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Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert

Titel: Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav A Horn
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genommen werden mussten. Es ging dabei nur darum, dass die verschreckten und verunsicherten Kunden den Sicherheitserklärungen
     des Staates mehr Glauben schenkten als denen einer einzelnen Bank. Im Erfolgsfall würde also kein Cent für eine Bürgschaft
     fließen. Mithilfe dieser Rettungsprogramme wollte man jede Unsicherheit über die Zahlungsfähigkeit der Banken im Keim ersticken.
    In Großbritannien ging die Regierung am weitesten. Sie verstaatlichte schnell einige in Schwierigkeiten geratene Banken und
     schuf auf diese Weise maximale Sicherheit. Darüber hinaus wurde wie in den USA allen Banken eine deutliche Erhöhung ihres
     Eigenkapitals abverlangt. Dieses konnten sie sich entweder auf den Kapitalmärkten besorgen, oder sie mussten den Staat in
     der entsprechenden Höhe beteiligen. Mit der verbesserten Eigenkapitalausstattung verfügte die Bank in der Krise über größere
     Reserven – auch das sollte die panischen Kunden beruhigen.
    In Deutschland schreckte die Regierung vor einer staatlichen Übernahme von Banken zunächst zurück. Erst später, als in einigen
     Fällen alle anderen Hilfen versagten – man denke an die Hypo Real Estate Bank (HRE) und an die Commerzbank – rang sie sich
     dazu durch. Der öffentliche Höhepunkt in dieser ersten Phase der Krise war in Deutschland die Übernahme einer Garantie für
     alle Sparkonten durch die Bundesregierung, die von der Bundeskanzlerin und dem damaligen Bundesfinanzminister Steinbrück in
     einer gemeinsamen Pressekonferenz spektakulär vorgetragen wurde. Dabei gab es – und das wusste damals sicherlich kaum jemand
     – nicht die geringste gesetzliche Grundlage für einen solchen Schritt. Es war zudem zweifelhaft, ob die finanziellen Möglichkeiten
     der Bundesregierung ausgereicht hätten, um die Garantien zu erfüllen. Eine dramatische Staatsverschuldung wäre die Folge gewesen.
     Doch die Bürger glaubten der Regierung. Es kam nie zu einem Bank-Run, bei dem Kunden ihre Konten plünderten. Insofern erwies
     sich diese Garantie im Nachhinein als einer von zwei Geniestreichen der Großen Koalition, die sich dann doch als rechte gute
     Krisenmanagerin erwies.
    |137| Einzelgänger unerwünscht
    Schaut man sich alle diese Maßnahmen an, wird deutlich, dass es einen Gesinnungswandel gegeben hatte. Die Bundesregierung
     hatte, wie die Regierungen der übrigen Industriestaaten auch, erkannt, dass der Finanzmarkt, wenn man ihn sich selbst überließe,
     nicht zur Ruhe kommen würde. Ein tiefer Absturz mit verheerenden Folgen wäre unvermeidbar gewesen.
    Außerdem begannen einzelne Regierungen wohl mit dem Tunnelblick der Panik zu glauben, sie könnten die Finanzmarktprobleme
     im nationalen Alleingang ohne Rücksicht auf die verzahnten Märkte lösen. Die irische Regierung, deren Finanzsektor durch steuerliche
     und regulatorische Vergünstigungen besonders aufgebläht war, ist für mich ein markantes Beispiel. Sie hatte ohne Rücksprache
     mit den übrigen Regierungen Europas eine einseitige Bankgarantie für alle irischen Banken gegeben. Das musste dazu führen,
     dass Kapital aus den Ländern, in denen eine derartige Garantie nicht bestand, rasch – und im Fall von Ländern aus dem Euroraum
     sogar ohne Währungsrisiko – auf irische Banken transferiert werden würde. Erste Anzeichen hierfür waren schon erkennbar.
    Hätte sich dieser Transfer von Kapital fortgesetzt, hätte dies zwar den irischen Banken zunächst geholfen, gleichzeitig hätte
     sich jedoch die Lage bei den übrigen europäischen Banken drastisch verschärft. Wären in der Folge einer solchen Maßnahme einige
     Banken in den übrigen europäischen Ländern zusammengebrochen, hätte es wegen der Schockwellen im gesamten Finanzsystem auch
     die irischen Banken wieder in den Strudel der Krise hineingezogen. Insofern war der irische Alleingang auf Kosten ausländischer
     Banken von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Er zeigte aber überdeutlich, dass die Krise nur im globalen und europäischen
     Maßstab bekämpft werden konnte. Indem dies zumindest europaweit geschah, konnten die beschriebenen Folgen vermieden werden.
    Das irische Vorpreschen bewirkte, dass andere Länder eine ähnliche Garantie abgeben mussten. Am Ende waren die Risiken des
     Bankensystems |138| weitgehend bei den Staaten gelandet. Sicherlich, das war ungerecht; doch auf diese Weise sicherte man sich das wichtige Vertrauen
     der Kunden in die weitere Existenz des Bankensystems. Und das ging vor. Der Erfolg der

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