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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Bonn, der nach dem Gespräch den Bundeskanzler beim Mittagessen am Schreibtisch unterbrach. Der Text des um 12Uhr gestellten Ultimatums lag in Bonn bereits in zweifacher Ausfertigung vor – einmal vom Bundesnachrichtendienst und einmal als Meldung des Nachrichtenbüros Reuter. Auch alle deutschen Zeitungsredaktionen hatten die Reuter-Meldung erhalten, und die Telefonanschlüsse des Bundespresseamts waren bereits hoffnungslos überlastet.
    Um 13   Uhr   45 teilte das Bundeskanzleramt in einer Presseerklärung mit, für 15   Uhr sei eine Sondersitzung des Kabinetts einberufen worden, auf der über die Situation beraten werden solle.
    Der Direktor des Gefängnisses Tegel legte seinen Telefonhörer wenige Minuten nach 14   Uhr mit stiller Ehrfurcht auf. Es kam nicht alle Tage vor, daß der Bundesminister der Justiz auf den protokollgerechten Umweg über den Regierenden Bürgermeister von Berlin verzichtete und ihn direkt anrief.
    Er nahm den Hörer des zweiten Telefons ab und sprach kurz mit seiner Sekretärin. Der Berliner Justizsenator würde ihm später zweifellos dieselben Anweisungen erteilen, aber solange der Regierende Bürgermeister beim Mittagessen und damit unerreichbar war, hielt der Gefängnisdirektor sich an die Empfehlungen aus Bonn.
    Drei Minuten später betrat einer der Oberaufseher sein Büro.
    »Haben Sie die Vierzehnuhrnachrichten gehört?« fragte der Gefängnisdirektor.
    Es war erst 14   Uhr   05. Der Aufseher erklärte, er sei auf einem Kontrollgang gewesen, als das Sprechgerät in seiner Brusttasche gesummt habe und er aufgefordert worden sei, sich beim Direktor zu melden. Nein, er habe die 14-Uhr-Nachrichten nicht gehört. Der Direktor erzählte ihm von der Forderung der Terroristen an Bord der Freya. Der Aufseher starrte ihn mit offenem Mund an.
    »Schöne Geschichte!« meinte der Gefängnisdirektor ärgerlich. »Wahrscheinlich werden wir bald von Reportern belagert. Ich habe Anweisung gegeben, daß alle Besucher abgewiesen werden sollen. Für Presseinformationen ist allein das Rathaus zuständig.«
    Was Mischkin und Lasareff betrifft, so möchte ich, daß die Wachen in ihrem Stockwerk und vor allem in ihrem Korridor verdreifacht werden. Teilen Sie auch die Kollegen ein, die eigentlich dienstfrei haben, sonst bekommen wir nicht genügend Leute zusammen. Verlegen Sie alle Häftlinge aus diesem Korridor in andere Stockwerke. Sorgen Sie dafür, daß die beiden keinerlei Kontakt mit der Außenwelt haben. Das Bundeskriminalamt schickt mehrere Leute, die sie vernehmen werden, um rauszubekommen, wer ihre Freunde in der Nordsee sind. Noch Fragen?«
    Der Oberaufseher schluckte und schüttelte den Kopf.
    »Wir wissen nicht, wie lange diese Krise dauern wird«, fuhr der Direktor fort. »Wann wäre Ihr Dienst heute zu Ende?«
    »Um achtzehn Uhr, Herr Direktor.«
    »Bis Montagmorgen, acht Uhr?«
    »Nein, Herr Direktor, bis Sonntag um Mitternacht. Ab nächster Woche habe ich Nachtschicht.«
    »Ich muß Sie bitten, ausnahmsweise durchzuarbeiten«, sagte der Gefängnisdirektor. »Sie erhalten selbstverständlich Sonderurlaub, wenn alles vorüber ist. Aber ich möchte, daß Sie diese Aufgabe übernehmen.«
    »Jawohl, Herr Direktor. Ich kümmere mich gleich um alles.«
    Der Gefängnisdirektor, der sich im Umgang mit seinen Untergebenen gerne kameradschaftlich gab, kam hinter dem Schreibtisch hervor und klopfte dem Mann auf die Schulter.
    »Sie sind ein guter Kerl, Jahn. Ich wüßte gar nicht, was wir ohne Sie täten.«
    Major Mark Lathams Augen ruhten auf der Startbahn vor ihm. Als vom Kontrollturm die Startfreigabe durchgegeben wurde, nickte er seinem Kopiloten zu. Mit der linken Hand schob der jüngere Offizier langsam die vier Leistungshebel nach vorn; die vier Rolls-Royce-Triebwerke in den Flügelwurzeln lieferten aufheulend 20   000Kilogramm Startschub. Die Nimrod Mk. 11 startete von dem RAF-Stützpunkt Kinloss und nahm von Schottland aus Südostkurs in Richtung Nordsee und Kanal.
    Der 31jährige Major im Coastal Command war sich bewußt, daß er einen der besten U-Boot-Jäger und Marineaufklärer der Welt flog. Mit ihren verbesserten Triebwerken, ihrer verfeinerten Elektronik und ihrer längeren Flugdauer konnte die Nimrod im Tiefflug langsam und ruhig dicht über die Wellen dahingleiten und getauchte U-Boote orten; sie konnte aber auch Stunden um Stunden in großen Höhen fliegen, wobei zwei Triebwerke abgestellt wurden, um Treibstoff zu sparen, und ein riesiges Seegebiet beobachten. Zwölf Männer

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