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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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von so einem armseligen Verräter.« Mit Mühe beherrschte er sich. »Heute in zehn Tagen soll eine Sendung in Whitstable angelandet werden. Dazu braucht es eine Menge Helfer.« Er lehnte sich zurück, um Bolithos Reaktion zu beobachten. Im Licht des silbernen Kerzenleuchters, den der Diener auf den Tisch gestellt hatte, schienen seine dunklen Augen zu tanzen. »Das bedeutet Nachschub für die Flot- Spitzname für die Ostindische Handelskompanie Englands te – oder für den Galgen, da lassen wir nicht mit uns handeln.
    Und die Konfiszierung so wertvoller Ladung wird den Banditen zeigen, daß wir zum Angriff übergehen.«
    In Bolithos Kopf drehte sich alles. Wenn Hoblyns Information stimmte, konnte ein solcher Schlag gegen die Schmuggler das Blatt wenden. Im Geiste sah er Whitstable auf der Seekarte vor sich: ein kleiner Fischerhafen nahe der Mündung des Swale River. Die Ortswahl bewies wieder einmal, wie frech und arrogant die Schmuggler vorgingen.
    Denn Whitstable trennten keine zehn Meilen von diesem Zimmer.
    »Wir werden bereit sein, Sir.«
    »Hab’ ich auch nicht anders erwartet. Nichts stachelt einen Mann besser an als eine kleine Demütigung, wie?«
    Irgendwo schlug eine Standuhr. »Zeit zum Essen«, stellte Hoblyn fest. »Der Rest kann warten. Ich weiß, daß Sie Ihre Zunge in Zaum halten können. Noch etwas, das wir beide gemeinsam haben.« Kichernd erhob er sich und kam mühsam hinter dem Schreibtisch hervor, während der Diener schon wartete, um ihnen ins Speisezimmer voranzuschreiten.
    Als Hoblyn sich beim Aufstehen bückte, bemerkte Bolitho wieder die roten Narben, die in seinen Kragen liefen. Fast sein ganzer Körper mußte so entstellt sein. Wie ein armer Sünder, der aus der Hölle entsprungen war.
    An der Tür empfing sie der Duft einer überreichlichen Mahlzeit. Auch fiel Bolitho auf, wie teuer und gutgeschnitten Hoblyns Kleidung war. Wenn ihm schon das Glück nicht lachte, so hatten sich doch seine Vermögensverhältnisse offenbar zum Besseren gewendet.
    Er wollte gerade veranlassen, daß dem kleinen Matthew ein Happen nach draußen geschickt wurde, da sah er, wie Hoblyns Hand leicht die des livrierten Jünglings streifte.
    Bolitho wußte nicht, ob es Abscheu oder Mitleid war, was er empfand. Doch wie Hoblyn soeben gesagt hatte:
Das
konnte warten.
    Benommen fuhr Bolitho aus tiefem Schlaf hoch und dachte eine Schrecksekunde lang, das Fieber halte ihn wieder in seinen Klauen. In seinem Schädel dröhnte es wie von Schmiedehämmern, und als er mit pelziger Zunge zu sprechen versuchte, klebte sie ihm am Gaumen. Er sah, daß Matthews rundes Kindergesicht ihn im Zwielicht beobachtete.
    »Was gibt’s?« Fast hätte Bolitho seine eigene Stimme nicht wiedererkannt. »Wie spät ist es?« Nur langsam raffte er seine fünf Sinne zusammen, dann aber begriff er mit plötzlichem Ekel, daß er immer noch seine Ausgehuniform trug und Hut und Degen auf dem Tisch lagen, wie er sie hingeworfen hatte.
    Heiser antwortete Matthew: »Sie haben geschlafen, Sir.«
    Bolitho richtete sich auf die Ellbogen auf. Die Schiffsbewegungen waren träge, rührten anscheinend von der Tide her, und an Deck oben erklangen nur gelegentlich Schritte.
    Telemachus
war noch nicht erwacht, aber bald mußte der Morgen dämmern.
    »Bring mir Kaffee, Matthew.« Mit einem unterdrückten Stöhnen setzte er sich auf und stellte die Füße an Deck.
    Verschwommene Bilder zogen durch seinen Kopf: der überladene Tisch, Hoblyns im Kerzenlicht glänzendes Gesicht, das Kommen und Gehen der Diener, die ein Gericht nach dem anderen hereintrugen, jedes üppiger als das vorherige.
    Und der Wein … In der Erinnerung stöhnte er nun doch laut auf. Wein war in schier endlosen Strömen geflossen.
    Der kleine Matthew kauerte noch vor ihm. »Mr. Paice ist an Deck und kommt gleich, Sir.«
    Da fiel ihm Hoblyns Ankündigung des großen Schmuggelcoups in Whitstable ein. Geheimhaltung war unerläßlich.
    Und dennoch – wie war er an Bord zurückgekommen? Er konnte sich an nichts erinnern.
    »Hast du mich heimgeschafft?«
    Diesmal wirkte der Junge weder aufgeregt noch verlegen.
    »War nicht der Rede wert, Sir.«
    Bolitho packte seinen Arm. »Was ist los, Matthew? Was bedrückt dich?«
    Der Junge blickte zu Boden. »Es ist Allday, Sir.«
    Plötzlich konnte Bolitho wieder klar denken. »Was ist mit ihm?«
    »Er ist weg, Sir«, flüsterte der Junge.
    »Weg?«
    Die Tür öffnete sich, gebückt trat der Kommandant in die Kajüte. »Ich wollte es Ihnen gerade melden,

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