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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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wochentags in den Apartments am Westende des Kutusow-Prospekts und an Wochenenden in benachbarten Villen bei Schukowka und Usowo zusammenzuleben. Die Mitglieder der sowjetischen Elite sind nur ungern voneinander getrennt.
    Kurz nachdem Iwanenko den KGB-Vorsitz übernommen hatte, war es ihm gelungen, im Arbat, dem von Geschäftsleuten vor der Oktoberrevolution bevorzugten, zentral gelegenen Moskauer Villenviertel, ein schönes altes Haus aufzutreiben. Vom KGB abgestellte Maurer, Maler und Innendekorateure hatten es innerhalb von sechs Monaten renoviert – eine Leistung, die in der Sowjetunion nur ein Politbüromitglied bewirken kann.
    Nachdem Iwanenko die frühere Eleganz der Villa wiederhergestellt hatte – allerdings unter Berücksichtigung neuester Sicherheits- und Alarmanlagen –, fiel es ihm nicht schwer, die Räume mit statusträchtigen westlichen Möbeln einzurichten. Die Küche, bei Sears Roebuck bestellt und per Luftfracht nach Moskau geliefert, war der letzte Schrei amerikanischer Vollautomation; Wohnzimmer und Schlafzimmer waren mit über Finnland importierter schwedischer Kiefer getäfelt, das Bad prunkte mit Marmor und italienischen Fliesen. Iwanenko selbst bewohnte nur den ersten Stock, in dem er sich ein abgeschlossenes Apartment hatte einrichten lassen, zu dem ein Arbeits- und Musikzimmer mit einer großen Philips-Stereoanlage und einer Bibliothek mit in der Sowjetunion verbotenen in- und ausländischen Büchern gehörte. Ein Eßzimmer, das an das Wohnzimmer anschloß, und eine Sauna neben dem Schlafzimmer nahmen die restliche Fläche der ersten Etage ein.
    Das Personal – Chauffeur, Leibwächter und Kammerdiener, alles KGB-Männer – wohnte im Erdgeschoß, unter das Iwanenko die Garage hatte einbauen lassen.
    In diese Villa kehrte der KGB-Vorsitzende nach Dienstschluß zurück, um seinen Besucher zu erwarten.
    Arkadi, einer von Iwanenkos Spitzeln in der Armeeführung, war ein stämmiger Mann mit gesunder Gesichtsfarbe, der Zivil trug, obwohl er sich als Generalmajor in seiner gewohnten Uniform wohler gefühlt hätte. Als er in Iwanenkos Wohnzimmer saß, beugte er sich beim Reden in seinem Sessel vor, bis er auf die Vorderkante rutschte. Der KGB-Vorsitzende, entspannt zurückgelehnt, stellte einige Fragen und machte sich ab und zu Notizen. Als der General fertig war, dankte Iwanenko ihm, erhob sich und drückte auf einen Klingelknopf. Sekunden später wurde die Tür geöffnet, und Iwanenkos Kammerdiener, ein auffallend gutaussehender blonder junger Mann, erschien, um den Besucher durch den Nebenausgang hinauszubegleiten.
    Iwanenko dachte lange über Arkadis Bericht nach. Er fühlte sich immer müder und niedergeschlagener. Das also waren Wischnajews Pläne! Er wollte Maxim Rudin gleich am nächsten Morgen informieren.
    Nach einem ausgiebigen Bad, für das er die Duftessenzen aus London zu beziehen pflegte, schlüpfte Iwanenko in einen seidenen Schlafrock und trank langsam einen alten Cognac. Dann ging er ins Schlafzimmer hinüber, löschte alle Lampen bis auf eine Wandleuchte und streckte sich auf dem französischen Bett aus. Er griff nach dem Telefon auf seinem Nachttisch, nahm den Hörer ab und drückte auf einen der Rufknöpfe. Am anderen Ende meldete sich sofort eine Stimme.
    »Walodja«, er gebrauchte eine Koseform von Wladimir, »komm bitte herauf.«

Kapitel 3
    Der zweistrahlige Jet der polnischen Fluggesellschaft LOT kurvte über dem breiten Band des Dnjepr und setzte zur Landung auf Borispil an, dem Flughafen der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Von seinem Fensterplatz aus blickte Andrew Drake aufgeregt auf die weitläufige Stadt unter ihm. Er spürte, daß er sich vor Anspannung verkrampfte.
    Gemeinsam mit den über hundert anderen Pauschalreisenden aus London, die vormittags bereits Warschau besichtigt hatten, mußte er fast eine Stunde lang bei der Paß- und Zollkontrolle anstehen. Am Paß-Schalter schob er seinen Reisepaß durch den Schlitz unter der Trennscheibe und wartete. Der Mann in der Kabine trug die Uniform der Grenztruppen mit dem grünen Mützenband. Er betrachtete das Foto in dem Paß vor sich, dann sah er Drake fest an.
    »An…drev Drak?« fragte er. Drake nickte lächelnd.
    »Andrew Drake«, verbesserte er ihn sanft. Der Uniformierte warf ihm einen wütenden Blick zu. Er prüfte das in London ausgestellte Visum, riß die für die Einreise gültige Hälfte ab und befestigte das Ausreisevisum mit einer Heftklammer in Drakes Paß. Dann gab er den Ausweis zurück. Drake war im

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