Des Koenigs Konterbande
Einwand erwartet.
»Dann werde ich zweifellos auf einen Posten abkommandiert, wo ich keinen Sand mehr ins Getriebe streuen kann.« Er wußte, daß er damit nur zu recht hatte. Auch wenn Midshipman Fenwick unter scharfem Arrest stand und der Schmuggler bei Cravens Dragonern in Einzelhaft saß. waren seine Beweise ohne Delaval und dessen Schmuggelware keinen Pfifferling wert.
Energisch verdrängte er diese Bedenken und fuhr fort: »Ich glaube, daß die Information, durch die wir die
Four Brothers
aufbringen konnten, uns absichtlich zugespielt wurde, um Mißtrauen zu schüren. Wahrscheinlich sollte damit ohnehin nur ein Konkurrent aus dem Weg geräumt werden – ein billiges Opfer, wenn es um so hohe Einsätze geht.«
Mit angehaltenem Atem beobachtete er ihre Reaktion.
Falls sie diese Version akzeptierten, exponierten sie sich genauso wie er. Denn die Information über die
Four Brothers
stammte von Kommodore Hoblyn. Glaubten sie Bolithos Worten, drohte ihnen möglicherweise eine Anklage wegen Verschwörung – ebenso wie ihm selbst.
Entschlossen sagte Paice: »Dem stimme ich zu. Länger, als ich zurückdenken kann, hat man uns mit allen Tricks von diesem Küstenabschnitt ferngehalten. Er beherbergt mehrere kleine Bootswerften, und die meisten stehen auf Land, das Sir John Tanner gehört.« Trotzig sah er Bolitho an. »Sir John Tanner ist eine Stütze der Gesellschaft und verkörpert die Macht am Ort.« Er grinste ironisch. »Einige von uns hatten ihn schon lange in Verdacht. Aber die meisten resignierten, weil die Sache völlig aussichtslos war: wir paar Leutchen gegen so viele.« Sein Grinsen wurde breiter. »So standen die Dinge jedenfalls, bis Sie wie der Blitz dazwischenfuhren, Sir.«
Leutnant Vatass von der
Snapdragon
strich sich über das zerknitterte Hemd. »Ich glaube, das ist für uns alle gesprochen.
« Mit einem eleganten Schulterzucken schloß er: »Also lassen Sie uns die Sache anpacken.«
Zustimmendes Murmeln ging durch die Kajüte.
»Dann brechen wir auf wie besprochen.« Bolitho hätte gelächelt, wäre da nicht die bedrückende Sorge um Allday gewesen. »Ich habe Major Craven informiert und unserem Admiral in der Nore eine Depesche gesandt.« Sogar dieser hochwohllöbliche Stabsoffizier würde von seinem hohen Roß steigen müssen, wenn ihn die brisante Nachricht erreichte.
Bei einem Mißerfolg allerdings wartete das Kriegsgericht auf Bolitho. Damit konnte er sich abfinden; aber seine Kommandanten, denen er ohne ihr Zutun vor die Nase gesetzt worden war, mußte er um jeden Preis vor Schaden schützen.
Die drei Segelmeister verglichen ihre Notizen und trugen letzte Korrekturen in ihre Seekarten ein. Diesmal mußten sie ein Meisterstück an Navigation liefern, nichts durfte dem Zufall überlassen bleiben. Drei kleine Kutter auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen … Bolitho hatte Chatham verständigt, damit für den Fall, daß Delaval durch ihr großmaschiges Netz schlüpfen sollte, eine Fregatte bereitstand.
Doch selbst wenn der Admiral sein Beistandsersuchen wohlwollend aufnahm, hatte er höchstwahrscheinlich gar keine freie Fregatte zur Verfügung.
Wieder dachte Bolitho an sein Gespräch mit Sir Marcus Drew in der Admiralität. Sein Vorgesetzter hatte damals keinen Zweifel daran gelassen,
wer
zur Verantwortung gezogen würde, falls Bolitho seine Kompetenzen überschritt.
Aber wenn Hoblyn tatsächlich schuldig und mit den Schmugglern im Bunde war, hatte er keine Gnade zu erwarten, weder von der Navy noch von den Männern, die er zu seiner eigenen Bereicherung mißbraucht hatte.
Bolitho preßte die Lippen zusammen. Auch Alldays Leben stand auf dem Spiel. Falls seinem alten Gefährten etwas zustieß, wollte er mit Hoblyn und dem ihm unbekannten Sir James Tanner auf seine eigene Weise abrechnen, das schwor er sich.
Als sich der Abend über die drei verankerten Kutter herabsenkte, ging Bolitho an Deck, um die Vorbereitungen zum Auslaufen zu beobachten.
Auch hier war eine Veränderung spürbar. Die Männer, die er erst seit kurzem kannte, akzeptierten ihn jetzt: Stückmeister George Davy, der geduckt zwischen seinen kleinkalibrigen Kanonen herumkroch und letzte Hand anlegte; Scrope, der Profos, sah mit Bootsmannsmaat Christie die Äxte und Entermesser in der schweren Waffenkiste am Mastfuß durch.
Und der bullige Bootsmann Luke Hawkins hing halb über dem Schanzkleid außenbords und gestikulierte zum Beiboot hinunter, an dem gerade die Taljen zum Anbordhieven eingepickt wurden.
Soviel
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