Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
Vom Netzwerk:
bei der gesamtwirtschaftlichen Produktion, da sie sich ja wechselseitig aufheben. Ökonomisch
     ist die Wirkung jedoch verheerend. Denn der Exporteinbruch zertrümmert gleich drei wichtige Größen: Gewinne, Produktion und
     Beschäftigung. Durch den Importeinbruch wird lediglich ein mehr oder minder großer Teil der schlimmen ökonomischen Folgen
     weitergereicht, diese können aber in anderen Ländern wiederum als Exporteinbruch ankommen. Alles hängt zusammen.
    Die Folgen lassen sich an der Binnennachfrage ablesen. Das ist die dritte Welle. Diese Folgen sind, je nach Volkswirtschaft,
     ganz unterschiedlich. Es kommt darauf an, wo die höchsten Gefährdungen waren. In Spanien traf es den Immobiliensektor, der
     bereits seit Jahren Überhitzungstendenzen gezeigt hatte. Die Finanzierung laufender Projekte brach wegen der Finanzkrise und
     der sich rapide verschlechternden globalen Wirtschaftsaussichten zusammen. Geplante Vorhaben wurden erst gar nicht in Angriff
     genommen. Damit brachen die Bauinvestitionen völlig ein. Da dieser Sektor in den Jahren des Booms – zeitweise wurden in Spanien
     mehr Häuser gebaut als in Deutschland, Frankreich und Italien zusammen – immer bedeutsamer geworden war, traf das die spanische
     Wirtschaft besonders hart.
    Die dritte Welle traf außerdem den Investitionsprozess in allen Ländern. Wenn sich nicht nur die Finanzierungsbedingungen
     infolge der Finanzkrise immer schwieriger gestalten, sondern auch noch der Exportabsatz einbricht oder, wie in Spanien, die
     Baukonjunktur abstürzt, |126| ist das natürlich Gift für die Investitionen in Ausrüstungen und Maschinen. Die Gewinnerwartungen der Unternehmen verdüstern
     sich und sie fahren ihre Investitionsvorhaben sofort zurück. Dieser Prozess ist in nahezu allen Volkswirtschaften fast synchron
     zu beobachten, wie Abbildung 12 zeigt. Besonders schroff ist der Abbruch in jenen Ländern, die vorher eine Phase besonders
     kräftiger Konjunktur durchliefen. Das betrifft in diesem Zusammenhang vor allem Länder wie Irland, Spanien und Griechenland.
     Dagegen war der Investitionseinbruch in Volkswirtschaften mit zuvor vergleichsweise schwacher Konjunktur wie beispielsweise
     Deutschland relativ gering. Ich erkläre mir das so, dass hierzulande die Erwartungen schlicht und einfach nicht so groß waren.
     Hinzu kommt, dass in Deutschland der Immobilienmarkt seit Jahren schwach war, sodass es hier auch keine übersteigerten Renditeerwartungen
     geben konnte, die im Zuge der Finanzkrise hätten platzen können.
    Die letzte Welle erfasste schließlich eine der stabilsten Größen der Volkswirtschaft: den privaten Verbrauch. Die Einbrüche
     hier waren in der Regel bei Weitem nicht so dramatisch wie in anderen Bereichen. Der private Konsum ist jedoch die Größe mit
     dem höchsten Anteil an den gesamtwirtschaftlichen Ausgaben. Auch kleine Veränderungen haben deshalb relativ große Auswirkungen.
    Die Krise infizierte den Konsum auf zwei Wegen. Der erste und direkte sind wiederum die Finanzierungsbedingungen. Wenn Kredite,
     insbesondere Hypothekarkredite, plötzlich teurer werden oder man dafür sogar mehr Sicherheiten verlangt, weil der Marktwert
     eines Hauses rapide abnimmt, dann hat das unmittelbar negative Konsequenzen für das zum Konsum zur Verfügung stehende Einkommen.
     Das Gleiche gilt für verschlechterte Kreditkonditionen für Konsumentenkredite; auch damit werden die Konsummöglichkeiten eingeschränkt.
     Schließlich wird der Konsum noch indirekt belastet. Steigt im Verlauf der Krise die Arbeitslosigkeit, vermindert das ebenfalls
     die Einkommen und drückt so auf den Verbrauch.
    All diese Tendenzen zeigen sich in den verschiedenen Volkswirtschaften, aber es trifft nicht alle gleich hart, wie Abbildung
     13 verdeutlicht. |127| Am meisten betroffen waren jene Länder, in denen die privaten Haushalte besonders hoch verschuldet waren. Dort machten sich
     die verschlechterten Kreditkonditionen sofort bemerkbar und dämpfen den privaten Verbrauch spürbar. Später kam dann noch die
     höhere Arbeitslosigkeit hinzu. Dieses Bild zeigt sich – wenig überraschend – in den USA, wo hoch verschuldete Haushalte in
     den Jahren vor der Krise zeitweise sogar »entspart« hatten. Das heißt, alle privaten Haushalte zusammen hatten insgesamt mehr
     Geld ausgegeben, als sie eingenommen hatten. Das ist zwar – kurzfristig gesehen – gut für den Konsum, lässt sich aber keinesfalls
     auf Dauer aufrechterhalten. Etwas weniger

Weitere Kostenlose Bücher