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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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bewunderte das Arbeitstempo dieser Frau: Sie arbeitete sich wie ein Reißwolf durch die hereinkommenden Akten und hatte bis 10   Uhr sämtliche Vorlagen entweder genehmigt, abgelehnt oder mit scharfsinnigen Fragen versehen.
    »Guten Morgen, Ma’am.«
    »Guten Morgen, Sir Julian. Ein herrlicher Tag, nicht wahr?«
    »Ja, Ma’am. Leider hat er etwas äußerst Unangenehmes gebracht.«
    Sir Julian nahm auf ihre Aufforderung hin Platz und schilderte ihr den Vorfall in der Nordsee. Die Premierministerin hörte aufmerksam zu, ohne ihn zu unterbrechen.
    »Wenn das alles stimmt, könnte dieses Schiff – die ›Freya‹ eine Umweltkatastrophe auslösen«, stellte sie nüchtern fest.
    »Jawohl, Ma’am. Allerdings wissen wir noch nicht genau, ob sich solch ein gigantischer Tanker überhaupt mit Dynamit oder dergleichen versenken läßt. Aber darüber können uns natürlich Fachleute Auskunft geben.«
    »Ich halte es für das Beste, einen Krisenstab einzuberufen«, sagte die Premierministerin. »Treffen die Informationen zu, soll er sich mit den zu erwartenden Auswirkungen beschäftigen. Erweisen sie sich als Gerücht, haben wir zumindest die Gelegenheit für eine realistische Übung wahrgenommen.«
    Sir Julian zog die Augenbrauen hoch. Er wäre nie darauf gekommen, ein Dutzend Ministerien nur zu Übungszwecken zu alarmieren. Aber die Idee hatte einen gewissen Reiz.
    Die Premierministerin und ihr Kabinettssekretär waren eine halbe Stunde lang damit beschäftigt, die Liste der notwendigen Experten zusammenzustellen.
    Wegen Informationen über das Schiff selbst konnten sie sich an Lloyds wenden, wo es versichert war und wo bestimmt detaillierte Pläne von seinem Grund- und Aufriß vorlagen. Ein Tankerfachmann der Schiffahrtsabteilung von British Petroleum sollte diese Pläne studieren und die möglichen Auswirkungen einer Sprengung abschätzen.
    Auskunft über Maßnahmen zur Bekämpfung einer Ölpest konnte am besten der Chefchemiker der Warren Spring Laboratories geben, des gemeinsam vom Handels- und Industrieministerium und dem Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung betriebenen Forschungszentrums in Stevenage bei London.
    Das Verteidigungsministerium sollte aus den Pioniertruppen einen Offizier, einen Sprengstoffexperten, aussuchen, und das Umweltministerium hatte Leute, die abschätzen konnten, wie die Katastrophe sich auf die Ökologie der Nordsee auswirken würde. Trinity House, die Zentrale für Lotsendienste an britischen Küsten, sollte um Auskunft über Gezeiten, Strömungen und deren Geschwindigkeiten gebeten werden. Der ständige Informationsaustausch mit ausländischen Regierungen fiel in den Aufgabenbereich des Außenministeriums, das einen Beobachter entsenden sollte.
    Um 10   Uhr   30 schien die Liste vollständig zu sein. Sir Julian erhob sich, um zu gehen.
    »Glauben Sie, daß die niederländische Regierung die Sache allein erledigen wird?« fragte die Premierministerin.
    »Das läßt sich noch nicht absehen, Ma’am. Heute morgen haben die Terroristen angekündigt, daß sie Mr.   Grayling ihre Forderungen nennen werden. Ich zweifle nicht daran, daß Den Haag sich die Lösung dieser Krise zutraut. Sollten die Forderungen jedoch unerfüllbar sein und deshalb der Tanker gesprengt werden, sind wir als Anliegerstaat auf jeden Fall betroffen.
    Abgesehen davon haben wir in Europa die größte Erfahrung mit der Beseitigung von Schäden, die durch Tankerunfälle verursacht worden sind. Es ist also damit zu rechnen, daß die befreundeten Staaten jenseits der Nordsee uns um Hilfe bitten werden.«
    »Dann ist es um so besser, wenn wir rechtzeitig darauf vorbereitet sind«, sagte die Premierministerin. »Noch etwas, Sir Julian. Wahrscheinlich wird es nicht dazu kommen, aber falls die Forderungen unerfüllbar sind, sollte man die Möglichkeit erwägen, das Schiff zu entern, um die Besatzung zu befreien und die Sprengladungen zu entschärfen.«
    Sir Julian zuckte unbehaglich mit den Schultern. Er war sein Leben lang Beamter gewesen, seit er sein Studium in Oxford mit Auszeichnung abgeschlossen hatte. Seiner Überzeugung nach waren die meisten Probleme durch das geschriebene oder gesprochene Wort zu lösen, wenn man sich nur genügend Zeit dazu ließ. Er verabscheute jede Art von Gewaltanwendung.
    »Ganz recht, Ma’am. Das wäre natürlich das äußerste Mittel. Wenn ich Sie recht verstehe, meinen Sie den harten Kurs!«
    »Die Israelis haben die Geiseln in Entebbe befreit«, meinte die

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