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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Rudins so offen über seine Nachfolge gesprochen hätte. Stalin war nach einem Herzanfall von seinem eigenen Politbüro erledigt worden, das er eben hatte liquidieren wollen; Beria hatte die Macht an sich gerissen und war erschossen worden; Malenkow und Chruschtschow waren in Ungnade gefallen; Breschnew hatte sie alle bis zur letzten Minute im unklaren gelassen.
    Rudin stand auf, um anzudeuten, daß die Besprechung zu Ende sei.
    »Noch etwas«, sagte er. »Wischnajew hat irgend etwas vor. Er wird versuchen, dem Beispiel Suslows zu folgen und mich wegen dieser Getreidekrise zu Fall zu bringen. Sollte ihm das gelingen, sind wir alle erledigt – und Rußland vielleicht auch. Wischnajew ist ein Extremist: Seine theoretischen Kenntnisse sind hervorragend, aber seine praktischen Folgerungen absurd. Ich muß erfahren, was er tut, was er vorhat und wen er auf seine Seite zu bringen sucht. Beschaffen Sie mir diese Informationen. Beschaffen Sie sie mir innerhalb der nächsten vierzehn Tage.«
    Das KGB-Hauptquartier, »das Zentrum«, erstreckt sich über die ganze Nordostseite des Dserschinskiplatzes am oberen Ende des Karl-Marx-Prospekts. Der riesige graue Komplex besteht aus vier um einen Lichthof gruppierten Gebäuden: Das Vorderhaus und die beiden Seitenflügel enthalten KGB-Büros, im Rückgebäude sind die Verhörräume und das Gefängnis untergebracht, die berüchtigte Lubjanka. Die Nähe dieser verschiedenen Einrichtungen zueinander macht es den Vernehmungsleuten leicht, mit ihrer Arbeit auf dem laufenden zu bleiben.
    Der KGB-Vorsitzende hat sein Arbeitszimmer links vom Haupteingang im zweiten Stock. Aber seine Limousine mit Chauffeur und Leibwächter hält stets vor dem Nebeneingang. Sein Büro ist ein großer, luxuriös eingerichteter Raum mit mahagonigetäfelten Wänden und kostbaren Orientteppichen. An einer Wand hängt das vorgeschriebene Lenin-Porträt, an einer anderen ein Porträt Felix Dserschinskis. Durch die vier hohen, mit schußsicherem Glas versehenen Fenster sieht der Betrachter in der Mitte des Platzes eine weitere Darstellung des Gründers der Tscheka: eine sechs Meter hohe Bronzestatue, die mit blicklosen Augen den Karl-Marx-Prospekt in Richtung Revolutionsplatz hinabstarrt.
    Iwanenko hatte eine Abneigung gegen den bombastischen, in Polstermöbeln und Brokatvorhängen schwelgenden Prunk der Büros der sowjetischen Spitzenfunktionäre, aber an der Einrichtung in seinem Arbeitszimmer konnte er nicht viel ändern. Sein Schreibtisch, von seinem Vorgänger Andropow übernommen, war das einzige Möbelstück, das ihm gefiel: ein riesiger Diplomatenschreibtisch, auf dem sieben Telefone standen. Die wichtigste Leitung war die Kremlweka , die ihn direkt mit dem Kreml und mit Rudin verband. Die nächstwichtigste ging von einem KGB-grünen Apparat aus: die Wertuschka , über die Iwanenko die übrigen Politbüromitglieder und das Zentralkomitee erreichte. Über mehrere andere Telefone konnte er per Richtfunk mit den wichtigsten KGB-Dienststellen in der Sowjetunion und den osteuropäischen Staaten sprechen. Von einem weiteren Apparat ging eine Direktleitung zum Verteidigungsministerium und der GRU, dem militärischen Geheimdienst. An diesem Apparat nahm Iwanenko am drittletzten Juninachmittag des Jahres 1982 einen Anruf entgegen, auf den er zehn Tage lang gewartet hatte. Am anderen Ende der Leitung war ein Mann, der sich Arkadi nannte. Auf Anweisung von Iwanenko hatte die Vermittlung das Gespräch sofort zum KGB-Vorsitzenden durchgestellt. Die beiden Männer sprachen nur kurz miteinander.
    »Am besten unter vier Augen«, entschied Iwanenko. »Nicht jetzt, nicht am Telefon. Heute abend bei mir zu Hause.« Er legte den Hörer auf.
    Die wenigsten sowjetischen Spitzenfunktionäre nehmen Arbeit mit nach Hause. Die meisten Russen unterscheiden sorgfältig zwischen Dienst und Privatleben und sind bemüht, beides nicht miteinander zu verquicken. Je höher die berufliche Stellung, desto deutlicher die Trennung. Vergleichbar den Mafiabossen, mit denen sie eine bemerkenswerte Ähnlichkeit verbindet, vermeiden die Politbüromitglieder, ihre Angehörigen mit den im allgemeinen etwas zwielichtigen Geschäften, aus denen der dienstliche Alltag besteht, in Berührung kommen zu lassen.
    Iwanenko war anders – und das war der Hauptgrund für das Mißtrauen der ins Politbüro aufgestiegenen Apparatschiks. Er hatte aus einem triftigen Grund weder Frau noch Kinder. Er sonderte sich ab, während die anderen sich damit zufriedengaben,

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