Des Teufels Alternative
zurief. Der andere Mann nahm Drakes Paß entgegen, gab ihm einen Landausweis und deutete mit dem Kinn nach der offenen Tür, wo die Lichter von Odessa funkelten. Drake war durch!
Er hatte das Puschkindenkmal schon fast erreicht und konnte bereits erkennen, wie sich das Haupt des Dichters von dem Nachthimmel abhob, als zwei Gestalten sich aus der Dunkelheit unter den Platanen lösten.
»Hat’s Schwierigkeiten gegeben?« fragte Lasareff.
»Keine«, sagte Drake.
»Los, wir haben keine Zeit zu verlieren!« drängte Mischkin. Beide Männer trugen Aktentaschen, wie alle sowjetischen Männer sie zu tragen scheinen. Diese Taschen enthalten keineswegs Akten, sondern sind das männliche Gegenstück zu den »Vielleicht-Taschen«, den Einkaufsnetzen der sowjetischen Frauen. Diese Taschen verdanken ihren Namen der von jedem Sowjetbürger gehegten Hoffnung, auf einen Gebrauchsartikel zu stoßen, vor dem sich noch keine Schlange gebildet hat oder der noch nicht am Ausgehen ist. Mischkin, dessen Aktentasche größer war, ließ sich den Bildverstärker geben; Lasareff übernahm die Pistolen, die Reservemagazine und die Schachtel mit Gewehrmunition.
»Wir laufen morgen abend aus«, berichtete Drake. »Ich muß das Gewehr am Vormittag rausschmuggeln.«
»Verdammt noch mal«, sagte Lasareff zu Mischkin, »bei Tag ist das schwierig. Lew, du kennst dich hier am besten aus. Wo können wir uns treffen?«
Mischkin überlegte. »Ich weiß einen Durchgang zwischen zwei Kranreparaturwerkstätten«, sagte er schließlich.
Er beschrieb Drake die schmutziggrauen Werkstätten in der Nähe der Dockanlagen. »Der Durchgang ist kurz und schmal. Er führt vom Meer weg auf eine Wand zu. Du betrittst ihn um Punkt elf Uhr vom Hafen her. Wir kommen dir aus der anderen Richtung entgegen. Sollte sich außer uns noch jemand in ihm aufhalten, gehst du weiter, marschierst eine Runde um den Block und nimmst dann einen neuen Anlauf. Sobald wir allein sind, übernehmen wir das Gewehr.«
»Wie bringst du’s raus?« wollte Lasareff wissen.
»In einem Seesack zwischen Lammfelljacken«, antwortete Drake.
»Los, wir müssen verschwinden!« drängte Mischkin. »Ich höre jemand kommen!«
Als Drake an Bord der Sanadria zurückkehrte, hatten andere Zollbeamte Dienst, und er mußte eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen. Aber er hatte keine Schmuggelware bei sich. Am nächsten Morgen bat er Kapitän Thanos um Sonderurlaub, um so lange wie möglich mit seiner Verlobten zusammensein zu können. Thanos nickte verständnisvoll und ließ ihn gehen. Beim Zoll erlebte Drake einen unangenehmen Augenblick. Er wurde aufgefordert, seinen Tascheninhalt vorzuzeigen. Er stellte seinen Seesack ab, gehorchte wortlos und brachte vier Zehndollarscheine zum Vorschein. Der Zollbeamte, der schlechter Laune zu sein schien, drohte ihm mit dem Zeigefinger und beschlagnahmte die Devisen. Dafür ignorierte er den Seesack. Lammfelljacken waren anscheinend zulässige Schmuggelware; Dollarscheine waren es nicht.
Der schmale Durchgang war leer. Mischkin und Lasareff kamen von der einen Seite, Drake von der anderen. Mischkin beobachtete die Straße hinter Drake; als die Männer aneinander vorbeigingen, sagte er »Her damit!«, und Drake verlagerte den Seesack auf Lasareffs Schulter.
»Macht’s gut!« sagte er im Weitergehen. »Wir sehen uns in Israel.«
Sir Nigel Irvine gehörte drei Clubs im Westen Londons an. Er entschied sich für Brook’s , als er Barry Ferndale und Adam Munro zum Abendessen einlud. Wie üblich, wurde das ernste Thema des Abends erst angeschnitten, nachdem sie den Speisesaal verlassen und sich in die Bibliothek zurückgezogen hatten, wo Kaffee, Portwein und Zigarren gereicht wurden.
Sir Nigel hatte den Oberkellner gebeten, ihm seine Lieblingsecke bei den auf die St. James Street hinausführenden Fenstern zu reservieren, und die vier großen ledernen Klubsessel standen für die Gäste bereit. Munro trank Cognac mit Wasser; Ferndale und Sir Nigel hatten sich eine Karaffe des hervorragenden Clubportweins auf das Tischchen zwischen ihnen stellen lassen. Schweigen herrschte, während der Kaffee getrunken und die Zigarren angezündet wurden. Von den Wänden blickten die »Dilettantes«, eine Gruppe von Lebemännern des 18. Jahrhunderts, auf sie herab.
»Wo drückt Sie der Schuh, Adam?« erkundigte Sir Nigel sich schließlich. Munro sah kurz zur nächsten Sitzgruppe hinüber, wo sich zwei hohe Beamte unterhielten. Falls die beiden gute Ohren hatten,
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