Des Teufels Alternative
Tower, den man an den Strand gesetzt hatte, lauschte man auf die Stimme von Kapitän Larsen. Das erste Gespräch zwischen der Freya und Maas Control war von zwei Schiffsfunkern aufgefangen worden, und in den vergangenen anderthalb Stunden hatte sich die Nachricht wie ein Lauffeuer unter den Funkoffizieren verbreitet. Jetzt hörte ein Dutzend von ihnen gespannt zu.
An Bord der Freya überlegte Larsen einen Moment lang, ob er auf Kanal 16 schalten und Radio Scheveningen um eine Sonderfrequenz zu Maas Control bitten sollte, auf der er nicht von allen Funkstationen abgehört werden konnte. Aber wer von dem Gespräch wußte, würde bald ebenfalls umschalten, deshalb blieb er auf Kanal 20.
»Maas Control, hier ›Freya‹. Ich möchte den Hafendirektor sprechen.«
»›Freya‹, hier ist der Hafendirektor Dirk van Gelder.«
»Hier ist Kapitän Thor Larsen von der ›Freya‹.«
»Ja, Kapitän Larsen, ich erkenne Ihre Stimme. Was können wir für Sie tun?«
Auf der Brücke der Freya tippte Drake mit dem Lauf seiner Pistole auf die Botschaft in Larsens Hand. Der Kapitän nickte, drückte auf die Sprechtaste und begann, den Text vorzulesen.
»Dies ist eine vorbereitete Erklärung. Unterbrechen Sie mich bitte nicht, und stellen Sie keine Fragen.
Die ›Freya‹ ist heute morgen um drei Uhr von bewaffneten Männern gekapert worden. Sie haben mir bewiesen, daß sie vor nichts zurückschrecken werden, um ihre Forderungen durchzusetzen.«
In der Leitstelle hörte van Gelder, wie einer der Männer hinter ihm erschrocken tief Luft holte. Er selbst hatte seit Jahren darauf gedrängt, daß Maßnahmen getroffen wurden, die diese schwimmenden Bomben vor Entführungen schützen konnten. Aber niemand hatte auf seine Warnungen gehört – und nun war es zu spät! Die Stimme drang wieder aus dem Lautsprecher. Das Aufnahmegerät war eingeschaltet, und die Tonbandspulen drehten sich.
»Meine Mannschaft wird in einem der untersten Räume des Schiffs hinter Stahltüren gefangengehalten. Sie kann sich nicht befreien. Es ist ihnen bisher kein Leid zugestoßen. Auf mich ist, während ich diesen Text verlese, eine Maschinenpistole gerichtet.
In der Nacht sind an strategisch wichtigen Punkten im Inneren der ›Freya‹ Sprengladungen angebracht worden. Ich habe diese Ladungen mit eigenen Augen gesehen und kann bestätigen, daß im Fall einer Explosion die ›Freya‹ versinken, die Besatzung augenblicklich sterben und eine Million Tonnen Rohöl in die Nordsee fließen würden.«
»Großer Gott!« ließ sich eine Stimme hinter van Gelder vernehmen. Mit einer ungeduldigen Handbewegung brachte der Hafendirektor den anderen zum Schweigen.
»Ich verlese jetzt die ersten Forderungen des Kommandos, das die ›Freya‹ besetzt hält.
Erstens: der Schiffsverkehr in folgendem Bereich muß sofort eingestellt werden: in dem Neunziggradsektor zwischen der ›Freya‹ und der holländischen Küste, dessen Mittelachse durch die jetzige Position des Tankers geht.
Zweitens: Kein Schiff darf sich außerhalb des genannten Sektors über oder unter Wasser der ›Freya‹ auf mehr als fünf Seemeilen nähern.
Drittens: Kein Flugzeug darf in Höhen unter zehntausend Fuß näher als fünf Seemeilen an die ›Freya‹ herankommen.
Ist das klar? Sie können jetzt antworten.«
Van Gelder hielt das Mikrofon krampfhaft umklammert. »›Freya‹, hier Maas Control, Dirk van Gelder. Ja, wir haben verstanden. Ich sorge dafür, daß der Verkehr in dem Neunziggradsektor zwischen der ›Freya‹ und der holländischen Küste eingestellt wird und daß aus anderen Richtungen kein Schiff näher als fünf Seemeilen an Sie herankommt. Weiterhin verständige ich Amsterdam-Schiphol, damit alle Überflüge innerhalb eines Kreises mit einem Radius von fünf Seemeilen unter zehntausend Fuß untersagt werden. Kommen.«
Nach einer kurzen Unterbrechung meldete Larsen sich wieder.
»Wie ich soeben erfahren habe, wird jeder Verstoß gegen diese Anweisungen ohne weitere Warnung unverzüglich geahndet. Die ›Freya‹ pumpt entweder zwanzigtausend Tonnen Rohöl über Bord oder einer meiner Leute wird … hingerichtet. Haben Sie das verstanden? Antworten Sie bitte.«
Dirk van Gelder wandte sich an den Dienststellenleiter.
»Haben Sie gehört? Sorgen Sie dafür, daß alle Schiffe diesen Bereich verlassen! Und informieren Sie Schiphol! Keine Verkehrsmaschinen, keine Zivilflugzeuge, keine Hubschrauber mit Reportern, kapiert? Los, los, beeilen Sie sich!«
»Verstanden, Kapitän
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