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Des Koenigs Konterbande

Des Koenigs Konterbande

Titel: Des Koenigs Konterbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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oben gelangt und vom Intrigieren um den eigenen Vorteil verweichlicht waren.
    Der alte Sekretär öffnete die Tür und blickte schnell zwischen ihnen beiden hin und her. »Lord Marcuards Kutsche ist vorgefahren, Sir Marcus.«
    Drew zupfte sein Halstuch zurecht und musterte sich im Spiegel. »Wir sollen ihn hier oben erwarten, Bolitho.« Er wirkte unglaublich nervös.
    Bolitho wandte sich vom Fenster ab. Die Kutsche war sofort in der Remise verschwunden, ihr Treffen sollte also geheimgehalten werden. Sein Puls schlug schneller. Er hatte ein Routinegespräch erwartet, ein paar ermunternde Worte, er solle den Kampf gegen die Schmuggler auch in Zukunft energisch vorantreiben. Lord Marcuard, hieß es, verließ nur selten seine Residenz in Whitehall. Und wenn, dann höchstens um sich zum König oder auf seinen Landsitz in Gloucestershire zu begeben.
    Er hörte Stiefeltritte auf der Treppe, und dann postierten sich zwei Grooms, jeder mit Pistole und Säbel bewaffnet, zu beiden Seiten der offenen Zimmertür. Trotz ihrer Livree wirkten sie eher wie erfahrene Gardisten als wie Diener.
    »Anscheinend will man uns beschützen, Sir Marcus«, murmelte Bolitho.
    »Lassen Sie Ihre vorlauten Bemerkungen!« fuhr der Konteradmiral ihn an.
    Ein Schatten fiel auf die Tür, und Bolitho verbeugte sich. Marcuards äußere Erscheinung überraschte ihn. Er war schlank und hochgewachsen, von mittlerem Alter, Nase und Kinn waren fein modelliert, der umflorte Blick drückte melancholische Arroganz aus. Er trug einen elegant geschnittenen Rock und pastellgrüne Breeches aus reiner Seide. Sein Haar war nach ausländischer Mode im Nacken zusammengefaßt und stark gepudert. Jawohl, sagte sich Bolitho, das war mit jeder Faser ein Mann des königlichen Hofes, nicht der Schlachtfelder.
    »Es ist uns eine Ehre, M’lord«, stammelte Drew.
    Lord Marcuard nahm Platz und arrangierte dabei sorgfältig die eleganten Rockschösse. »Ich wüßte eine Tasse Schokolade zu schätzen«, sagte er. »Die Reise war sehr ermüdend.
    Und nun diese Stadt hier.« Zum ersten Mal wandte sich sein Blick Bolitho zu. Sein Ton war gelangweilt, doch seine Augen wirkten scharf wie Rapiere. »Das ist also der Mann, von dem ich soviel gehört habe. Großartige Leistung.
    Tuke war eine gefährliche Bedrohung unseres Handels.
    «
    Mühsam verbarg Bolitho seine Überraschung. Er hatte erwartet, daß Lord Marcuard sich auf die Eroberung der
Loyal Chieftain
beziehen würde. Statt dessen erinnerte er sich an seinen Einsatz in der Südsee. Aber vielleicht war das nur Taktik.
    Drew errötete, verwirrt über den abrupten Themenwechsel von heißer Schokolade zum Piratenunwesen am anderen Ende der Welt. Bolitho war froh, daß er im Gegensatz zu Sir Marcus dem Wein fast gar nicht zugesprochen hatte.
    Marcuard mochte sich kleiden und benehmen wie ein Snob, war aber gewiß kein Narr.
    Er antwortete: »Ich hatte tüchtige Helfer, M’lord.«
    Marcuard lächelte knapp. »Vielleicht hatten die ihrerseits einen tüchtigen Kapitän?« Mit dem silbernen Knauf seines Stöckchens tippte er sich ans Kinn. »Aber ich schätze, auf diese Idee sind Sie noch gar nicht gekommen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Seine Majestät ist Frankreichs wegen äußerst besorgt. William Pitt sucht das Schlimmste zu verhindern, aber natürlich …«
    Bolitho fiel auf, daß der Silberknauf die Form eines Adlers hatte, dessen Klauen eine Kugel umfaßten – den Globus? Er hatte den Eindruck, daß Marcuard von Pitt nicht viel hielt, auch wenn er das nicht aussprach.
    Im gleichen distanzierten Ton fuhr Marcuard fort: »Allerdings neigt Seine Majestät dazu, seine Meinung von Tag zu Tag zu ändern.« Wieder dieses kühle Lächeln. »Wie der Wind in Frankreich.« Flüchtig runzelte er die Stirn. »Sehen Sie doch bitte mal nach, wo die Schokolade bleibt.«
    Bolitho machte einen Schritt zur Tür, aber Marcuards scharfe Stimme bremste ihn. »Nein. Nicht Sie. Ich muß Ihre Meinung hören.«
    Bolitho empfand fast Mitleid mit dem Konteradmiral.
    War er mit voller Absicht gedemütigt worden, oder sollte das nur ein neuer Beweis für die fast unbeschränkte Macht Lord Marcuards sein?
    Als Drew beflissen verschwunden war, fuhr Marcuard fort: »Ich kam zu spät, um Delaval noch hängen zu sehen.
    Der Zustand der Straßen …« Wieder wechselte er abrupt das Thema. »Wie Sie die Brigg und den Schoner erobert haben, war brillant. Sie waren eben Fregattenkapitän und werden das im Herzen immer bleiben.«
    Bolitho wußte,

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