Des Teufels Alternative
nicht!« empörte sich Benjamin Golen. »Wir haben uns verpflichtet, Mischkin und Lasareff aufzunehmen, aber das reicht! Sorgen Sie dafür, daß die Aussichtsterrasse unauffällig überwacht wird. Sollte einer der Zaungäste mit den beiden bei ihrer Ankunft in Verbindung treten, wird er beschattet. Und sobald er seine Meldung abgesetzt hat, wird er festgenommen!«
An Bord der Freya verstrich der Morgen mit quälender Langsamkeit. Alle 15 Minuten hörte Andrew Drake, der die verschiedenen Wellenbereiche seines Transistorradios absuchte, die Nachrichten der BBC und die englischsprachigen Sendungen der Stimme Amerikas. Die Meldungen lauteten unverändert gleich: Die Reparaturarbeiten an dem defekten Triebwerk der Dominie waren im Gange, der Start war immer noch nicht erfolgt.
Kurz nach 9 Uhr wurden die vier von Drake angeforderten Rundfunkreporter am Haupttor von Gatow eingelassen und von Militärpolizisten zur Offiziersmesse geleitet, wo man sie mit Kaffee und Gebäck bewirtete. Für alle vier wurden Direktleitungen zu ihren Berliner Büros geschaltet, von wo aus die Reportagen zu den jeweiligen Sendern weitergeleitet werden sollten. Keiner bekam Adam Munro zu Gesicht, der im Büro des Platzkommandanten saß und mit London telefonierte.
Im Lee des Kreuzers Argyll lagen die Schnellboote Cutlass, Sabre und Scimitar nebeneinander. Auf der Cutlass hatte Major Fallon seine SBS-Truppe um sich versammelt.
»Wir müssen davon ausgehen, daß die zuständigen Stellen die beiden Kerle freilassen«, erklärte er seinen Männern. »Irgendwann in den nächsten Stunden werden sie nach Israel ausgeflogen. Dort dürften sie nach einem Flug von etwa viereinhalb Stunden eintreffen. Das bedeutet, daß die Terroristen die ›Freya‹ heute abend oder im Laufe der Nacht räumen werden – falls sie Wort halten.
Wohin sie wollen, ist noch nicht bekannt, aber vermutlich werden sie Richtung Holland flüchten. Die See zwischen der ›Freya‹ und der holländischen Küste ist frei von Schiffen. Sobald sie drei Seemeilen von dem Tanker entfernt sind, was der äußersten Reichweite ihrer Fernzündung entsprechen dürfte, gehen Sprengmeister der Royal Navy an Bord der ›Freya‹ und entschärfen die Sprengsätze. Aber das braucht uns nicht zu kümmern.
Wir schnappen uns die Terroristen. Und ich nehme mir diesen Swoboda persönlich vor. Er gehört mir, verstanden?«
Zwölf Männer nickten grinsend. Sie waren für gefährliche Einsätze ausgebildet und fürchteten, um ihr Abenteuer betrogen zu werden. In ihren Adern brannte das Jagdfieber.
»Ihr Kutter ist wesentlich langsamer als unsere Schnellboote«, fuhr Fallon fort: »Sie haben acht Seemeilen Vorsprung, aber ich rechne damit, daß wir sie etwa drei bis vier Meilen vor der Küste eingeholt haben. Die ›Argyll‹ hält uns über die Beobachtungen der Nimrod auf dem laufenden. Und wenn wir nahe genug heran sind, haben wir noch Suchscheinwerfer. London sagt, daß niemand Wert darauf legt, daß wir Gefangene machen. Fragt mich nicht, warum. Vielleicht sollen sie aus Gründen zum Schweigen gebracht werden, von denen wir nichts ahnen. Wir haben den Auftrag erhalten und werden ihn durchführen.«
Einige Seemeilen von ihnen entfernt starrte auch Kapitän Mike Manning ungeduldig auf den Minutenzeiger und wartete auf die erlösende Meldung aus Berlin vom Start der Dominie. Die Nachricht in den frühen Morgenstunden hatte ihn verblüfft, nachdem er die Nacht über auf den gefürchteten Feuerbefehl gewartet hatte, der die Zerstörung der Freya und den Tod ihrer Besatzung bedeutet hätte. Die amerikanische Regierung hatte ihren Entschluß vom Vorabend ohne erkennbaren Grund umgestoßen: Washington erhob plötzlich keine Einwände mehr gegen die Freilassung der beiden Flugzeugentführer und dachte offenbar nicht mehr an eine Versenkung der Freya , um die Freilassung der Häftlinge zu verhindern.
Manning spürte die Erleichterung geradezu körperlich, die Erleichterung darüber, daß der Mordbefehl zurückgenommen worden war, es sei denn … Es sei denn, irgend etwas ging noch im letzten Augenblick schief. Denn erst, wenn die beiden ukrainischen Juden wirklich auf dem Ben-Gurion-Flughafen gelandet waren, würde Manning endgültig sicher sein, daß der ihm erteilte Befehl, die Freya in ein flammendes Inferno zu verwandeln, der Geschichte angehörte.
Um 9 Uhr 45 erwachten Mischkin und Lasareff in ihren Einzelzellen im Wachgebäude des Stützpunktes Gatow aus ihrer Betäubung – knapp
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