Des Teufels Alternative
anlegen lassen, wo sie selbst von dem Ausguck auf dem Schornstein der ›Freya‹ nicht gesehen werden können. Dort können wir nachmittags unbeobachtet unsere Vorbereitungen treffen. Für den Fall, daß Reporter mit gecharterten Flugzeugen unterwegs sind, möchte ich die Sperrzone erweitert haben, und die Besatzungen der Feuerlöschboote in unserer Nähe müssen angehalten werden, unsere Aktivität für sich zu behalten.«
Dagegen erhob sich kein Widerspruch. Sir Julian notierte sich die beiden Punkte.
»Die Annäherung an die ›Freya‹ erfolgt mit vier Zweimannkajaks in der Dunkelheit vor Mondaufgang bis auf drei Seemeilen an den Tanker heran. Unsere Boote sind so klein und liegen so tief im Wasser, daß sie von den Radargeräten der ›Freya‹ nicht auszumachen sind. Die Insassen tragen Taucheranzüge ohne irgendwelche Metallteile und werfen deshalb kein Radarecho zurück.
Hinter ihnen sitzen die vier Froschmänner; ihre Druckluftflaschen sind aus Metall, aber bei drei Seemeilen Entfernung ist das Radarecho nicht stärker als das einer treibenden Öltonne – kein Grund für die Wache auf der Brücke der ›Freya‹, Alarm zu schlagen. In drei Meilen Entfernung peilen die Kampfschwimmer das beleuchtete Tankerheck an und gleiten über Bord ins Meer. Sie haben Handgelenkkompasse mit Leuchtzifferblättern, nach denen sie schwimmen.«
»Warum nehmen Sie nicht den Bug?« fragte der RAF-Oberst. »Dort ist es dunkler.«
»Dort müßten wir den Ausguck auf der Back hoch über uns erledigen, ohne zu wissen, ob er mit der Brücke in Sprechfunkverbindung steht«, antwortete Fallon. »Außerdem wäre es ein verdammt langer Marsch übers Deck, das von der Brücke aus mit einem Suchscheinwerfer abgeleuchtet werden kann. Hinzu kommt, daß die Aufbauten sich aus dieser Richtung als fünfgeschossiger Wall präsentieren. Wir könnten ihn ersteigen, aber er ist von Fenstern durchbrochen, die in Kabinen führen, in denen sich möglicherweise Terroristen befinden.
Die vier Kampfschwimmer, zu denen ich selbst gehören werde, sammeln sich am Heck der ›Freya‹, wo sie unter dem Überhang zunächst nicht gesehen werden können. Ungefähr vierzig Meter über ihnen sitzt ein Ausguck auf dem Schornstein, aber wer sich so hoch über dem Meer befindet, sieht eher in die Ferne, als direkt nach unten. Damit wir in diesem Punkt möglichst sichergehen, möchte ich, daß die ›Argyll‹ eines der in der Nähe liegenden Schiffe mit dem Suchscheinwerfer abtastet, damit der Ausguck abgelenkt wird. Wir kommen am Heck aus dem Wasser, nachdem wir unsere Flossen, Tauchermasken, Luftflaschen und Bleigürtel abgeworfen haben. Wir sind barfuß und ohne Kopfbedeckung und haben nur unsere Naßtaucheranzüge an. Alle Waffen werden in einem breiten Webgurt um die Hüften getragen.«
»Wie wollen Sie mit dreißig Pfund Metall den Rumpf der ›Freya‹ hinaufklettern, nachdem Sie zuvor drei Seemeilen weit geschwommen sind?« erkundigte sich einer der Ministerialbeamten.
Fallon lächelte.
»Die Reling liegt höchstens zehn Meter über dem Wasserspiegel«, antwortete er. »Bei Übungen an Bohrinseln in der Nordsee sind wir fünfzig Meter hohe senkrechte Stahlwände in vier Minuten hinaufgeklettert.«
Er hielt es für überflüssig, seinen Zuhörern zu erklären, welche Kondition und welche Spezialausrüstung man dafür brauchte.
Wissenschaftler hatten schon vor Jahren ein bemerkenswertes Klettergerät für den SBS entwickelt. Es bestand aus suppentellergroßen Magnetplatten, deren Ränder mit Gummi gesäumt waren, damit sie sich lautlos auf Metall aufsetzen ließen. Darunter befand sich ein ringförmiger Elektromagnet von erstaunlicher Tragkraft. Dieser Magnet konnte von dem Mann, der den Handgriff auf der Oberseite der Stahlplatte umklammerte, mit dem Daumen ein- und ausgeschaltet werden. Als Stromquelle war in die Haftplatte eine starke Nickel-Kadmium-Batterie eingebaut.
Die Kampfschwimmer hatten trainiert, sich aus dem Wasser zu recken, die erste Platte anzulegen und den Strom einzuschalten. Nun haftete die Platte mit Magnetkraft an dem Stahl. Der Froschmann zog sich daran hoch und brachte die zweite Platte etwas höher an. Erst wenn sie sicher haftete, löste er die erste Platte, um sie über der zweiten anzubringen. Auf diese Weise kletterte er Hand über Hand in die Höhe und hielt sich dabei jeweils nur an einem Arm, mit dem er das Gewicht seines Körpers und der Ausrüstung hinaufziehen mußte.
Nicht nur die Magnete, sondern auch die
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