Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Sieges bittere Tränen

Des Sieges bittere Tränen

Titel: Des Sieges bittere Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Boxentüren. Gekachelte Futterkrippen. Automatische Wasserversorgung. Und in den Boxen standen die schönsten Pferde, die Verschuren je gesehen hatte.
    »Donnerwetter!« sagte er ehrlich. »Das ist ein teures Hobby.«
    »Das einzige, das ich habe.« Heerekamp ging von Pferd zu Pferd, und seine Augen glänzten vor Stolz. »Ich kann hier stundenlang sitzen und ihnen zusehen. Irgendwie begreife ich die orientalischen Fürsten, die sich einen Harem von zweihundert Frauen hielten.«
    In diesem Moment wußte auch Verschuren, daß Heerekamp ein Irrer war. Die Erkenntnis kam so plötzlich und umwerfend, daß er mehrmals tief durchatmen mußte. Dann sagte er:
    »Mr. Heerekamp, wo ist Laska?«
    »Gestohlen.«
    »Von Ihnen!«
    »Das müssen Sie erst beweisen. In wenigen Minuten beschwere ich mich telefonisch über Sie in Johannesburg.«
    »Ich werde es beweisen. Meine Beamten werden Ihre Farm durchsuchen und jeden begleiten, der sie verläßt. Auch Sie! Das übernehme ich sogar selbst. Mir ist klar, daß Sie Laska außerhalb der Farm versteckt halten. Irgendwann muß sie aus dem Versteck heraus, sonst geht das Pferd zugrunde. Und diesen Augenblick erlebe ich mit.«
    »Gut, warten Sie, ich höre mir diesen Blödsinn nicht länger mit an.« Heerekamp drehte sich um und verließ den Stall. An der großen Tür blieb er noch einmal stehen. »Ich werde den Polizeipräsidenten anrufen. Ihre vorzeitige Pensionierung ist sicher, Verschuren. Die Polizei kann sich keine gefährlichen Phantasten leisten. Ich, Joe Heerekamp, ein Pferdedieb! Warum nicht gleich die Königin von England?«
    In seiner riesigen Wohnhalle warf sich Heerekamp in einen Sessel und drückte auf einen Knopf in der Lehne. Ein Funkgerät klappte hoch, er stellte die Frequenz ein und rief das versteckte Lastauto. Lokwa meldete sich, seine Stimme war erregt.
    »Bwana, seit fünf Minuten kreist der Hubschrauber über uns. Er kann uns nicht sehen, und wir lassen uns nicht blicken, aber vielleicht sind im Sand noch Reifenspuren.«
    Heerekamp schwieg. Er atmete schwer, beugte sich nach vorn und preßte die flache Hand auf das Herz.
    »Bwana«, tönte die Stimme Lokwas quäkend aus dem Lautsprecher. »Bwana, hören Sie mich? Bwana Heerekamp!«
    »Es hat sich vieles geändert, Lokwa«, sagte Heerekamp endlich. Seine Stimme klang matt. Für ihn gab es keinen Ausweg mehr. Das Schönste, seine größte Liebe, die Erfüllung seines Lebens mußte er opfern – Laska. Einen Pferdedieb Heerekamp durfte es niemals geben. Tränen rannen ihm aus den Augen, als er weitersprach. »Tötet sie! Nein! Laßt sie laufen, wenn die Dunkelheit kommt. Laßt sie einfach laufen, jagt sie in die Wüste.« Er wischte sich die Augen und lag halb im Sessel. Zittern überlief ihn wie Schüttelfrost. »Man gönnt sie uns nicht, Lokwa, aber auch die anderen sollen sie nicht haben. Wenn sie die Wüste überlebt, soll sie nicht mehr das schönste, sondern das häßlichste Pferd der Welt sein. Leg ihr eine Decke um und tränke die Decke mit Loa-loa. Frage nicht, Lokwa« – seine Stimme überschlug sich – »tu, was ich dir befehle! Wickele sie in Loa-loa ein!«
    Mit der Faust hieb er auf die Aus-Taste, schlug dann die Hände vors Gesicht und weinte wie ein Kind.
    Über Laska war das Todesurteil gesprochen.
    Unterdessen suchten Kommissar Verschuren und seine Männer systematisch die Gegend ab. Petelo Nsombo stand vor der Tür seiner Steinhütte und sah ihnen zu. Frau und Kindern hatte er verboten, vor die Hütte zu kommen. Er rauchte eine selbstgedrehte Zigarette nach der anderen und stand bald in einem Kreis von Zigarettenenden.
    »Der Schwarze weiß mehr, als er sagt«, meinte einer der Polizisten zu Verschuren. »Wir sollten ihn mal in die Mangel nehmen.«
    »Warum? Verlorene Zeit.« Verschuren winkte ab. »Ich kenne Nsombo. Wenn er freiwillig nichts sagt, könnt ihr ihn mit dem Kopf nach unten an einen Ast hängen – er wird keinen Ton von sich geben.«
    In der Felsenhöhle präparierte Lokwa eine Decke mit dem Pflanzensaft Loa-loa. Es war ein uraltes Negermittel, das man zur Beseitigung unliebsamer Nachbarn angewendet hatte. Die Methode war einfach, sicher und grausam: Man tränkte ein Stück Stoff mit dem Saft dieser kakteenähnlichen Pflanze, wickelte den Gegner darin ein und wartete einen Tag, bis das Schreien des Gequälten erstarb. Dann rollte man ihn aus dem Tuch, wobei sich die gesamte Haut löste. Bisher hatte noch niemand diese Behandlung überlebt.
    Lokwa handelte genau nach dem Befehl seines

Weitere Kostenlose Bücher