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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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geworden war, um mehr Zeit für seine Familie zu haben. Als Seemann dachte er an die tief unter den Wellen in der Freya eingesperrte Besatzung, die hilflos wartete – auf ihre Rettung oder ihren Tod. Aber als Seemann hatte er nichts mit den Verhandlungen zu tun. Sie waren ihm jetzt aus der Hand genommen. Gewandtere Männer, die in politischen statt menschlichen Begriffen dachten, würden sie nun übernehmen.
    Er rief sich den hünenhaften Kapitän vor Augen, den er von Bildern her kannte, stellte sich vor, wie Larsen den Fanatikern gegenüberstand, die mit Schußwaffen und Sprengstoff ausgerüstet waren, und fragte sich, wie der Norweger in dieser Situation reagieren mochte. Van Gelder hatte immer wieder darauf hingewiesen, daß die Supertanker ungeschützt und deshalb höchst gefährdet waren. Aber finanzielle Erwägungen hatten den Ausschlag gegeben: Die Kosten für Sicherheitseinrichtungen, die die Tanker wie Banken und Sprengstofflager – was diese Schiffe in gewisser Weise beides waren – schützen sollten, hatten sich scheinbar als zu hoch erwiesen. Die Öffentlichkeit war besorgt wegen der Flugzeuge, die auf Wohnhäuser stürzen konnten, aber sie war gleichgültig gegenüber den Tankern, die außer Sichtweite die Meere befuhren. Dies war der Grund, weshalb die Politiker nicht auf Sicherheitsmaßnahmen bestanden. Auch die Reeder waren nicht bereit, sie freiwillig einzuplanen. Weil Supertanker sich fast mühelos kapern ließen, mußten möglicherweise dreißig Seeleute wie Ratten in einem Strudel aus Öl und Wasser ersaufen.
    Van Gelder warf einen letzten Blick auf die leere Kimm. »Ihr armen Schweine«, sagte er, »ihr verdammt armen Schweine! Wenn man nur auf mich gehört hätte …«

Kapitel 13
    13.00 bis 19.00   Uhr
    Die Reaktion der Nachrichtenmedien auf die um 9   Uhr durchgegebene erste Mitteilung der Terroristen war gedämpft und vorsichtig gewesen. Die Zuverlässigkeit der Informanten hatte nicht als sicher gelten können. Auf die um 12   Uhr übermittelten Forderungen reagierten Presse, Funk und Fernsehen geradezu hektisch.
    Nach 12   Uhr gab es keinen Zweifel mehr darüber, was der Freya zugestoßen war und was Kapitän Larsen bei seinem Funkgespräch mit Maas Control gesagt hatte. Diesmal hatten zu viele Leute mitgehört.
    Die um 10   Uhr formulierten Schlagzeilen für die Abendzeitungen wanderten in den Papierkorb. Die Schlagzeilen, die um 12   Uhr   30 in Druck gingen, waren größer und reißerischer und endeten nicht mehr mit Fragezeichen. Leitartikel wurden hastig aufgesetzt. Auf Schiffahrtswesen und Umweltschutz spezialisierte Journalisten stellten erste Berichte über die möglichen Folgen einer Sprengung der Freya zusammen.
    An diesem Freitagmittag unterbrachen die Rundfunk- und Fernsehstationen in ganz Europa ihre Programme, um von der Freya zu berichten.
    Um 12   Uhr   05 betrat ein Mann in Motorradkleidung mit festen Schritten die Eingangshalle des Gebäudes Fleet Street 85. Sein Gesicht war von dem Augenschirm seines Integralhelms verdeckt. Er gab einen Umschlag ab, der an den Nachrichtenredakteur der Press Association adressiert war. Niemand konnte sich später an ihn erinnern; jeden Tag kommen Dutzende solcher Boten herein.
    Zehn Minuten später riß der Nachrichtenredakteur den Umschlag auf. Er enthielt einen Briefbogen, auf den der Wortlaut der vor einer Viertelstunde von Kapitän Larsen verlesenen Erklärung getippt worden war. Der Uhrzeitstempel auf dem Umschlag bewies, daß der Text schon vor dem Gespräch zwischen Larsen und Grayling geschrieben worden sein mußte. Der Nachrichtenredakteur informierte seinen Chef, und der verständigte die Polizei. Gleichzeitig ging der Text über die PA-Fernschreiber und hinauf zu Reuter, um von dort aus weltweit verbreitet zu werden.
    Am Ende der Fleet Street warf Miroslaw Kaminski den Sturzhelm in eine Mülltonne, nahm ein Taxi zum Flughafen Heathrow und flog mit der 14-Uhr-Maschine nach Tel Aviv.
    Um 14   Uhr verstärkte sich der von den Nachrichtenmedien auf die holländische und die deutsche Regierung ausgeübte Druck bereits. Keine der beiden Regierungen hatte Zeit, in Ruhe darüber nachzudenken, wie sie auf die Forderungen der Terroristen reagieren sollte. In beiden Hauptstädten wurden die Regierungen mit Anrufen überflutet, in denen sie aufgefordert wurden, Mischkin und Lasareff freizulassen, um die Katastrophe abzuwenden.
    Kurz vor 13   Uhr telefonierte der deutsche Botschafter von Den Haag aus mit dem Außenminister in

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