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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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stark zugenommen.
     Aber wie lässt sich die Größe »Ungleichheit« überhaupt messen? Dafür wird ein allgemein gebräuchliches Maß, der Gini-Koeffizient,
     verwendet. Dessen Berechnung basiert auf Daten, die anzeigen, welche Einkommenshöhe von welchem Anteil der Bevölkerung erzielt
     wird. Wenn alle das gleiche Einkommen erhielten, dann würde der Anteil an den gesamten Einkommen im Gleichschritt mit dem
     Bevölkerungsanteil zunehmen, weil mit jedem |59| Prozent an Bevölkerungsanteil der gleiche Prozentsatz an Einkommensanteilen hinzukommt. Beim anderen Extrem, einer maximalen
     Ungleichverteilung, bei der das ganze Einkommen auf eine Person entfiele, würde der Anteil des Einkommens zunächst überhaupt
     nicht mit dem Bevölkerungsanteil steigen, weil kein Einkommen vorhanden ist. Erst mit der letzten Person, die das ganze Einkommen
     besitzt, springt der Wert auf 100 Prozent. Ergo: Je größer der Wert des Koeffizienten ist, desto ungleicher ist die Verteilung. 10*
    In den Abbildungen 3a und 3b ist der Koeffizient für verschiedene Länder für das Jahr 1985 = 100 gesetzt worden, sodass man
     seine Entwicklung seither gut ablesen kann Ein steigender Koeffizient bedeutet mehr Ungleichheit, ein fallender weniger. Es
     zeigt sich, dass in fast allen betrachteten Ländern die Ungleichheit gestiegen ist. Das gilt sowohl für die Primäreinkommen
     als auch für die verfügbaren Einkommen (die hier Sekundäreinkommen heißen). Es hat mich nicht überrascht, dass der Anstieg
     bei den Primäreinkommen in der Regel deutlich stärker ist als bei den verfügbaren Einkommen. Die Steuer- und Sozialversicherungssysteme
     sorgen schon dafür, dass die von den Märkten ausgehende Tendenz zur Ungleichheit etwas gedämpft wird. Aber von einem echten
     Ausgleich kann nicht die Rede sein.
    Auffallend ist, dass die Verteilung der Primäreinkommen besonders in Italien und Japan sehr viel ungleicher geworden ist.
     Dahinter folgt mit einigem Abstand aber schon Deutschland. Auffällig ist aber auch, dass in Italien und Japan die verfügbaren
     Einkommen nur wenig ungleicher verteilt sind als 1985. Ganz anders jedoch verhält es sich in Deutschland. Hierzulande hat
     die Ungleichheit der verfügbaren Einkommen in ähnlichem Ausmaß zugenommen wie die der Primäreinkommen. Die Steuer- und Sozialsysteme
     haben, anders als in Italien und Japan, die von den Märkten ausgehende Tendenz zur Ungleichheit überhaupt nicht aufgefangen,
     sondern ungebremst auf die verfügbaren Einkommen wirken lassen. Besonders ausgeprägt ist |60| dieser Trend seit dem Jahr 2000. Selbst der jüngste Aufschwung 2005 bis 2008, in dem sich die Ungleichheit zeitweilig etwas
     abschwächte, vermochte den Trend nicht zu drehen.
    Was mir außerdem aufgefallen ist: dass es bei der allgemeinen Tendenz zu mehr Ungleichheit durchaus Ausnahmen gibt. Die markanteste
     ist Frankreich. Dort ist sowohl die Verteilung der Primäreinkommen als auch die der verfügbaren Einkommen im Laufe der Zeit
     gleicher geworden. Das kann also nicht nur an einem egalisierenden Steuerrecht oder einem sehr umverteilungswirksamen Sozialsystem
     liegen. Schon auf dem Markt ergeben sich dort egalitärere Einkommen als in Deutschland.
    Warum ist das so? In der wissenschaftlichen Literatur werden vor allem die Globalisierungstendenzen und der technologische
     Wandel für die zunehmende Ungleichheit verantwortlich gemacht. 22 Die Globalisierung setzt den Einsatz des Faktors Arbeit unter verschärften Wettbewerbsdruck. Arbeit, egal ob in Frankreich
     oder in Deutschland, steht mittlerweile in nahezu direkter Konkurrenz zu Arbeit in China oder anderen aufstrebenden Volkswirtschaften.
     Das sollte sich dämpfend auf die Löhne in jenen Branchen auswirken, in denen diese Konkurrenz besonders relevant ist. Diese
     bleiben dann hinter den Löhnen in anderen, vor dem globalen Konkurrenzdruck geschützten Branchen zurück. Der technologische
     Wandel trennt die Beschäftigten in jene, die mit den neuen Technologien umgehen können, und jene, die es nicht können. Entsprechend
     sollten sich eigentlich überall Gehaltsunterschiede herausbilden, die die Ungleichheit erhöhen. Da sich aber die französische
     Wirtschaft diesen Tendenzen genauso wenig entziehen kann wie die deutsche, kann diese weit verbreitete Behauptung so nicht
     stimmen. Es muss also noch etwas anderes geben, das die wachsende Ungleichheit erklärt.
    Um der Ursache näher zu kommen, habe ich mich etwas genauer mit den Einkommen

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