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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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worden und hatte beim Ersten Leutnant, einem fairen und beliebten Offizier, Beschwerde eingelegt. Der Erste wiederum hatte die Klagen dem Kommandanten vorgetragen. Das Resultat waren für Lucas drei Dutzend Peitschenhiebe wegen aufsässigem Betragen. Danach hatte er sich zur Flucht entschlossen, war dabei aber von einem anderen Offizier ertappt worden. Er hatte den Leutnant nur mit der nackten Faust niedergeschlagen, aber der Mann war dabei nach unten ins Batteriedeck gestürzt. Lucas wußte nicht, ob der Leutnant noch lebte, und hatte auch nicht gewartet, um es herauszufinden.
    Grimmig hatte er Allday angestarrt. »Weißt du, was es heißt, durch die Flotte gepeitscht zu werden? Das überlebt keiner. Und falls der Leutnant gestorben ist, ziehen sie mich sowieso zur Rahnock hinauf.«
    Aber Allday merkte, daß Lucas mit halbem Herzen beim Schmuggelgeschäft war. Für ihn bedeutete es nur einen Aufschub ohne Hoffnung oder Zukunft, bis ihn der Arm des Gesetzes schließlich doch ergreifen würde. Allday hatte zugehört, wie die anderen auf Freiwache darüber diskutierten.
    Bisher hatte ihnen die Flucht zwar eine Menge harter Knochenarbeit gebracht, aber nur mageren Lohn.
    Auch in dieser Nacht arbeiteten Allday und Lucas gemeinsam.
    Sie beaufsichtigten die Wareneinnahme an der vorderen Luke, drückten die richtigen Leinen in ungeschickte Fäuste und achteten darauf, daß die Lugger nicht zu hart an die Bordwand stießen, denn die See ging hoch.
    »Finster wie in einem Hurenarsch«, murmelte Allday.
    Lucas richtete sich auf und sog tief die brandygeschwängerte Luft ein. »Ich könnte einen Schluck gebrauchen.« Erst danach registrierte er Alldays Worte. »Yeah. Ich war schon paarmal auf dieser Brigg dabei. Der Käptn fährt immer nur mit einem Lockvogel. Wenn dann unsere …« Er grinste.
    »Wenn dann die Marine- oder Zollkutter auftauchen, lenkt das andere Schiff sie ab, und wir können verschwinden.«
    Allday senkte den Blick, um sich nicht zu verraten. So also funktionierte das Ganze. Vielleicht wechselten sich die Schmuggler dabei ab und teilten hinterher den Profit.
    Steuermann Newby hob eine abgeblendete Laterne und spähte zu ihnen herunter. »Seid ihr bald fertig?« Das klang ungeduldig, nervös.
    Beruhigend hob Allday die Hand. »Ist gleich soweit. Nur noch ein Netz, dann haben wir alles verstaut.«
    Newby verschwand, wahrscheinlich um die Leute an den anderen Luken anzutreiben.
    Verärgert knurrte Lucas: »Und was kommt als nächstes?
    Gold für den Kapitän, und uns speisen sie mit einem Mundvoll Rum ab.«
    Mit einem nachdenklichen Blick auf seinen Gefährten fragte sich Allday, wie viele gute Seeleute durch die Schuld gleichgültiger Offiziere und skrupelloser Kapitäne verdorben wurden – genau wie Lucas. Ein Jammer, daß Bolithos Beispiel nicht Schule machte.
    Eine Stimme bellte: »Klar zum Loswerfen an Steuerbord!
    Aber lebhaft, ihr Faulenzer!«
    Lucas fluchte vor sich hin. »Genau wie daheim.«
    Erst wurde der eine, dann der andere Lugger losgeworfen, mit Segeln, die in Lee der Brigg wirkungslos killten. Doch dann, als sich ihre losgemachten Toppsegel füllten und die Vorsegel gesetzt waren, nahm sie plötzlich Fahrt auf und zog über Backbordbug davon. Die Lukendeckel wurden verschalkt, an Deck kehrte allmählich wieder Ordnung ein.
    Lucas stand lauschend da, den Blick auf die bewegte, dunkle See gerichtet. »Meine Güte, die haben Frauen an Bord geschafft!« knirschte er. Beide Fäuste in die Webleinen gekrallt, starrte er Allday entsetzt an. »Da höre doch einer das Geschrei! Wissen diese Idioten denn nicht, daß Frauen an Bord Unglück bringen?«
    Auch Allday hatte den Schrei einer Frauenstimme gehört.
    Er war nicht laut gewesen, eher wie das ferne Kreischen einer Möwe, und wurde gleich darauf vom Brausen des Windes in der Takelage übertönt.
    Der Bootsmann rief nach vorn: »Ihr da! Klar zum Setzen der Fock! Entert auf, ihr faulen Ärsche!« Ein wütender Schmerzensruf gellte, als er mit seinem dicken Tampen zuschlug. Dann trat er zu Allday an die Luvwanten. »Guter Wind für uns«, meinte er, den Blick nach oben gerichtet; aber die auf der Fockrah auslegenden Toppgasten waren in der Dunkelheit nicht zu erkennen. »Sollten es diesmal schnell geschafft haben.«
    Wieder hörte Allday die spitzen Schreie und fragte: »Frauen an Bord, wie?« Es beunruhigte ihn irgendwie.
    Der Bootsmann gähnte. »Der Käptn hat seinen eigenen Kopf.« Und mit einem harten Auflachen: »Hauptsache, die Kasse stimmt. So

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