Des Reichtums fette Beute - Wie die Ungleichheit unser Land ruiniert
beschneiden.
Dass dabei zunächst Arbeitsplätze in diesem Sektor verloren gehen, ist unbestreitbar. In einer dynamischen und prosperierenden
Wirtschaft werden die hoch qualifizierten Kräfte aus dem Finanzsektor aber schnell wieder eine Beschäftigung finden. Und dieser
neue Job dürfte sicherer und aus gesamtwirtschaftlicher Sicht produktiver sein als ihre vorherige Tätigkeit.
Auch die Drohung mit Kapitalmangel ist eine Mär. Erst umgekehrt wird ein Schuh daraus. Der Finanzsektor hat in der Vergangenheit
mit seinen überhöhten Renditeversprechungen viel zu viel Kapital gebunden, das besser für realwirtschaftliche Investitionen
verwendet worden wäre. Ein Teil dieses Kapitals wurde für unproduktive Geschäfte mit Wettcharakter verwendet. Diese führten
zu hohen Gewinnen bei den Wettsiegern und zu entsprechenden Verlusten bei den Verlierern. Außerdem gingen die erzielten hohen
Renditen auf den Finanzmärkten letztlich zulasten der Realwirtschaft. Der Renditedruck wurde schließlich vielfach zum Beispiel
über Gebühren und Provisionen an die Realwirtschaft weitergegeben. Sie konnte ihn entweder nur zulasten ihrer eigenen Gewinne
erfüllen oder ihn – durch Druck auf die Löhne – an ihre Beschäftigten weiterreichen. Beides geschah. Und beides sind keineswegs
positive Maßnahmen.
Das Ziel ist also eine Konzentration der Finanzmarktgeschäfte auf weniger riskante Felder mit selbstverständlich entsprechend
geringeren Renditeerwartungen. Wenn das gelingt, sollte sich der Kreditbedarf von Unternehmen und Haushalten erfüllen lassen,
ohne überteuert zu werden. Eine verschärfte Regulierung führt daher zwar zu einem Strukturwandel zulasten des Finanzsektors
und zugunsten |195| der Realwirtschaft. Die Gesamtwirtschaft aber wird stabiler und produktiver. Die Frage ist nun: Wie kann man das erreichen?
Appetitzügler für Risiken
Ob der Umbau des Finanzsektors erfolgreich ist, hängt davon ab, ob es den Wirtschaftspolitikern – gegen den massiven und weltweiten
Widerstand der Lobbyisten – gelingt, die Risiken zu begrenzen. Vieles ist mittlerweile schon auf den Weg gebracht worden,
manches ist im Sumpf der Grabenkämpfe stecken geblieben. Ich möchte hier kurz skizzieren, was aus meiner Sicht getan werden
muss.
Am Beginn sollten zwei grundlegende Regeln stehen. Die erste lautet, dass strikt zwischen Banken und anderen Akteuren auf
den Finanzmärkten unterschieden werden sollte. Die zweite Regel besagt, dass gleiche Geschäfte gleich reguliert werden, unabhängig
davon, wer sie durchführt.
Die erste Regel, die in den USA mittlerweile als Volcker-Regel 1* umgesetzt wurde, sorgt für Transparenz im Hinblick auf Risiken und für eine grundlegende Sicherheit des monetären Intermediationsprozesses zwischen Kapitalanbietern und Kapitalnachfragern.
Banken übernehmen die Verantwortung für den regulären Zahlungsverkehr und die Kreditvergabe an die gesamte Wirtschaft. Aus
diesen Aufgaben ergibt sich eine hohe gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Banken; sie müssen also unbedingt sicher sein. Keine
Volkswirtschaft kann sich einen Zusammenbruch des Bankensystems leisten. Daraus ergibt sich – und das hat sich in der Krise
deutlich gezeigt – ein ungeheures Erpressungspotenzial gegenüber Regierungen und Zentralbanken, dem diese sich letztlich beugen
müssen. Damit es erst gar nicht so weit kommt, muss das Geschäftgebaren von Banken streng reguliert werden. Bankgeschäfte
müssen so sicher sein, dass |196| sie weder die Existenz einer Bank noch das Bankensystem insgesamt gefährden können. Daher müssen die Geschäfte von Banken
bezogen auf Volumen und Risiko strikt begrenzt werden. Wer sein Geld einer Bank anvertraut, muss sich einfach sicher sein,
dass es nicht in Wettspielen vergeudet wird. Banken, deren Geschäftsmodell auf besonders risikofernen Transaktionen beruht,
sollten entsprechend geringeren Aufsichts- und Berichtspflichten unterliegen. Das verstärkt den Anreiz für andere Institute,
in diese Geschäftsfelder zu gehen und damit die Sicherheit im Bankensystem zu erhöhen.
Von Banken zu unterscheiden sind alle übrigen Akteure auf dem Finanzmarkt – von Private-Equity-Investoren über Hedge-Fonds
bis zu Investment-»Banken«. Für sie gelten weniger Beschränkungen, sie sind aber auch weniger sicher. Wer sein Geld einem
solchen Akteur anvertraut, muss auch die Möglichkeit eines Totalverlusts in Betracht ziehen. Umgekehrt gilt: Der Staat
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