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Des Teufels Alternative

Des Teufels Alternative

Titel: Des Teufels Alternative Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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stapften mit einem Dutzend Kameraden die Gangway hinunter und marschierten zur Hafenausfahrt. Drake trug eine seiner besten Lammfelljacken, obwohl es ziemlich warm war. Konstantin hatte eine Segeltuchtasche mit zwei Flaschen besonders gutem Scotch umhängen.
    Das gesamte Hafengebiet ist von der Stadt und deren Einwohnern durch einen hohen Maschendrahtzaun mit Stacheldrahtkrone und Bogenlampen abgeriegelt. Tagsüber stehen die Hafentore offen, und die Durchfahrt ist lediglich durch einen rot-weißen Schlagbaum gesperrt, an dem die hereinkommenden und hinausfahrenden Lastwagen von einem Zollbeamten und zwei Milizionären kontrolliert werden.
    Mitten in der Einfahrt steht ein langes, schmales Abfertigungsgebäude mit zwei Türen, von denen die eine diesseits, die andere jenseits des Maschendrahtzauns liegt. Die Männer der Sanadria betraten das Gebäude unter Konstantins Führung durch die Hafentür. Hinter einer langen Theke wartete ein Zollbeamter; die Paßkontrolle war mit einem weiteren Beamten und einem Milizionär besetzt. Alle drei wirkten verschlampt und schienen sich außerordentlich zu langweilen. Konstantin ging auf den Zollbeamten zu und stellte seine Umhängetasche auf die Theke. Der Uniformierte öffnete sie und zog eine Flasche Whisky heraus. Konstantin machte ihm ein Zeichen, daß er sie als Geschenk behalten solle. Der Zollbeamte rang sich freundliches Nicken ab und stellte die Flasche unter die Theke.
    Konstantin legte Drake einen muskulösen Arm um die Schultern und deutete auf den Engländer.
    »Dreek«, sagte er breit grinsend. Der Zollbeamte gab durch ein Nicken zu erkennen, daß er verstand, daß der andere ein Freund des Griechen war und als solcher behandelt werden sollte. Drake grinste ebenfalls übers ganze Gesicht. Er trat einen Schritt zurück und musterte den Uniformierten wie ein Maßschneider. Dann trat er vor, schlüpfte aus seiner Lammfelljacke und hielt sie dem Mann hinter der Theke hin, während er ihm bedeutete, daß sie beide die gleiche Größe hätten. Der Zollbeamte machte sich nicht die Mühe, die Jacke anzuprobieren; sie war ein gutes Stück und mindestens ein Monatsgehalt wert. Er lächelte dankend, legte die Jacke unter die Theke und ließ die ganze Gruppe mit einer Handbewegung passieren.
    Der Paßbeamte und der Milizionär zeigten keinerlei Überraschung. Die zweite Flasche Whisky war für sie bestimmt. Die Besatzungsmitglieder gaben ihre Seefahrtsbücher ab – Drake legte seinen Reisepaß hin – und erhielten dafür einen Landausweis aus der Ledertasche, die der Beamte umhängen hatte. Wenige Minuten später traten die Männer der Sanadria am anderen Ende des Abfertigungsgebäudes in den Sonnenschein hinaus.
    Drake war in einem kleinen Café im Hafenviertel verabredet. Es lag in einer der alten kopfsteingepflasterten Straßen unweit des Puschkindenkmals, wo das Gelände vom Hafen zur Stadt hinauf ansteigt. Er fand es nach halbstündigem Umherirren, nachdem er sich von seinen Kameraden mit der Ausrede getrennt hatte, er sei mit seiner Freundin verabredet.
    Konstantin hatte nichts dagegen; er mußte sich mit seinen Freunden aus der Unterwelt in Verbindung setzen, um seinen Seesack voller Jeans loszuwerden.
    Kurz nach Mittag erschien Lew Mischkin an dem Treffpunkt. Wachsam und vorsichtig setzte er sich an einen freien Tisch, ohne sich anmerken zu lassen, daß er Drake erkannte. Als er seinen Kaffee ausgetrunken hatte, stand er auf und verließ das Lokal. Drake folgte ihm. Erst als die beiden den breiten, am Meer entlangführenden Primorski-Boulevard erreicht hatten, verlangsamte Mischkin seine Schritte, so daß Drake ihn einholen konnte. Sie sprachen im Gehen miteinander.
    Drake war bereit, noch am gleichen Abend die Pistolen in seinem Hosenbund und den Bildverstärker in einer Umhängetasche zwischen zwei klirrenden Whiskyflaschen versteckt herauszuschmuggeln. Um diese Zeit pflegten viele Besatzungen westlicher Schiffe den Zoll zu passieren, um den Abend in den Hafenbars zu verbringen. Damit die Pistolen in seinem Gürtel nicht auffielen, würde Drake wieder eine Lammfelljacke tragen, und in der Abendkühle war es ganz verständlich, daß er die Jacke zugeknöpft ließ. Mischkin und sein Freund wollten in der Dunkelheit am Puschkindenkmal auf Drake warten, um die Waffen zu übernehmen.
    Kurz nach 20   Uhr kam Drake mit der ersten Ladung durch den Zoll. Er salutierte grinsend vor dem Zollbeamten, der ihn weiterwinkte, während er seinem Kollegen an der Paßkontrolle etwas

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