Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
ebenfalls betroffen, mein Junge!«
    Wenige Minuten später sprach er mit einem der bei Ölkatastrophen zuständigen Beamten im Umweltministerium. Was der Wachhabende zu berichten hatte, veranlaßte den Beamten in London, seine erste Tasse Tee an diesem Morgen unbeachtet stehenzulassen.
    Dirk van Gelder erreichte den Ministerpräsidenten zu Hause, als er gerade im Begriff war, in sein Büro zu fahren. Der Hafendirektor verlangte so dringend den Regierungschef zu sprechen, daß er schließlich mit ihm verbunden wurde.
    »Jan Grayling«, meldete sich der Ministerpräsident. Während er van Gelder zuhörte, erstarrte sein Gesicht.
    »Wer sind die Leute?« wollte er wissen.
    »Keine Ahnung«, sagte van Gelder. »Kapitän Larsen hat eine vorbereitete Erklärung verlesen. Er durfte weder etwas ergänzen noch Fragen beantworten.«
    »Vielleicht ist er zu der Behauptung, an Bord befänden sich Sprengladungen, genötigt worden«, meinte Grayling. »Vielleicht ist das Ganze ein Täuschungsmanöver.«
    »Nein, das glaube ich nicht«, widersprach van Gelder. »Soll ich mit dem Tonband zu Ihnen kommen?«
    »Ja, bitte sofort«, sagte der Ministerpräsident. »Ich erwarte Sie in meinem Büro.«
    Graylings Verstand arbeitete auf Hochtouren, als er den Hörer auflegte und zu seiner wartenden Limousine hinausging. Wenn es sich bei der Botschaft der Terroristen um keine leere Drohung handelte, hatte dieser sonnige Frühlingsmorgen ihm die schlimmste Krise seit Beginn seiner Amtszeit beschert. Während die Limousine anfuhr, lehnte er sich in die Polster des Wagens zurück und versuchte zu überlegen, was als erstes getan werden mußte. Selbstverständlich mußte er sofort eine Sondersitzung des Kabinetts einberufen. Die Presse würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Das Gespräch zwischen Tanker und Leitstelle war sicher von vielen Ohren mitgehört worden; bis 12   Uhr hatte bestimmt jemand die Zeitungen informiert.
    Zahlreiche ausländische Regierungen mußten über ihre Botschaften von den Ereignissen unterrichtet werden. Und er mußte vor allem dafür sorgen, daß unverzüglich ein Krisenstab gebildet wurde. Wenigstens standen ihm seit den Entführungen durch die Südmolukker vor einigen Jahren Experten für solche Fälle zur Verfügung.
    Als sein Wagen vor dem Regierungsgebäude hielt, sah Grayling auf seine Uhr. Es war 9   Uhr   30.
    Das Wort »Krisenstab« lag auch in London in der Luft, ohne daß es bisher jemand ausgesprochen hatte. Sir Rupert Mossbank, der beamtete Staatssekretär im Umweltministerium, telefonierte mit Sir Julian Flannery, dem Kabinettssekretär.
    »Unsere Informationen sind noch ziemlich ungenau«, sagte Sir Rupert. »Wir wissen weder, wer noch wie viele sie sind, was sie eigentlich wollen und ob sie tatsächlich Sprengladungen angebracht haben. Aber wenn vor der Maasmündung eine Million Tonnen Rohöl auslaufen sollten, hätten auch wir ziemlichen Ärger.«
    Sir Julian überlegte kurz, während er aus seinem Bürofenster im ersten Stock auf Whitehall sah.
    »Nett von dir, daß du mich gleich angerufen hast, Rupert«, antwortete er. »Ich informiere die Premierministerin am besten sofort. Könntest du inzwischen veranlassen, daß ein paar von euren besten Leuten eine Aufstellung über die möglichen Folgen machen, die sich bei der Explosion des Tankers ergeben könnten? Ölmengen, Verbreitungsgebiet, Strömungen, Geschwindigkeit, betroffene Küstenstriche und so weiter. Ich bin sicher, daß die Premierministerin so etwas verlangen wird.«
    »Es wird bereits daran gearbeitet.«
    »Ausgezeichnet! Schickst du mir die Unterlagen so schnell wie möglich herüber? Sie wird mal wieder alles ganz genau wissen wollen. Das will sie immer.«
    Sir Julian hatte drei Premierministern gedient. Die jetzige Amtsinhaberin übertraf ihre beiden männlichen Vorgänger an Entschlußkraft und Verantwortungsbereitschaft bei weitem. Kein Wunder, daß es seit Jahren hieß, die Regierungspartei bestehe aus alten Weibern beiderlei Geschlechts, die zum Glück von einem richtigen Mann geführt würden: von Mrs.   Joan Carpenter. Der Kabinettssekretär meldete sich bei ihr an und schritt im hellen Morgensonnenschein durch die Downing Street zum Haus Nummer 10 – zielbewußt, aber ohne Eile, wie es seine Art war.
    Die Premierministerin saß seit 8   Uhr in ihrem Arbeitszimmer am Schreibtisch. Auf einem Beistelltisch stand ein Kaffeeservice aus feinem Porzellan; auf dem Teppich lagen drei geöffnete Aktenkoffer. Sir Julian

Weitere Kostenlose Bücher