Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
Das Politbüro unter Breschnews Führung hatte diesen Erpressungsversuch verächtlich zurückgewiesen, eine Serie von Schauprozessen inszeniert, die sich hauptsächlich gegen Juden richteten, und den sowjetischen Bedarf mit Hilfe von Handelskrediten in Großbritannien, der Bundesrepublik Deutschland und Japan gedeckt.
    »Bei einer netten kleinen Erpressung kommt es darauf an«, hatte Sir Nigel Irvine, der 1975 in Washington gewesen war, zu Bob Benson gesagt, »daß man wirklich etwas hat, das für das Opfer lebenswichtig ist und das es sich nicht anderswo beschaffen kann.«
    Poklewski hatte diese Bemerkung von Benson gehört und sie Präsident Matthews gegenüber wiederholt – allerdings ohne das Wort Erpressung zu verwenden.
    »Mr.   President, diesmal können die Sowjets ihren Weizen nicht anderswo kaufen. Unser Weizenüberschuß ist mehr als nur eine Handelsware. Er ist eine strategische Waffe! Er ist zehn Atombomberstaffeln wert. Auch wir würden nicht für Geld unsere Nukleartechnologie an Moskau verkaufen. Ich rate Ihnen dringend, machen Sie Gebrauch von den Vollmachten, die Ihnen das Shannon-Gesetz gibt.«
    Eine späte Reaktion auf den »Stachel« im Jahre 1977war 1980 die Verabschiedung des Shannon-Gesetzes durch den Kongreß gewesen. Dieses Gesetz ermächtigt die amerikanische Regierung, jedes Jahr das Vorkaufsrecht auf den amerikanischen Weizenüberschuß zu dem Durchschnittspreis zu erwerben, der am Tag der Ausübung dieses Vorkaufsrechts gilt.
    Die Weizenspekulanten hatten heftig protestiert, aber die Farmer waren einverstanden gewesen. Das Gesetz ließ die weltweit geforderten Getreidepreise weniger stark schwanken. In Überschußjahren hatten die Farmer zu wenig für ihren Weizen bekommen; in Mangeljahren war der Preis unverhältnismäßig angestiegen. Die Anwendung des Shannon-Gesetzes garantierte den Farmern einen fairen Preis, auf den die Spekulanten keinen Einfluß hatten. Außerdem bildete das Shannon-Gesetz eine wirkungsvolle Waffe bei Verhandlungen der Regierung mit Kaufinteressenten anderer Staaten, gleichgültig ob sie aggressiv oder demütig und arm waren.
    »Gut, ich werde das Shannon-Gesetz anwenden«, entschied Präsident Matthews, »und die Verwendung staatlicher Mittel zum Ankauf der zu erwartenden fünfzig Millionen Tonnen Weizenüberschuß genehmigen.«
    Poklewski hätte am liebsten laut gejubelt.
    »Das werden Sie nicht zu bereuen haben, Mr.   President! Diesmal müssen die Sowjets mit Ihnen direkt verhandeln, anstatt sich unsere Lieferungen durch Mittelsmänner zu erschleichen. Diesmal sitzen sie in der Klemme. Da kommen sie nicht so ohne weiteres raus!«
    Jefrem Wischnajew war anderer Meinung. Zu Beginn der Politbürositzung bat er darum, als erster sprechen zu dürfen, und fing auch gleich an:
    »Genossen, keiner von uns bestreitet, daß die bevorstehende Hungersnot mit allen Mitteln abgewendet werden muß. Keiner von uns bestreitet, daß die benötigten Getreidemengen im dekadenten kapitalistischen Westen vorhanden sind. Hier ist davon die Rede gewesen, daß uns nichts anderes übrig bliebe, als uns zu erniedrigen. Daß wir möglicherweise eine Schwächung unseres Militärpotentials und, als Folge davon, eine Verzögerung beim Vormarsch des Marxismus-Leninismus hinnehmen müßten, um an diese Weizenüberschüsse heranzukommen, mit denen die Zeit bis zur nächsten Ernte zu überbrücken ist.
    Genossen, ich bin anderer Auffassung. Ich fordere Sie auf, gemeinsam mit mir einen Kurs abzulehnen, der dazu führt, daß wir uns einer Erpressung beugen und unser großes Vorbild Lenin verraten. Es gibt da eine andere Möglichkeit – eine Möglichkeit, mit der wir erreichen können, daß die gesamte sowjetische Bevölkerung eine strikte Lebensmittelrationierung akzeptiert, daß es zu einem allgemeinen Aufschwung von Patriotismus und Opferbereitschaft kommt und daß die Disziplin herrscht, ohne die wir den unvermeidlichen Hunger nicht durchstehen können.
    Es gibt eine Möglichkeit, die es uns erlaubt, die für diesen Herbst zu erwartende kümmerliche Getreideernte zu verbrauchen, den Vorrat mit Hilfe unserer Reserven bis zum nächsten Frühjahr zu strecken, unsere Viehherden zu schlachten – und das alles, ohne die Amerikaner um Hilfe zu bitten. Wenn nämlich alles aufgebraucht ist, halten wir uns an Westeuropa, wo die Milch in Strömen fließt, wo es Fleisch- und Butterberge gibt, wo die Reserven von zehn reichen Staaten liegen.«
    »Wir kaufen sie auf?« erkundigte sich Außenminister

Weitere Kostenlose Bücher