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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Ostblock.
    In dem Intourist-Bus, der sie vom Flughafen zu dem sechzehnstöckigen Hotel Lybid brachte, begutachtete Drake noch einmal seine Mitreisenden. Ungefähr die Hälfte von ihnen war ukrainischer Abstammung. Sie besuchten das Land ihrer Väter und waren aufgeregt und harmlos. Die andere Hälfte bestand aus neugierigen britischen Touristen. Alle schienen britische Reisepässe zu besitzen. Drake gehörte wegen seines englischen Namens zur zweiten Gruppe. Er hatte sich nicht anmerken lassen, daß er fließend Ukrainisch und leidlich Russisch sprach.
    Im Bus lernten sie Ludmilla, ihre Intourist-Reiseführerin, kennen. Sie war Russin und redete den Fahrer auf russisch an. Obwohl der Mann ein Ukrainer war, antwortete er ihr auch auf russisch. Als der Bus den Flughafen verließ, lächelte sie strahlend und begann den Gästen die bevorstehende Rundfahrt in halbwegs gutem Englisch zu erläutern.
    Drake warf einen Blick auf den Reiseplan: zwei Tage in Kiew mit Besichtigung der Kathedrale der hl. Sophia (»ein prachtvolles Beispiel russisch-kiewer Architektur, Fürst Jaroslaw der Weise liegt dort begraben«, zwitscherte Ludmilla vorn auf ihrem Platz ins Mikrofon); das Goldene Tor aus dem 10.   Jahrhundert und der Wladimirhügel, die Staatsuniversität, die Akademie der Wissenschaften und der Botanische Garten.
    Bestimmt würde mit keinem Wort der Brand in der Akademiebibliothek erwähnt werden, dachte Drake erbittert, bei dem 1964unersetzliche Manuskripte, Bücher und Urkunden der ukrainischen Nationalliteratur und -kultur vernichtet worden waren; ebensowenig wie die Tatsache, daß die Feuerwehr erst nach drei Stunden gekommen war und daß es das KGB gewesen war, das die Bibliothek in Brand gesetzt hatte, um damit einen Vergeltungsschlag gegen die »Sechziger« und ihre nationalistische Literatur zu führen.
    Im Anschlug an Kiew stand ein Tagesausflug mit einem Tragflügelboot nach Kaniw auf dem Programm; danach folgte ein eintägiger Aufenthalt in Ternopol, wo gewiß nicht über einen Mann namens Miroslaw Kaminski gesprochen werden würde, und anschließend ging es weiter nach Lwow.
    Wie Drake erwartet hatte, hörte er auf den Straßen der stark russifizierten Hauptstadt nur Russisch. Erst in Kaniw und Ternopol wurde überwiegend Ukrainisch gesprochen. Er jubelte innerlich, als er so viele Leute diese Sprache reden hörte, und bedauerte nur, immer wieder sagen zu müssen: »Entschuldigung, sprechen Sie Englisch?« Aber er würde sich zurückhalten, bis er die beiden Adressen aufsuchen konnte, die er sich so gut eingeprägt hatte, daß er sie rückwärts hätte aufsagen können.
    Achttausend Kilometer weit entfernt konferierte der amerikanische Präsident mit seinem Sicherheitsberater Poklewski, mit Robert Benson von der CIA und einem dritten Mann: Myron Fletcher, dem Chefanalytiker für sowjetische Getreideernten des Landwirtschaftsministeriums.
    »Bob, sind Sie sich vollkommen sicher, daß General Taylors Condor-Aufklärung und die Agentenmeldungen diese Zahlen hier rechtfertigen?« fragte der Präsident, während sein Blick noch einmal über die Zahlenkolonnen vor ihm glitt.
    Der Bericht, den der CIA-Chef ihm vor fünf Tagen durch Stanislaw Poklewski hatte vorlegen lassen, basierte auf einer Unterteilung der gesamten Sowjetunion in hundert Getreideanbaugebiete. In jedem dieser Gebiete war ein Quadrat von zehn Kilometer Seitenlänge unter die Lupe genommen und auf Getreideschäden hin untersucht worden. Aus diesen Einzelanalysen hatten Sachbearbeiter den voraussichtlichen Gesamtertrag hochgerechnet.
    »Mr.   President, unsere Zahlen sind eher zu optimistisch«, erwiderte Benson. »Wir gestehen den Sowjets eine bessere Getreideernte zu, als sie eigentlich erwarten dürfen.«
    Der Präsident sah zu dem Mann aus dem Landwirtschaftsministerium hinüber.
    »Dr.   Fletcher, erklären Sie einem Laien, wie Sie zu diesem Ergebnis. kommen?«
    »Nun, Mr.   President, es beginnt damit, daß man von der Bruttoernte mindestens zehn Prozent abziehen muß, um die tatsächlich verwertbaren Getreidemengen zu erhalten. Manche Fachleute gehen sogar von zwanzig Prozent aus. Diese bescheidenen zehn Prozent setzen sich zusammen aus Flüssigkeitsgehalt, Fremdkörpern wie Steinen, Sand, Staub und Erde, Transportverlusten und Verlusten durch ungeeignete Lagerung, die, wie wir wissen, in der Sowjetunion schon immer ein großes Problem gewesen ist.
    Von der verbleibenden Menge muß man wiederum den Bedarf der Landbevölkerung und der

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