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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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Politik in den USA riss der Geduldsfaden. Sie wollte nach
     den mühsamen Einzelfallbetrachtungen endlich eine systematische Antwort auf die Krise im Finanzsystem, die dem allgemeinen
     Gerechtigkeitsempfinden entsprach. Der Beifall gab dem amerikanischen Finanzminister zunächst Recht. Aber er währte nur kurz.
    Denn dann zeigte sich die Kehrseite dieses Vorgehens in voller Härte. In der Industrie ist der Wegfall eines Konkurrenten
     Anlass |134| zur (zumindest klammheimlichen) Freude für ein Unternehmen; schließlich besteht die Chance, dass man dessen Kunden übernehmen
     kann. Die Verhältnisse im Finanzsektor sind da etwas verzwickter. Die verschiedenen Finanzinstitute sind über ein dichtes
     Netzwerk von Zahlungsströmen miteinander verwoben. So werden zum Beispiel wechselseitig Kredite vergeben oder das eine Institut
     garantiert Zahlungen für das andere. Der Ausfall eines Knotenpunktes in einem finanziellen Netzwerk schädigt folglich nicht
     nur das ausscheidende Institut, sondern auch die am Markt verbleibenden. Das schürt das allgemeine Misstrauen sowohl was die
     Solvenz als auch die Liquidität des gesamten Finanzsektors angeht. Letztlich sind damit alle geschädigt. Die Folgen gehen
     wegen der Belastung der gesamten Kreditvergabe sogar weit über den eigentlichen Finanzsektor hinaus – es trifft auch die übrige
     Wirtschaft.
    Vor diesem Hintergrund wird die Frage nach Verantwortung und Haftung wesentlich komplexer. Lässt man das Marktgeschehen einfach
     so laufen, schädigt das eben nicht nur die Verantwortlichen, sondern auch diejenigen, die nichts zum Entstehen der Krise beigetragen
     haben, also unschuldig sind. Das gilt für den Facharbeiter in der Automobilindustrie ebenso wie für den mittelständischen
     Unternehmer in einem Zulieferbetrieb für diesen Wirtschaftszweig. Mit einer Fortsetzung der Lehman-Strategie wäre somit die
     gesamte Wirtschaft massiv geschädigt worden. Daher gab es gute Gründe für die Wirtschaftspolitik, nach Lehman angeschlagene
     Banken zu stützen.
    Aber der Preis dafür ist hoch. Der Preis für diese Politik besteht in mehr als nur den Milliardenbeträgen, die für die Rettung
     des Finanzsektors eingesetzt wurden. Er besteht auch in der schreienden Ungerechtigkeit, dass jene, die die globale Wirtschaft
     durch ihr verantwortungsloses Handeln an den Rand des Abgrund manövriert und auf diese Weise horrende Gewinne erzielt haben,
     nicht für die Risiken ihres Handelns aufkommen müssen. Sie lassen sich wie zum Hohn nicht zuletzt von denen retten, deren
     Einkommen aufgrund der Fokussierung auf den Finanzmarkt in den Vorkrisenjahren gedrückt worden war. Die Opfer müssen also
     auch noch für die Schäden |135| der Täter aufkommen. Das ist ein Skandal, aber, wie ich finde, ein unvermeidlicher Skandal. Ansonsten wären die Schäden bei
     den Unschuldigen noch höher ausgefallen. Aber diese Ungerechtigkeit sollte als Hypothek für den Finanzsektor verstanden werden,
     die es noch abzutragen gilt.
    Rettet die Banken!
    Es war also nur zu verständlich, dass nach der Pleite der Lehman-Bank und angesichts der großen Panik, die ausbrach, gewaltige
     Rettungspakete für den Bankensektor verabschiedet wurden. Es durfte nicht einmal der Eindruck entstehen, dass die Banken an
     Liquiditätsmangel zugrunde gehen würden. Das hätte leicht einen Run auf die Banken auslösen können, und so etwas kann schnell
     das Ende bedeuten. Die Strategie beschränkte sich ausdrücklich nur auf Banken, die systemrelevant waren. Deren Ausfall würde
     das gesamte Finanzsystem massiv schädigen. 1* Kleinere, weniger bedeutende Banken konnten nicht auf Unterstützung hoffen.
    Als Teil der Rettungsstrategie senkten die großen Zentralbanken die Leitzinsen. Sie wollten so die Refinanzierung aller Banken
     verbilligen und ihnen auf diese Weise bessere Chancen geben, wieder profitable Geschäfte zu machen. Gleichzeitig wurde den
     Banken für eine begrenzte Zeit zusätzlich von den Zentralbanken verbilligte Liquidität zu Verfügung gestellt., mit der sie
     die Aufnahme teurer Kredite auf dem Interbankenmarkt vermeiden konnten. Aber auch die Regierungen blieben nicht untätig. Sie
     übernahmen Bürgschaften und gewährten direkte Hilfen. In Deutschland allein belief sich die Höhe des Rettungspakets auf insgesamt
     etwa 480 Milliarden Euro – ein unvorstellbar hoher Betrag. Der höchste Anteil bestand allerdings aus Bürgschaften, von denen
     man hoffte, dass sie nie in Anspruch |136|

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