verließ, fühlte ich mich wie ein neuer Mensch.
Nona war in der Zwischenzeit auch nicht untätig gewesen, bemerkte ich gerührt als ich unser Zimmer betrat. Auf meinem Bett lag ausgebreitet ein hübsches braun gemustertes Kleid, welches hervorragend zu mir passte. Smeralda hatte gute Arbeit geleistet. Das Kleid war schlicht, lang und lenkte keine unnötige Aufmerksamkeit auf mich. Ich war entzückt.
Schnell kleidete ich mich an und kurz darauf klopfte es auch schon an der Tür. Eine der Haussklavinnen geleitete mich weit in das Herz des Palastes, in Gemächer, die ich sonst nicht hätte betreten dürfen, bis wir uns eindeutig in dem privaten Flügel Seiner Majestät befanden. Sie stellte mich vor einer Tür ab, öffnete sie einen Spalt für mich und ließ mich dann allein. Mein Herz klopfte bis zum Hals, als ich die Tür endlich aufstieß und eintrat.
Ich war allein. Was für eine Erleichterung! Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber allein in einem gut bestückten Speisesaal zu sein, gehörte zu den am wenigsten schrecklichen Dingen, die ich mir vorstellen konnte.
Ich nutzte die Zeit, mich umzusehen. In der Mitte des Raumes erstreckte sich eine lange Tafel, die sich so niedrig befand, dass man hier nur auf dem Boden sitzend essen konnte. Der Tisch war hübsch gedeckt, aber noch standen keine Speisen darauf. An der Stirnseite des Saales befand sich von durchsichtigen Tüchern nur unzureichend abgedeckt ein überraschend großer Nebenraum. Hier standen bequeme Sessel und Liegen bereit, wo man sich wohl nach dem Essen zum Plaudern und Ausruhen zurückziehen konnte. Der Boden war von dicken Teppichen bedeckt, alles in allem wirkte es hier drinnen äußerst gemütlich. Ich setzte mich in einen Sessel und wartete.
Nach und nach trudelten die anderen Mädchen ein. An die meisten von ihnen konnte ich mich nicht erinnern. Hier und da wurde ich aber schüchtern von jemandem gegrüßt und nickte ebenso freundlich zurück. Einige setzten sich still an ihre Plätze, einige andere scherzten so laut miteinander, dass es mir in den Ohren dröhnte. Aber alle waren hübsch zurechtgemacht und akzentuierten unterschiedliche Grade von Offenherzigkeit. Nona hatte recht. Es war ziemlich leicht, die Gruppe zu unterscheiden in diejenigen, welche zum Vergnügen hier waren, und diejenigen, welche eine Mission hatten. Unter den leichter bekleideten Mädchen erkannte ich Hella, die jede andere in jeglicher Hinsicht in den Schatten stellte. Ihr hellblondes Haar war kunstvoll eingedreht, ihre Lippen und Wangen rot bemalt. Sie trug einen Hauch von halb durchsichtiger Seide, die nichts, aber auch gar nichts verdeckten. Und tatsächlich konnte ich darunter ein Höschen ausmachen, das dem aus der Kleiderkammer verblüffend ähnelte. Einige blonde Löckchen schauten keck aus dem Höschen hervor und wenn sie ging, konnte man gelegentlich ein rötliches Leuchten unter den Locken wahrnehmen. Nona hatte also recht gehabt, dachte ich bei mir, sie malte sich wirklich zwischen den Beinen an. Mein Blick wanderte unwillkürlich weiter nach oben. Auch die Brustwarzen an ihren kleinen, aber runden Brüsten leuchteten unnatürlich rot unter dem Stoff.
Der Anblick machte mich verlegen, so dass ich mich
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