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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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klaren, daß er den Befehl seines Oberstleutnants auszuführen hatte – auch wenn dieser Befehl auf das Verlangen eines wenig ansehnlichen Zivilisten zurückging, der einen verknitterten Anzug trug und unrasiert war.
    Der Direktor des Gefängnisses Moabit war mit seinem Privatwagen nach Gatow hinausgefahren, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, daß die beiden Häftlinge an die Briten übergeben und ausgeflogen wurden. Als er hörte, das Flugzeug sei noch nicht startklar, brauste er auf und verlangte die Maschine zu sehen.
    Er betrat den Hangar in Begleitung des Flugplatzkommandanten und sah Sergeant Barker bis zu den Schultern im Steuerbordtriebwerk der Dominie stecken.
    »Was ist denn los?« fragte er.
    Sergeant Barker zog den Kopf aus dem Triebwerk.
    »Ein Kurzschluß, Sir. Wir haben ihn vorhin beim Probelauf entdeckt. Aber der Schaden ist bald behoben.«
    »Die beiden Russen müssen um acht Uhr in der Luft sein – das ist in zehn Minuten!« sagte der Deutsche. »Um neun Uhr pumpen die Terroristen sonst hunderttausend Tonnen Öl über Bord der ›Freya‹!«
    »Ich tue mein Bestes, Sir«, versicherte der Sergeant. »Wenn Sie mich jetzt bitte weiterarbeiten lassen …«
    Der Fliegerhorstkommandant bugsierte seinen Gast aus dem Hangar. Auch er wußte nicht, was der Befehl aus London zu bedeuten hatte, aber Befehl war Befehl, und er hatte nicht die Absicht, ihm zuwiderzuhandeln.
    »Was halten Sie davon, wenn wir jetzt in der Offiziersmesse eine schöne Tasse Tee trinken?« schlug er vor.
    »Ich will keine schöne Tasse Tee!« lehnte Gefängnisdirektor Bruckner erbittert ab. »Ich will einen schönen Abflug nach Tel Aviv. Vor allem will ich mit dem Regierenden Bürgermeister telefonieren.«
    »Auch das können Sie von der Offiziersmesse aus«, sagte der Kommandant. »Da die Häftlinge nicht noch länger in dem engen Wagen sitzen können, habe ich sie übrigens in die Arrestzellen unserer Militärpolizei bringen lassen. Dort haben sie’s schön gemütlich.«
    Um 7   Uhr   55 informierte der Kommandant den Berliner BBC-Korrespondenten in einem persönlichen Gespräch von dem Triebwerkschaden der Dominie. Die Meldung wurde 7   Minuten später als Sondermeldung im Anschlug an die 8-Uhr-Nachrichten gesendet. Sie wurde auch an Bord der Freya gehört.
    »Sie sollen sich lieber beeilen«, meinte Swoboda.
    Adam Munro und die beiden Zivilisten betraten die Arrestzellen der Militärpolizei kurz nach 8   Uhr. In dem Korridor hinter dem Wachraum befanden sich vier Zellen, in denen gelegentlich Arrestanten vorübergehend festgehalten wurden. Mischkin war in der ersten untergebracht, Lasareff saß in der vierten. Der jüngere der beiden Zivilisten ließ Munro und seinen Kollegen in den Zellengang ein, schloß die Tür hinter ihnen und baute sich davor auf.
    »Ein letztes Verhör«, erklärte er dem wachhabenden MP-Sergeanten. »Der Geheimdienst interessiert sich für die beiden.« Der Sergeant zuckte mit den Schultern und ging nach nebenan in sein Dienstzimmer zurück.
    Munrö betrat die erste Zelle. Lew Mischkin, der wieder Zivil trug, saß auf dem Klappbett und rauchte eine Zigarette. Er wußte, daß er nach Israel ausgeflogen werden sollte, aber er war nur bruchstückhaft über die Ereignisse der letzten drei Tage informiert und noch immer nervös.
    Adam Munro starrte den Mann an. Er hatte sich vor diesem Treffen fast ein wenig gefürchtet. Hätte dieser Ukrainer nicht die verrückte Idee gehabt, Iwanenko zu ermorden, würde Walentina jetzt ihre Koffer packen, nach Rumänien fliegen, an dem Parteitag teilnehmen, in Mamaia Urlaub machen – und schließlich an einem einsamen Strand von einem Boot an Bord genommen werden. Er sah wieder die Szene in Moskau vor sich: Walentina, die durch die Glastür auf die Straße hinausging, und der Mann in dem grauen Trenchcoat, der aus seinem Versteck trat und ihr folgte.
    »Ich bin Arzt«, sagte er auf russisch. »Ihre ukrainischen Freunde, die Ihre Freilassung fordern, verlangen eine amtliche Bestätigung, daß Sie Berlin in gesundem Zustand verlassen und den Anstrengungen der Reise gewachsen sind.«
    Mischkin zuckte mit den Schultern und stand auf. Er war nicht auf die vier gestreckten Finger vorbereitet, die seine Magengrube trafen, sah kaum, daß ihm eine kleine Sprühdose unter die Nase gehalten wurde, als er sich zusammenkrümmte, und atmete das aus der Düse strömende Gas willenlos ein. Als das Betäubungsmittel in seine Lunge gelangte, sackte er lautlos zusammen.

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