Des Teufels Alternative
British Princess.
»Meine Herren«, sagte Colonel Holmes anschließend zu den im Hauptraum Versammelten, »ich halte es für angezeigt, daß wir uns jetzt mit einer eher unangenehmen Möglichkeit befassen, für die wir uns aber unter Umständen werden entscheiden müssen.«
»Ah, ganz recht«, meinte Sir Julian mit bedauerndem Ausdruck, »die harte Option.«
»Falls Präsident Matthews sich weiter gegen die Freilassung Mischkins und Lasareffs sträubt«, fuhr Holmes fort, »und falls die deutsche Bundesregierung sich weiterhin fügt, kann der Augenblick kommen, in dem die Terroristen erkennen, daß ihr Erpressungsversuch keinen Erfolg haben wird. In diesem Augenblick weigern sie sich möglicherweise, ihre Niederlage einzugestehen, und jagen die ›Freya‹ in die Luft. Meiner Ansicht nach dürfte es dazu nicht vor Einbruch der Dunkelheit kommen, so daß wir noch etwa sechzehn Stunden Zeit haben.«
»Warum bei Einbruch der Dunkelheit, Colonel?« fragte Sir Julian.
»Weil wir damit rechnen müssen, daß die Terroristen versuchen werden, in der allgemeinen Verwirrung zu entkommen, Sir – es sei denn, sie sind alle zum Selbstmord entschlossen, was nicht hundertprozentig auszuschließen ist. Falls sie aber lieber weiterleben wollen, dürften sie es vorziehen, das Schiff zu verlassen und die Sprengladungen erst aus sicherer Entfernung zu zünden.«
»Und was schlagen Sie vor, Colonel?«
»Als erstes müssen wir uns den Kutter vornehmen, Sir. Er liegt noch immer am Fallreep. Bei Einbruch der Dunkelheit könnte ein Froschmann zu dem Boot hinschwimmen und eine Sprengladung mit Zeitzünder am Rumpf anbringen. Sollte die ›Freya‹ hochgehen, wäre alles in einem Kilometer Umkreis gefährdet.
Deshalb schlage ich vor, daß die Zündung durch Wasserdruck ausgelöst wird: Sobald der Kutter sich in Bewegung setzt, strömt Wasser in ein Staurohr unter dem Kiel. Dieser Wasserdruck löst einen Verzögerungszünder aus, und das Boot fliegt sechzig Sekunden später in die Luft, bevor die Terroristen die Gefahrenzone um die ›Freya‹ herum verlassen haben, in der sie um ihrer eigenen Sicherheit willen nicht wagen werden, die Fernzündung zu betätigen.«
»Kann die Detonation dieser kleineren Ladung nicht auch die Sprengladungen an Bord der ›Freya‹ hochgehen lassen?« erkundigte sich jemand.
»Nein. Bei der Fernzündung muß es sich um ein Gerät handeln, das ein Funksignal aussendet. Die Sprengladung würde den Kutter der Terroristen in Fetzen reißen. Diese Detonation würde niemand überleben.«
»Aber würde der Wasserdruck nicht wie ein Finger auf den Knopf der versinkenden Fernzündung drücken?« fragte einer der Wissenschaftler.
»Nein. Unter Wasser ist das Gerät unschädlich. Es kann kein Funksignal mehr aussenden.«
»Ausgezeichnet!« meinte Sir Julian. »Läßt sich dieser Plan nicht schon vor Einbruch der Dunkelheit durchführen?«
»Nein, leider nicht«, antwortete Holmes. »Ein Kampfschwimmer hinterläßt eine Blasenspur. Bei stürmischem Wetter fällt sie vielleicht nicht auf, aber bei ruhiger See ist sie gut zu erkennen. Einer der Ausgucke könnte auf die Blasen aufmerksam werden und wir hätten dann genau das bewirkt, was wir verhindern wollen.«
»Gut, dann eben nach Einbruch der Dunkelheit«, stimmte Sir Julian zu.
»Die Sache hat allerdings einen Haken«, fuhr Holmes fort, »und ich rate darum ab, daß wir uns ausschließlich auf die Haftladung an dem Kutter verlassen. Falls der Anführer der Terroristen bereit ist, mit der ›Freya‹ unterzugehen, was durchaus denkbar ist, schickt er nur seine Leute von Bord. Deshalb glaube ich, daß wir das Schiff nachts im Handstreich nehmen und diesen Mann erledigen müssen, bevor er auf den Knopf drücken kann.«
Der Kabinettssekretär seufzte.
»Ja, ich verstehe. Zweifellos haben Sie auch dafür einen Plan?«
»Ich persönlich habe keinen. Aber ich möchte Ihnen Major Fallon vorstellen, der den Special Boat Service kommandiert.«
Fallons Auftritt entsprach genau Sir Julians Alpträumen.
Der Major der Royal Marines war nur etwa einen Meter siebzig groß, aber seine Schultern schienen dasselbe Maß zu haben, und er gehörte offenbar zu den Männern, die so nonchalant davon sprechen, andere Menschen in ihre Bestandteile zu zerlegen, wie Lady Flannery davon sprach, Gemüse für einen ihrer berühmten provenzalischen Salate in Würfel zu schneiden.
Der friedliebende Kabinettssekretär war schon mindesten dreimal mit SAS-Offizieren zusammengekommen,
Weitere Kostenlose Bücher