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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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den Gedanken an Schlaf. »Ich melde Ihnen, wenn wir ihn losgeworden sind.« Schon polterte er wieder den Niedergang hinauf, zurück auf das vereiste Deck.
    Bolitho warf sich auf die Koje und drehte das Gesicht der gewölbten Bordwand zu. Lautlos formten seine Lippen einen Namen:
Viola.
Dann schloß er fest die Augen wie im Schmerz und überließ sich dem Schlaf.

Guter Wind für Frankreich
    Seiner Majestät Kutter
Wakeful
rollte wie betrunken im groben Seegang, den der gegen die ablaufende Tide stehende Wind noch verschlimmerte. Beigedreht und mit wild killenden Segeln sah das Schiff aus, als wolle es sich im nächsten Augenblick selber entmasten.
    Queely mußte brüllen, um sich bei dem Lärm in der Takelage verständlich zu machen. Vorsicht war ohnehin sinnlos,
Wakefuls
Toben hätte auch Tote aufgeweckt.
    »Es hat keinen Zweck, Sir!« rief er. »Sie kommen nicht mehr! Ich empfehle Ihnen dringend, umzukehren!«
    Bolitho hielt sich an den Webleinen fest und spähte mit zusammengekniffenen Augen in Nacht und Gischt hinaus.
    Queely war der Kommandant und hatte gute Gründe für seine Besorgnis. Auch war es nur recht und billig, wenn er offen seine Meinung kundtat.
    Im Geist verfluchte Bolitho die unbekannte Brigg, die sie auf ihrer Fahrt zur holländischen Küste zu einem Umweg gezwungen hatte. Andernfalls wären sie rechtzeitig am Treffpunkt gewesen. Er merkte, daß Queely zum Himmel aufblickte, wahrscheinlich in Erwartung der Morgendämmerung.
    »Sie haben Befehl, nach einer Stunde wiederzukommen«, sagte er gepreßt. Aber sie hatten es mit Fischern, mit Schmugglern zu tun, nicht mit disziplinierten Matrosen der Royal Navy.
    Queely antwortete nicht, wahrscheinlich dachte er das gleiche wie Bolitho.
    In der Nacht hatte der Wind mehr auf West gedreht, was das Risiko erhöhte, daß sie beim Beiliegen auf eine Leeküste trieben.
    Während Bolitho sich über seine nächsten Schritte klar zu werden suchte, hielt Allday sich in seiner Nähe auf, die Arme über der Brust verschränkt, als wolle er der See seine Verachtung zeigen, die ihn umzureißen trachtete. Hin und wieder blickte er zum aufgetuchten Großsegel hinauf, während der hohe Mast über ihm wie ein Metronom von einer Seite zur anderen pendelte. Der Kutter rollte so stark, daß die Stückpforten eintauchten.
    Bolithos Körperhaltung und sein Schweigen verrieten ihm, daß er sich mit schier unlösbaren Problemen herumschlug; noch am Vortag hätte er sich dadurch bestätigt gefühlt, jetzt aber wollte er die Sache nur endlich hinter sich bringen.
    Männer hasteten auf dem Backbord-Seitendeck nach vorn, als dort eine Leine brach und der Bootsmann sie schnell zu spleißen befahl.
    Bolitho fragte sich, was Tanner jetzt wohl trieb und wie er reagieren würde, wenn er von seiner Verspätung erfuhr.
    »Boot, Sir! An Backbord voraus!«
    Bolitho befeuchtete sich die trockenen Lippen. Das war knapp gewesen. Noch wenige Minuten, und er hätte sich zur Rückkehr entschlossen.
    »Dasselbe wie beim letzten Mal«, stellte Queely fest. »Ich habe weiß Gott nicht mehr damit gerechnet, daß die noch mal wiederkommen!«
    Bolitho wickelte sich enger in seinen Bootsmantel und ignorierte die um ihn ausbrechende Aktivität mit Leinen, Fendern und Bootshaken. Zu Queely sagte er: »Sie wissen, was Sie zu tun haben. Ich würde Ihnen nic ht zumuten, das Schiff zu riskieren, aber …«
    Sie klammerten sich haltsuchend aneinander, als
Wakeful
in ein tiefes Wellental sackte. Queely nickte. »Ich werde da sein, Sir, und wenn sich der Teufel selbst dazwischenstellt.«
    Bolitho verabschiedete sich und folgte Allday in das wild bockende Fischerboot hinunter. Diesmal erkannte ihn der Skipper und verzog den Mund zum Schimmer eines Lächelns.
    Als die See sein Boot knirschend gegen
Wakefuls
Bordwand warf, wurde eine schmerzliche Grimasse daraus.
    Bolitho duckte sich unter das eingedeckte Vorschiff und war dankbar, daß die Bünn diesmal frei von Fischen war.
    Trotz jahrelanger Abhärtung wäre ihm bei diesem Gestank so übel geworden wie seinerzeit, als er mit zwölf Jahren zum ersten Mal zur See gefahren war.
    Alles lief so ab wie beim letzten Mal, nur daß die holländischen Fischer noch nervöser wirkten, wenn sie Ankerlieger oder andere Fahrzeuge passierten. Handelsschiffe, die auf das Tageslicht oder günstigen Wind warteten, lauernde Kriegsschiffe – hinter den trüben Petroleumlampen konnte sich alles mögliche verbergen. Erst auf den Kanälen wurde die Fahrt ruhiger, das Land dämpfte die

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