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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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landwirtschaftlichen Produktion abziehen, ehe wir die Anzahl von Mio-Tonnen haben, die der Staat für die Ernährung der Menschen in den Städten und Industriegebieten zur Verfügung hat. Sie finden meine Aufstellung dazu auf Blatt zwei meines Berichts.«
    Präsident Matthews blätterte in den vor ihm liegenden Papieren und prüfte die Zahlen. Sie lauteten:
1.
Saatgetreide: für die kommende Herbst- und Frühjahrssaat benötigte Getreidemenge
10   Millionen Tonnen
2.
Nahrungsmittel: für die Landbevölkerung in Sowchosen und Kolchosen sowie in allen Gemeinden (Weilern, Dörfern, Kleinstädten) mit bis zu 5000 Einwohnern
28   Millionen Tonnen
3.
Futtermittel: für die Winterfütterung des Viehbestandes bis zum Einsetzen des Frühjahrstauwetters
52   Millionen Tonnen
4.
Absoluter Mindestbedarf
90   Millionen Tonnen
5.
Erforderlicher Bruttoertrag vor Abzug von 10 Prozent unvermeidbarer Ernte- und Lagerverluste
100   Millionen Tonnen
    »Ich möchte betonen, Mr.   President«, fuhr Fletcher fort, »daß das keine großzügig kalkulierten Zahlen sind. Sie stellen die absoluten Mindestmengen dar, die vorhanden sein müssen, bevor Getreide für die Städte abgegeben werden kann. Falls die Rationen für Menschen herabgesetzt werden, schlachten die Bauern einfach ihr Vieh – mit oder ohne Genehmigung. Falls weniger Viehfutter zur Verfügung steht, wird das Vieh erst recht geschlachtet; dann kommt es im Winter zu einer Fleischschwemme, der drei bis vier fleischarme Jahre folgen.«
    »Okay, Doktor, das leuchtet mir ein. Wie steht’s mit den Reserven?«
    »Wir schätzen die sowjetische Getreidereserve auf dreißig Millionen Tonnen. Daß sie ganz freigegeben wird, ist schlecht vorstellbar, aber in diesem Fall hätten die Sowjets dreißig Millionen Tonnen. Außerdem sollten sie von der diesjährigen Ernte zwanzig Millionen Tonnen für die Städte abzweigen können, für die dann insgesamt fünfzig Millionen Tonnen Getreide zur Verfügung stünden.«
    Der Präsident wandte sich wieder an Benson.
    »Bob, welche Mengen muß der Staat aufkaufen, um die Bevölkerung in den Städten ernähren zu können?«
    »Mr.   President, neunzehnhundertsiebenundsiebzig, das Jahr, in dem die Sowjets uns reingelegt haben, war für sie das seit langem schlechteste Erntejahr gewesen. Ihr Ertrag belief sich damals auf einhundertundvierundneunzig Millionen Tonnen. Sie haben achtundsechzig Millionen Tonnen Getreide von ihren Sowchosen und Kolchosen gekauft. Trotzdem mußten sie unter irgendwelchen Vorwänden noch zwanzig Millionen Tonnen von uns kaufen. Selbst im Jahre neunzehnhundertfünfundsiebzig, dem schlimmsten Jahr seit eineinhalb Jahrzehnten, haben sie siebzig Millionen Tonnen für die Städte gebraucht. Und das hat zu katastrophalen Versorgungsschwierigkeiten geführt. Zum jetzigen Zeitpunkt, mit einer größeren Bevölkerungszahl als damals, muß der Staat mindestens fünfundachtzig Millionen Tonnen Getreide aufkaufen.«
    »Das heißt also«, folgerte der Präsident, »daß nach Ihren Berechnungen die Sowjets dreißig bis fünfunddreißig Millionen Tonnen Getreide importieren müssen, selbst wenn sie ihre nationale Reserve restlos aufbrauchen?«
    »So ist es, Mr.   President«, warf Poklewski ein. »Vielleicht sogar mehr! Und wir und die Kanadier sind die einzigen, die soviel liefern könnten. Nicht wahr, Dr.   Fletcher?«
    Der Experte aus dem Landwirtschaftsministerium nickte zustimmend. »Für Nordamerika ist dieses Jahr eine Rekordernte zu erwarten. Die Vereinigten Staaten und Kanada dürften einen gemeinsamen Überschuß von fünfzig Millionen Tonnen Getreide erzielen.«
    Einige Minuten später wurde Dr.   Fletcher hinausbegleitet. Die Diskussion ging weiter. Poklewski vertrat energisch seinen Standpunkt.
    »Mr.   President, diesmal heißt es handeln! Diesmal müssen wir eine Gegenleistung fordern!«
    »Ein Kopplungsgeschäft?« fragte der Präsident mißtrauisch. »Ich weiß, wie Sie darüber denken, Stan. Das letzte Mal hat die Sache nicht geklappt, sondern alles nur schlimmer gemacht. Ich habe keine Lust, den Fehler mit dem Jackson-Gesetz zu wiederholen.«
    Die drei Männer erinnerten sich nur ungern an diese unglückliche Gesetzesänderung. Ende 1974 hatte der Kongreß das Jackson Amendment verabschiedet, das dahingehend lautete, daß die Sowjetunion keine weiteren Kredite für den Kauf amerikanischer Industrieausrüstungen und Handelswaren erhalten sollte, wenn sie die Auswanderung russischer Juden nach Israel behinderte.

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