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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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durchdachte, sorgfältige Arbeit – und wofür? Für das Risiko, durch die Hand von Schmugglern zu sterben, die von den meisten Einwohnern geduldet, wenn nicht sogar bewundert wurden. Oder aus Loyalität gegenüber Bolitho oder einem Kameraden, wie sie selbst unter den Gepreßten der Navy so häufig war.
    Bolitho spähte über die Reede und meinte, schon leichten Dunst zwischen den vielen Ankerliegern aufziehen zu sehen.
    Obwohl der Wind immer noch an den aufgegeiten Segeln zupfte, schien das Wasser doch glatter, milchiger zu sein, vor allem zur Insel Grain und zur Garrison-Landspitze hin. Ein leichter Schauer ließ ihn wünschen, er hätte seinen Bootsmantel mit an Deck gebracht.
    Er blickte zu dem Sechspfünder hinüber, an dem der kleine Matthew Corker lehnte und sehnsüchtig zum Land sah.
    Leise sagte Bolitho: »Wir haben dir viel zu verdanken, Matthew. Eines Tages wirst du begreifen, wieviel. Was wünschst du dir, wenn dies alles hier vorbei ist?«
    Der Junge wandte sich ihm zu, das Gesicht ungewohnt ernst und traurig. »Bitte, Captain, ich möchte nach Hause.«
    Mit tränenerstickter Stimme, doch entschlossen fügte er hinzu: »Aber erst, wenn Mr. Allday wieder da ist.«
    Bolitho sah ihm nach, als er zwischen den eifrig Arbeitenden nach vorne ging. Matthew hatte die richtige Entscheidung getroffen, dachte er. Unbeeinflußt und aus freien Stücken, genau wie es sein mußte.
    Paice trat zu ihm an die Reling. »Prächtiger Junge, Sir«, meinte er.
    Bolitho erriet den Grund für Paices Trauer. »Aye, Mr. Paice.
    Ohne ihn …« Er brauchte den Gedanken nicht auszusprechen.
    Mit Segeln, die im leichten Abendwind zu atmen schienen, gingen die drei Kutter ankerauf und strebten dem offenen Wasser zu. Viele Augen blickten ihnen nach, aber weil der Dunst binnen kurzem die drei Silhouetten verschluckte, konnte niemand ihre Absicht erraten.
    Major Craven von den 30er Dragonern nippte gerade genießerisch an seinem Abendtrunk, einem alten Rotwein, als ihm ein berittener Bote keuchend Meldung vom Auslaufen der drei Kutter machte.
    Gelassen faltete er den Zettel zusammen und leerte sein Glas, ehe er seine Ordonnanz rief und die Pferde satteln ließ.
    Kommodore Ralph Hoblyn schritt unruhig in seinem weitläufigen Schlafzimmer auf und ab. Jedesmal, wenn er dabei an ein Fenster kam, ging sein Blick in die Ferne. Als die Abenddämmerung das Zimmer mit ihren Schatten füllte, tigerte er immer noch gebeugt hin und her, ohne nach Licht zu rufen.
    Ein Bote brachte die Nachricht vom eigenmächtigen Auslaufen der drei Kutter zum Tor des Anwesens und fragte nach neuen Befehlen, aber der Korporal der Wache wies ihn grob ab: »Der Kommodore hat euch schon vor langer Zeit eingeschärft: Abends will er nicht gestört werden, ganz gleich, worum es sich handelt!«
    Und im fernen Chatham faßte die Schlüsselfigur all dieser Ereignisse, der arretierte Midshipman Fenwick vom örtlichen Preßkommando, den einzigen mutigen Entschluß seines traurigen neunzehnjährigen Lebens: Während draußen die Wache wechselte, nahm er seinen Gürtel und erhängte sich am Fensterkreuz.
    In seiner Achterkajüte auf
Telemachus
zog Bolitho ein frisches Hemd an und hakte sorgsam Violas Uhr an den Gürtel, ehe er sie in die Tasche gleiten ließ. Rund um ihn knarrte und knirschte der hölzerne Schiffsrumpf, aber er hörte das Rauschen des vorbeiströmenden Wassers von Minute zu Minute schwächer werden.
    Da starrte er auf die Seekarte nieder, bis ihn die Augen schmerzten.
    So oder so, in dieser Nacht mußte die Entscheidung fallen.
    Sein Blick wanderte zu dem Tuchbündel mit Alldays unfertigem Schiffsmodell. Die Entscheidung über ihr beider Schicksal.
    Eine Ewigkeit schien vergangen, als er sich seiner Umgebung wieder bewußt wurde. Er erwachte kämpfend – gegen den Schmerz und gegen die Weigerung seines Verstandes, das Geschehen zu akzeptieren.
    Allday versuchte, die Augen zu öffnen, merkte aber mit Entsetzen, daß ihm nur das rechte gehorchte. Sein ganzer zerschlagener Körper schmerzte, und als er noch einmal das linke Auge vergeblich zu öffnen versuchte, glaubte er einen schrecklichen Moment lang, es sei nicht mehr da.
    Er starrte das verschwommene Bild an, das der trübe Schein einer träge pendelnden Laterne aus der Schwärze hob. Das Loch, in dem er lag, war so eng, daß er fast durchgedreht wäre. Er versuchte sich zu bewegen, was ihm aber nur ein gequältes Aufstöhnen abpreßte. Da bemerkte er zum ersten Mal, daß seine Beine gespreizt und an zwei

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