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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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noch immer beschattet. Wo findet der dritte Treff statt – an was für einem Ort?«
    Diesmal meldete sich keiner.
    »In irgendeiner Bar, einem Club oder einem Restaurant, dessen Türen und Fenster so angelegt sind, daß niemand von der Straße aus in den Raum hineinsehen kann. Warum ist das der richtige Platz für die Übergabe?«
    In diesem Augenblick klopfte es, und der Ausbildungsleiter steckte den Kopf zur Tür herein. Er nickte Munro zu, der seinen Platz verließ und mit seinem Vorgesetzten auf den Flur hinausging.
    »Sie sind angefordert worden«, sagte der Ausbildungsleiter halblaut. »Der Meister wünscht Sie zu sprechen. Um drei Uhr in seinem Büro. Sie können nach dem Mittagessen fahren. Bailey übernimmt den Nachmittagsunterricht.«
    Munro ging leicht verwirrt in den Unterrichtsraum zurück. Der »Meister« war der halb liebevolle, halb respektvolle Spitzname für den jeweiligen Generaldirektor der Firma.
    Einer der Teilnehmer machte einen Vorschlag. »Damit ich am Tisch des Kontaktmannes vorbeigehen und das Päckchen unauffällig mitnehmen kann.«
    Munro schüttelte den Kopf. »Nein, nicht ganz. Unter Umständen bleibt einer Ihrer Beschatter zurück, wenn Sie das Lokal verlassen, und verhört die Kellner. Falls Sie sich Ihrem Mann direkt nähern, kann er bemerkt und möglicherweise aufgrund einer Beschreibung identifiziert werden. Hat jemand einen anderen Vorschlag?«
    »Ich benütze einen toten Briefkasten in diesem Restaurant.« Munro schüttelte wieder den Kopf.
    »Dazu dürften Sie kaum Zeit haben«, stellte er fest. »Ihre Beschatter betreten das Lokal Sekunden nach Ihnen. Vielleicht hat Ihr Kontaktmann, der wie vereinbart früher hereingekommen ist, nicht die vorgesehene WC-Kabine frei vorgefunden. Oder der richtige Tisch ist besetzt. Nein, da spielen zu viele Zufälle mit. Diesmal praktizieren Sie die ›Staffette‹. Passen Sie auf, ich werde es Ihnen erklären:
    Als Ihr Kontaktmann beim zweiten Treff mitbekommen hat, daß Sie überwacht werden, hat er wie verabredet weitergemacht. Er hat seine Uhr auf die Sekunde genau nach einer öffentlichen Uhr oder, noch besser, der Telefonzeitansage gestellt. Sie haben inzwischen an einem anderen Ort dasselbe getan.
    Zur vereinbarten Zeit sitzt er bereits in der Bar oder dem Restaurant. Sie nähern sich draußen dem Eingang. Seien Sie pünktlich auf die Sekunde. Falls Sie merken, daß es noch zu früh ist, binden Sie Ihr Schuhband neu oder sehen Sie in ein Schaufenster. Hüten Sie sich davor, ständig auf Ihre Uhr zu gucken!
    Sie betreten auf die Sekunde genau die Bar und schließen die Tür hinter sich. Im gleichen Augenblick geht Ihr Kontaktmann, der rechtzeitig gezahlt hat, ebenfalls auf die Tür zu. Bis Ihre Beschatter hereinkommen, haben Sie mindestens fünf Sekunden Zeit. Wenn Sie sicher sind, daß die Tür geschlossen ist, gehen Sie in Türnähe an Ihrem Kontaktmann vorbei. Im Vorbeigehen übernehmen Sie das Päckchen – oder übergeben selbst eines. Dann setzen Sie sich an die Bar oder an einen freien Tisch. Die Gegenseite wird Sekunden später hereinkommen und achtlos an Ihrem Kontaktmann vorbeigehen, der das Lokal verläßt und untertaucht. Die Kellner können später bestätigen, daß Sie mit keinem Gast gesprochen oder sonstwie Verbindung aufgenommen haben. Sie sind an keinem Tisch stehen geblieben, und kein Gast hat an Ihrem haltgemacht. Das Päckchen in einer Innentasche Ihrer Jacke, trinken Sie in Ruhe Ihren Drink aus und kehren in die Botschaft zurück. Ihre Opponenten melden hoffentlich, daß Sie während Ihres ganzen Spaziergangs mit niemandem Kontakt aufgenommen haben.
    Das war die Übergabe im Vorbeigehen … und das ist die Pausenglocke. Okay, das war’s für heute vormittag.«
    Am Spätnachmittag desselben Tages saß Munro im Keller des Hauptquartiers der Firma allein hinter verschlossener Tür in der gesicherten Bibliothek und begann, einen ganzen Stapel hellbrauner Ordner durchzuarbeiten. Er hatte genau fünf Tage Zeit, das Material zu studieren und sich so viel einzuprägen, daß er Harold Lessing als »Gesandter« der Firma in Moskau ersetzen konnte.
    Am 31.   Mai flog Adam Munro nach Moskau, um seine neue Stelle anzutreten.
    Munro verbrachte die erste Woche damit, sich einzugewöhnen. Nur ein paar Eingeweihte wußten, daß er nicht irgendein Berufsdiplomat war, der in aller Eile als Ersatz für Lessing geschickt worden war. Lediglich der Botschafter, der Kanzler, der Chefentschlüßler und der Leiter der Handelsabteilung waren

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