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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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vermieden werden, aber sie wirkte in Wahrheit als Infektionskanal
     für die globale Finanzkrise. Die Nachfrager jener ABS-Papiere saßen ja längst nicht mehr nur in den USA, dazu war mittlerweile
     das dortige Kapitalangebot wegen der hohen privaten und staatlichen Verschuldung zu gering. Das Ausland, vor allem jenes mit
     Kapitalüberschüssen, musste und wollte einspringen.
    An dieser Stelle kommt der deutsche Finanzmarkt ins Spiel. Nach China war hier der größte Überschuss an Kapital zu verzeichnen,
     der global nach Anlagemöglichkeiten suchte. Im Vergleich zu den chinesischen Banken, die primär nur an relativ sicheren Staatsanleihen
     mit entsprechend niedrigen Renditen interessiert waren, war der Appetit auf höhere Renditen und damit höhere Risiken bei den
     deutschen |113| Anlegern deutlich stärker ausgeprägt. Und der Markt war erfinderisch, um diese Wünsche zu befriedigen. Banken, die durch »lästige«
     Regulierungsvorschriften daran gehindert waren, derartige Risiken einzugehen, gründeten kurzerhand Tochtergesellschaften,
     die nicht als Banken geführt wurden. Für diese Zweckgesellschaften galten laschere Vorschriften als für Banken, und sie gingen
     in Übereinstimmung mit den lückenhaften Regulierungsvorschriften auch nicht in die Bilanzen ihrer Mutterbanken ein.
    Um noch sicherer vor Bedenkenträgern zu sein, wurden jene Zweckgesellschaften gezielt in Ländern wie beispielsweise Irland
     gegründet, wo man skrupellos dem Zeitgeist eines sich selbst überlassenen Finanzmarktes huldigte, der aus sich heraus Prosperität
     und Stabilität zu erzeugen versprach. In diesen Scheinparadiesen freier Finanzmärkte war man vor unliebsamen Nachfragen besonders
     sicher. Diese Lücken wurden gerne von deutschen Banken genutzt, und so landeten viele Subprime-Kredite, selbst wenn sie über
     ihre Verpackung nicht mehr direkt als solche erkennbar waren, in den Büchern deutscher Banken. Und so kam die Finanzmarktkrise
     nach Deutschland.
    Erste Reaktionen auf dem Finanzmarkt
    Mittlerweile war die euphorische Kreditvergabe in den USA in ein allgemeines Misstrauen umgeschlagen. Aufgrund der komplexen
     Struktur der Wertpapiere war ohne detektivische Recherche nicht mehr erkennbar, wer in welchem Umfang von faulen Krediten
     betroffen war. Das war der Nährboden für ein generelles Misstrauen auf den Finanzmärkten gegenüber jedem bestehenden und potenziellen
     Geschäftspartner. Es konnte ja schließlich sein, dass dieser aufgrund seines hohen Engagements auf dem Markt für Subprime-Kredite
     jetzt oder in naher Zukunft nicht mehr zahlungsfähig war. Also wurde man entsprechend vorsichtig, was weitere Kreditvergaben
     anging. Das hatte fatale Folgen. Die erste und unmittelbare Folge war, dass die Zinssätze für kurzfristige Ausleihen im Interbankenhandel |114| drastisch anstiegen. Solche Ausleihen sind an sich ein Routinegeschäft zwischen Banken. Sie finden statt, wenn Banken kurzfristig
     Liquidität benötigen, weil sie beispielsweise selbst kurzfristig Geld verleihen möchten und sie ihre eigenen Anlagen nicht
     unmittelbar liquide machen können oder wollen. Üblicherweise bewegt sich der Zinssatz für die Kredite nah am Leitzinssatz
     der Zentralbank. Darin spiegelt sich die Überzeugung der Märkte, dass das Ausleihen von Geld zwischen Banken genauso sicher
     ist, als ob man sich das Geld bei der Zentralbank ausleihen würde; also nahezu vollkommen sicher. Das ist die übliche Regel.
    In Zeiten des Misstrauens, wenn man sich eben nicht so ganz sicher ist, ob die andere Bank nicht in Schwierigkeiten steckt,
     wird ein Risikoaufschlag für geliehenes Geld verlangt. Die Zinsen sind also höher als der Leitzins. Die Differenz sagt etwas
     über das Ausmaß des wechselseitigen Misstrauens aus. Abbildung 9 verdeutlicht, dass dieses Misstrauen mit Beginn der Subprime-Krise
     weltweit zunahm und plötzlich die Stimmung beherrschte – mit dem Ergebnis, dass Banken ihre kurzfristigen Liquiditätsbedürfnisse
     nur zu einem relativ hohen Preis realisieren können. Das zeigte sich schon rasch nach dem Ausbruch der Krise, und es zeigte
     sich eben nicht nur in den USA, sondern betraf alle Banken, die in den Handel mit den betreffenden Papieren verstrickt waren
     – oder die zumindest im Verdacht standen, darin verstrickt zu sein. Das galt auch für die verdächtigen deutschen Banken, beispielsweise
     für die berühmt-berüchtigte IKB, die ihre Rendite durch ein besonders ausgeprägtes Engagement in diesem

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